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Bundesjugendspiele in der Kritik: Ein Sportevent, das mehr zu bieten hat als Sieger
Dass diese sportliche Institution in der Grundschule inzwischen mehr Wettbewerb als Wettkampf ist, stört viele. Als Gesellschaft profitieren wir aber viel mehr, wenn nicht nur die Besten im Fokus stehen.

Stand:
Es gibt sie also tatsächlich noch, die Bundesjugendspiele. Davon konnte ich mir diese Woche als Vater selbst ein Bild machen. Zuletzt konnte man ja das Gefühl bekommen, dass die Institution der körperlichen Ertüchtigung für Grundschülerinnen und Grundschüler gänzlich eingedampft wurde. Bundeskanzler Friedrich Merz forderte Anfang des Jahres, als er noch nicht in diesem Amt war, dass die Bundesjugendspiele wieder eine Leistungsschau sein sollten.
Der Ansatz, dass es sich jetzt eher um einen Wettbewerb als um einen Wettkampf handelt, hat zu intensiven Diskussionen geführt. Bis zu dem Eindruck beim einen oder anderen, dass es jetzt endgültig vorbei ist mit der deutschen Wettbewerbsfähigkeit im Leistungssport.
Bei den Bundesjugendspielen wurden beeindruckende Zeiten und Weiten gemessen. In jeder Altersgruppe wollten Kinder über sich hinauswachsen und ihren Mitschülerinnen und -schülern sowie den Lehrkräften zeigen, was sie im Sportverein oder in ihrer Freizeit gelernt haben.
Unterstützung, die es auf dem Schulhof nicht gibt
Und wenn der Sprung oder der Wurf unter den eigenen Vorstellungen geblieben ist, war der Frust umso größer. Der Wettkampfgedanke wird hier weiterhin gelebt, auch wenn die Siegerinnen und Sieger vielleicht nicht ganz so auf ein Podest gehoben werden, wie es in früheren Jahren mal der Fall war.
Spannend war aber vor allem zu sehen, wie groß die Unterstützung war, die gerade Kinder erfahren haben, die eher selten sportlich aktiv sind. Wenn sich die 800 Meter schon nach der ersten von zwei Runden wie ein Marathon anfühlen, hilft lautstarke Unterstützung ungemein. Bei einigen Kindern war zu spüren, dass sie zu Leistungen imstande sind, die sie sich selbst gar nicht zugetraut haben. Auch, weil sie zu Hause womöglich dieses Gefühl nie vermittelt bekommen haben.
Bundesjugendspiele in dieser Form sind wichtig, weil sie eben das zu bieten haben, was im Schulalltag häufig zu kurz kommt. Es bräuchte mehr solcher Events der gegenseitigen Wahrnehmung und des Respekts. Denn daran mangelt es uns als Gesamtgesellschaft enorm.
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