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Duell der Strategen. In der Champions League treffen Vincent Kompany (links) und Xabi Alonso mit ihren Teams aufeinander.

© IMAGO/Nico Herbertz/IMAGO/Herbertz / Nico Herbertz

Wenn die Emotionen außer Kontrolle geraten: Bayern und Bayer fühlen sich gerüstet für das große Duell

Am Wochenende haben Bayern München und Bayer Leverkusen gezeigt, dass sie in der Bundesliga eine Klasse für sich sind. Ihr Duell in der Champions League scheint offen wie nie.

Stand:

Der Begriff „Glitsch“ ist in der deutschen Sprache bisher nicht bekannt. Gibt man ihn bei der Onlinesuche des Dudens ein, werden lediglich „Glitsche“ (landschaftlich für Schlitterbahn) und „glitschen“ (umgangssprachlich für rutschen, gleiten) vorgeschlagen. Irgendwas in dieser Richtung war vermutlich gemeint, als Vincent Kompany (Muttersprache: Französisch) am Freitagabend sagte: „Das war wie ein Glitsch.“

Es rutschte quasi von alleine, als der belgische Trainer des FC Bayern München kurz vor Schluss des Spiels die Seitenlinie entlang sprintete. Der eingewechselte Kingsley Coman hatte gerade mit dem Tor zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart die letzten Zweifel am Auswärtssieg der Münchner beseitigt.

Das Duell in der Champions League steht über allem

An der Eckfahne verschwand Coman in einem Knäuel aus menschlichen Körpern, von denen einer auch Vincent Kompany gehörte. „Auf einmal war ich da“, erzählte Bayerns Trainer später. „Ich wollte das überhaupt nicht. Das war einfach Emotion.“

Wir sind nicht so dumm, zu denken: Wir sind Favorit.

Xabi Alonso, Leverkusens Trainer 

Dass Kompany seine Körperfunktionen nur noch bedingt unter Kontrolle hatte, lässt auf einen gewissen emotionalen Überdruck schließen, der irgendwie entweichen musste. Verwunderlich ist das nicht. In den kommenden zehn Tagen stehen für die Bayern zwei wegweisende und entsprechend emotional herausfordernde Fußballspiele an: Im Achtelfinale der Champions League treffen sie auf den Deutschen Meister Bayer Leverkusen.

Selbst die beiden Bundesliga-Spitzenspiele des Wochenendes – Stuttgart gegen Bayern und Frankfurt gegen Leverkusen – waren im Grunde nichts anderes als ein Prolog für das Duell der beiden deutschen Giganten auf der europäischen Bühne. Seit der Auslosung vor zehn Tagen dreht sich alles nur noch um ihr Aufeinandertreffen in der Champions League.

Am Mittwoch (in München) und am Dienstag der Woche darauf (in Leverkusen) werden sich die mit Abstand besten deutschen Mannschaften gegenüberstehen. Dass Bayern und Bayer im Moment eine Klasse für sich sind, haben sie am Wochenende noch einmal auf beeindruckende Weise gezeigt.

Bayer und Bayern sind der nationalen Konkurrenz enteilt

Die Münchner siegten – nach anfänglichen Schwierigkeiten – 3:1 beim Vizemeister VfB Stuttgart. „Wir sind bereit“, lautete ihre Botschaft an den Konkurrenten aus dem Rheinland. „Wir auch!“, entgegneten die Leverkusener tags darauf mit einem überzeugenden 4:1-Erfolg beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt.

Wir haben gekämpft, als wir kämpfen mussten.

Vincent Kompany, Trainer des FC Bayern München

Nirgendwo in der Tabelle der Bundesliga ist die Kluft so groß wie zwischen Platz zwei und drei. Elf Punkte liegen zwischen den Leverkusenern als Zweitem und den Frankfurtern, die gerade nacheinander gegen Bayern und Bayer gespielt haben – und beide Male je vier Gegentore kassierten. „Das sind Gegner auf einem anderen Niveau“, sagte Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche.

Der zweitgrößte Punkteabstand in der Tabelle klafft zwischen Platz eins und zwei. Aber das täuscht ein wenig über die realen Kräfteverhältnisse zwischen Bayern und Bayer hinweg. Leverkusens Trainer Xabi Alonso sagt zwar vor dem direkten Duell: „Wir sind nicht so dumm, zu denken: Wir sind Favorit.“ Für ihn ist der FC Bayern nach wie vor – oder wieder – „die beste Mannschaft in Deutschland“.

Zuletzt war es denkbar knapp

Die bessere Form aber haben im Moment die Leverkusener. Der Sieg in Frankfurt ging ihnen deutlich leichter vom Fuß als den Bayern der Erfolg in Stuttgart. Der VfB war nach Aussage von Vincent Kompany in der ersten halben Stunde „klar besser“ und führte auch verdient mit 1:0. Nach dem Rückstand aber habe sein Team Energie und Charakter gezeigt: „Wir haben gekämpft, als wir kämpfen mussten.“

Leverkusens Granit Xhaka geht optimistisch in das Champions-League-Duell gegen den FC Bayern München.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Dass die Künstler kämpfen, wird vermutlich auch am Mittwoch (und am Dienstag darauf) erforderlich sein. Dreimal sind Bayern und Bayer in dieser Saison bereits aufeinandergetroffen, in allen drei Spielen ging es denkbar knapp zu.

Die beiden Duelle in der Liga endeten jeweils unentschieden. Im Pokal setzte sich Leverkusen mit dem denkbar knappsten Resultat (1:0) durch, entscheidend begünstigt vermutlich durch den Umstand, dass Bayern nach dem Platzverweis gegen Manuel Neuer 75 Minuten in Unterzahl spielen musste.

Aus dem deutlichen Vorsprung der Münchner in der Tabelle lässt sich daher für die anstehenden Duelle in der Champions League nur wenig ableiten. „Wir sind stabil genug, um Bayern zu ärgern“, sagt Leverkusens Mittelfeldspieler Granit Xhaka. „Champions League ist immer ein bisschen emotionaler. Die emotionale Kontrolle zu haben, ist wichtig: Fünf schlechte Minuten, und du bist weg.“

Xabi Alonso, Xhakas Trainer, hat bereits angekündigt: „Wir bleiben cool.“

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