zum Hauptinhalt
Giulia Gwinn trieb das DFB-Team durchgehend an und feierte auch fußballerisch ein übrezeugendes Comeback.

© dpa/Marius Becker

Update

„Wir haben die Effizienz sehr vermissen lassen“ : Giulia Gwinn führt DFB-Team zu 1:0-Sieg gegen Frankreich

Die deutschen Fußballerinnen zeigen angeführt von Kapitänin Gwinn einen starken Auftritt im Halbfinalhinspiel der Nations League. Letztlich sorgt Klara Bühl für die Erlösung.

Stand:

Für Giulia Gwinn war es am Freitagabend aus zweierlei Hinsicht eine besondere Situation. Erstens, weil es in einem Halbfinale immer um etwas geht. Solche Spiele seien Duelle, auf die man sich am allermeisten freue, wie die deutsche Nationalspielerin im Vorfeld des Nations-League-Duells mit Frankreich sagte.

Der zweite Punkt, und das ist womöglich der wichtigere aus Sicht von Giulia Gwinn, ist der, dass sie zum ersten Mal seit der EM wieder im Dress des deutschen Fußball-Nationalteams auflaufen durfte. Rund dreieinhalb Monate ist es her, dass sie sich im damaligen Auftaktspiel gegen Polen am Knie verletzte. Beim 1:0 (0:0)-Sieg im Hinspiel des Nations-League-Halbfinales feierte die Kapitänin nun ihr Comeback. „Es ist sehr, sehr schön, wieder zurück zu sein und das vor heimischer Kulisse“, sagte Gwinn nach Abpfiff und bescheinigte ihrem Team eine „super Leistung“.

In der Düsseldorfer Arena war die Spielerin des FC Bayern ganz in ihrem Element und spielte so, als sei sie nie weggewesen: Sie trieb ihr Team vor 37.191 Zuschauenden schon lautstark an, als das Spiel noch nicht mal angepfiffen war. Sie startete einen Tiefenlauf nach dem nächsten auf ihrer gewohnten rechten Abwehrseite und führte Zweikämpfe auf eine Art, die keine Zweifel daran ließen, dass sie der Stabilität ihres Knies wieder vollständig vertraute.

Nach den Kreuzbandrissen von Lena Oberdorf und Giovanna Hoffmann geht, so scheint es, derzeit etwas die Angst bei Profifußballerinnen vor dem gleichen Schicksal um. Die beiden verletzten Nationalspielerinnen waren in Düsseldorf in Form von Trikots auf dem Boden beim deutschen Teamkreis symbolisch dabei und schienen für die Extraportion Motivation zu sorgen.

Die deutschen Fußballerinnen zeigten nämlich eine ganz starke erste Halbzeit und dominierten, entgegen aller Erwartungen im Vorfeld, von Beginn an das Spielgeschehen. Das Team von Bundestrainer Christian Wück präsentierte sich in der Defensive extrem aufmerksam und überzeugte auch mit der deutlich reiferen Spielanlage. Nach 45 Minuten hätte Deutschland durch Chancen von Nicole Anyomi, Sjoeke Nüsken und Klara Bühl eigentlich schon mehrfach treffen müssen.

Die Französinnen, von Wück als absolute Topnation im Frauenfußball bezeichnet, konnten nach 20 Minuten nur eine gute Gelegenheit verzeichnen, als Franziska Kett ein Stellungsfehler bei einem Freistoß unterlief und Delphine Cascarino diesen fast bestrafte.

DFB-Team vergibt allein in Halbzeit eins drei Großchancen

Derweil deutete Gwinn mit ihrer starken Leistung an, was spielerisch bei der EM mit ihr möglich gewesen wäre. Mit ihrem Offensivdrang und dem Zusammenspiel mit Carlotta Wamser eine Position vor ihr, erzeugte das DFB-Team immer wieder Druck nach vorne. So bereitete Gwinn schon nach drei Minuten die Großchance von Nüsken per Steckpass in den Strafraum vor, dessen Schuss Frankreichs Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin aber gerade noch so parieren konnte.

Gwinn, die beim kämpferischen und hochemotionalen EM-Halbfinalsieg im vergangenen Juli nur von der Bank aus hatte zusehen können, stellte am Freitag unter Beweis, dass sie auf allerhöchstem Niveau schon wieder bestehen kann – trotz der langen Ausfallzeit. Die 26-Jährige bereite auch nach dem Seitenwechsel eine Großchance von Nüsken mit einer Flanke vor, diesmal scheiterte ihre Mitspielerin per Kopfball, den sie wenige Zentimeter neben das Tor setzte.

Über 90 Minuten reichte es noch nicht für Gwinn. Nach einer Stunde verließ sie den Platz, wohl aus Gründen der Belastungssteuerung. Und so musste sie von draußen mitansehen, wie ihr Team eine Chance nach der anderen vergab. Nachdem Anyomi nach 57 Minuten die erste große Möglichkeit nach Zuspiel von Franziska Kett ausgelassen hatte, scheiterte Nüsken noch zwei weitere Male, teilweise frei vor dem Tor. „Das Einzige, was wir heute sehr haben vermissen lassen, war die Effizienz vor dem Tor. Es hätte das ein oder andere Tor mehr sein müssen“, meinte Gwinn später.

Zehn Minuten vor Ende war es schließlich Klara Bühl, die für die große Erlösung sorgte. Nach einem langen Flugball zog sie in die Mitte und schloss mit einem satten Schuss aus rund 18 Metern ins linke untere Eck ab. Anschließend rannte sie zu Giulia Gwinn an die Seitenlinie, die das Trikot mit der Nummer sechs trug, das eigentlich für Lena Oberdorf gedacht war. Bühl hielt derweil die Nummer 18 in die Luft – das Trikot von Giovanna Hoffmann.

Giulia Gwinn (li.) und Klara Bühl mit den Trikots ihrer verletzten Teamkolleginnen Lena Oberdorf und Giovanna Hoffmann.

© dpa/Marius Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })