
Mittelfinger-Geste: Carlo Ancelotti ist mehr Opfer als Täter
Carlo Ancelotti kommt nach seiner Mittelfinger-Geste mit einer kleinen Geldstrafe davon - und das ist auch gut so. Ein Kommentar.

Sicher, Fußball wäre stinklangweilig, würde nicht ein bisschen gepöbelt und gepestet. Vor allem, wenn es in den letzten Sekunden eines Spiels so hoch hergeht wie am vergangenen Samstag zwischen Hertha BSC und Bayern München. Man sollte dem Fußball zugestehen, dass er auch Ort für jene ist, die ein wenig aus der gesellschaftlichen Konformität ausbrechen wollen. Die Betonung liegt dabei auf ein wenig. Wenn aber entrüstete Fans, wie offenbar am Samstag in Berlin der Fall, einen Gegner sowie einen Unparteiischen anspucken, ist das niederträchtig und gehört gewiss nicht auf einen Fußballplatz.
Es war falsch, dass Bayerns Trainer Carlo Ancelotti den spuckenden Fans den Mittelfinger zeigte. Der Mann passte sich dadurch dem tiefen Niveau dieser Zuschauer an. Aber wer kein Herz aus Stein hat, der kann nachvollziehen, dass der Italiener die Contenance verlor.
Deswegen wiederum ist es richtig, dass Ancelotti nun mit einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro, die an die Sepp-Herberger-Stiftung gehen, davonkommt. 5000 Euro sind für Ancelotti ein geradezu lächerlicher Betrag. Aber dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ging es ohnehin um die symbolische Geste, dass so ein Vergehen nicht gänzlich unbestraft bleiben kann. Mehr noch aber wollte der DFB mit der Einstellung des Ermittlungsverfahrens deutlich machen, dass Ancelotti in Berlin mehr Opfer als Täter war.
Spenden der Sepp-Herberger-Stiftung gehen im Übrigen unter anderem in die Bereiche Resozialisierung von Strafgefangenen sowie Behindertenfußball. Vielleicht ließen sich für die guten Zwecke sogar noch mehr Gelder sammeln – indem man die Spucker ausfindig macht und ebenfalls bestraft.