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Eine Münchner Jubeltraube um Harry Kane (M), ein gewohntes Bild zum Saisonstart.

© Sven Hoppe/dpa

Von wegen Hoffenheim: Beim FC Bayern München ist die Euphorie zurück

Den ersten großen Saisontest gegen den Klub-Weltmeister bestehen die Bayern eindrucksvoll. Das Außenseiter-Gerede verstummt, ein Gefühl besonderer Stärke baut sich auf.

Von Klaus Bergmann

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Nach seinem Interview-Marathon kam Harry Kane schwer bepackt mit Tüten und der „Player-of-the-Match“-Trophäe um Mitternacht endlich bei seiner in den Stadion-Katakomben wartenden Familie an. Von Ehefrau Katie gab es nach dem Doppelpack an diesem speziellen englischen Fußball-Abend für den Torjäger mit dem 3:1 (2:1) gegen den entzauberten Klub-Weltmeister FC Chelsea einen Kuss. Und über den silbernen Pokal werde sich daheim sein Sohn freuen, berichtete Papa Kane lachend: „Er mag diese Trophäen.“

Es war nur ein erster Schritt. Und doch fühlte sich der 22. Auftakterfolg in Serie des FC Bayern in der Champions League größer an. Kane und Co. ließen die von Vereinspatron Uli Hoeneß aufgebrachte Außenseiter-Debatte verstummen. Die Bayern präsentieren sich zu Beginn des zweiten Jahres unter Trainer Vincent Kompany in bestechender Spätsommer-Form. 

Matchwinner Kane schwärmte von „einer Top-Leistung gegen einen richtig guten Gegner“. Englands Kapitän sprach von „einem guten Spiel vom Anfang bis zum Ende. Dominant mit dem Ball. Es war High Level – und der größte Test bis jetzt.“ Sechs Pflichtspiele, sechs Siege, 22:6 Tore – die Bayern sind im Flow. 

Manuel Neuer klang geradezu euphorisch, als er den stimmungsvollen Abend einordnete. Ihn habe „die Souveränität“ beeindruckt, sagte der Kapitän. Auch nach Chelseas 1:2 durch Cole Palmer wankten die Münchner nicht. „Wir reiten auf einer positiven Welle. Chelsea ist jetzt keine Hausaufgabe, Chelsea ist ein Brocken. Es ist schon eine Krönung, wie wir gespielt und sie niedergerungen haben“, sagte der 39 Jahre alte Champions-League-Veteran. 

Neuers besondere Sieg-Marke

Im Gegensatz zu Kane gab es für den Torwart keine Trophäe für eine ganz besondere Leistung. Es war Neuers 100. Sieg in der Champions League. „Das ist natürlich eine schöne Zahl“, sagte Neuer. Nur Cristiano Ronaldo (115 Siege), Neuers langjähriger Weggefährte Thomas Müller (110) und der spanische Torwart Iker Casillas (101) haben diese besondere Marke vor ihm erreicht. 

Kompany schätzt sich glücklich, „große Vorbilder“ wie Neuer und Kane in seinem Team zu haben. Der Trainer predigt schließlich tagein, tagaus harte Arbeit – und die beiden Ü30-Stars leben diese Haltung professionell vor. 

„Er wird nicht mehr gelobt bei uns in der Kabine. Die Tore sind Standard bei ihm.

Joshua Kimmich über Torjäger Harry Kane

Kane war gegen Chelsea der Vorarbeiter auf dem Rasen. Sein Spiel ist nicht auf Tore reduziert. Er kreiert Chancen für die Kollegen. Er schafft Räume. Dazu macht er viele Meter. „Man muss Harry einfach nur beim Arbeiten zuschauen. Wie er mit dem Team arbeitet, wie er alle Wege geht. Dafür wird er belohnt. Dass er einer ist, der immer das Tor findet, darüber müssen wir nicht reden“, sagte Kompany.

Zehn Tore hat Kane in der gerade angelaufenen Spielzeit schon wieder erzielt. Ist da ein Doppelpack überhaupt noch etwas Besonderes für ihn? „Natürlich. Auch ein Tor ist besonders. Es ist das absolut schönste Gefühl“, sagte Kane. 

„Er wird nicht mehr gelobt bei uns in der Kabine“, scherzte Joshua Kimmich über den Fließband-Torschützen: „Die Tore sind Standard bei ihm.“ Auch an Kimmich war abzulesen, dass dieses Bayern-Ensemble mit dem recht dünnen Kader wohl auch durch die gemeinsamen Wochen bei der Klub-WM im Sommer in den USA zu einem harmonischen Kollektiv zusammengewachsen ist. 

Kimmich sprach mit höchster Zufriedenheit von „einer reifen, einer erwachsenen Vorstellung“ gegen ein europäisches Topteam: „Die Energie ist schon besonders. Und jeder weiß, was er auf dem Platz zu tun hat.“ 

Die erste Elf ist eingespielt und gespickt mit Einzelkönnern wie Kane, Neuer, Kimmich oder auch Michael Olise, dem besten Einkauf von Sportvorstand Max Eberl. „Wenn alle gesund und fit sind, haben wir eine Top-Mannschaft“, sagte Kimmich. Erleichtert waren darum noch am Abend alle, dass Verteidiger Josip Stanisic sich offenkundig nicht ernsthafter am Knie verletzt hat. 

Wie lange und wie weit können die Bayern auf ihrer Welle reiten? „Wir haben schwierige Spiele vor uns, auswärts in Paris, bei Arsenal. Darum war es wichtig, ein großes Team zu schlagen“, sagte Kane nach dem Auftakt der bis Januar 2026 dauernden Ligaphase. Die Arbeit höre nicht auf, sagte der ehrgeizige Kompany: „Der Sieg gibt ein gutes Gefühl. Man kann viele schöne Geschichten schreiben, wie schön unser Saisonstart war. Aber darum geht es nicht.“ (dpa)

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