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Viele würden Freiburgs Coach Christian Streich den Titel gönnen.

© dpa

Pokalfinale SC Freiburg - RB Leipzig: Chancenreicher Underdog gegen Minimalfavorit

Das DFB-Pokalfinale in Berlin ist eine große Chance für zwei Klubs, die ein erster großer Titel entscheidend weiterbringen könnte.

Noch am Freitagmittag wurde aufgeräumt rund um das Berliner Olympiastadion. Es wurden die Scherben zusammengekehrt, die nach dem dem finalen Auftritt von Hertha BSC im ersten Relegationsspiel noch zurückgeblieben waren. Und während Berlins Bundesligist erst am Montag im Rückspiel in Hamburg versuchen kann, seinen Scherbenhaufen aufzukehren, musste es am Olympiastadion schneller gehen mit den Aufräumarbeiten – und vor allem Vorbereitungen.

Denn nach der Relegation ist in Berlin vor dem Pokalfinale. Und das ist diesmal für viele Fans vielleicht nicht die ganz große, aber eine ganz interessante Nummer inmitten aller Titel-Tristesse im deutschen Profifußball, in der ja meist die Bayern an allen Fronten vorn sind: Der neue DFB-Pokalsieger von Berlin wird seinen ersten Titel feiern, weder der fast 120 Jahre alte SC Freiburg noch das junge Rasenballsport Leipzig haben bislang so einen großen gewonnen.

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Es kann viel passieren am Sonnabend (20 Uhr/ARD) und das öffentliche Vorspiel am Freitag war von Anspannung geprägt. Beide Teams wissen, was auf dem Spiel steht. Christian Streich, der hemdsärmelige Südbadener, gab den Ganzen wieder mal einen auflockernden Touch.

Allein, wie Freiburgs Trainer das Wort „Leverkusen“ (Freiburg-Bezwinger im letzten Bundesligaspiel der Saison) ausspricht („Läberkuse“, oder auch „Leberkäse“), hat Unterhaltungswert und so was ist auch ein Markenzeichen des SC Freiburg, dem Klub, der sich volksnah gibt. „Ich denke, morgen werden uns 40.000 Zuschauer unterstützen“, sagte Streich. „Ich kenne viele Menschen, die hinfahren.“ Aber bestimmt nicht alle 40.000, oder? „Bei aller Freude auf das Spiel müssen wir fokussiert sein und das Bestmögliche auf dem Platz zeigen“, sagte Streich.

In der Liga gingen in dieser Saison beide Spiele zwischen Freiburg und Leipzig 1:1 aus, aber was heißt das schon: Ein chancenreicher Underdog aus dem Süden steht dem, zuletzt etwas angekratzten Minimal-Favoriten aus Sachsen gegenüber, für den am Sonnabend ein Befreiungsschlag möglich ist. Denn natürlich leiden die Leipziger unter ihrem Image, nur eine Filiale eines österreichischen Getränkemultis zu sein. Sie könnten sich mit einem Titel emanzipieren vom Ruf der hochfinanzierten Erfolglosigkeit. Zwei Endspiele in Berlin haben sie verloren.

Wird Leipzig der erste ostdeutsche Titelträger im Fußball nach der Wende?

Peter Gulacsi, schon sieben Jahre im Leipziger Tor, war beide Male dabei. Der Mannschaftskapitän sagte: „Der Hunger ist groß, wir werden alles geben, damit wir das schaffen.“ Alles andere wäre auch blöd aus Leipziger Sicht. Sie könnten übrigens als erstes Team aus dem Osten der Republik im deutschen Profifußball nach der Wende einen Titel holen. „Es wäre was ganz Großes für Leipzig und die Region“, sagte Gulacsi.

Leipzigs Trainer Domenico Tedesco redete hingegen den Gegner stark, mit Lob für den Kollegen aus Freiburg. „Ich glaube Christian, du bist einfach nicht mehr wegzudenken. Die Freiburger machen sehr, sehr clevere Sachen. Der Transfer von Matthias Ginter spricht für sich, das ist kein kleiner Verein mehr, das ist ein deutscher Topverein.“

Das war des Guten fast schon zu viel, Streich aber war gerührt und sagte: „Wenn wir beide gewinnen könnten, wäre das schön. Und wenn wir nicht gewinnen, geht die Welt nicht unter.“ Hoffentlich nicht.

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