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Ey Jungs, passt doch auf!: Christiane Wück und ihr Trainingsrückstand beim Gendern
Ob der Bundestrainer die deutschen Nationalspielerinnen nun Jungs oder Mädels nennt, ist doch einerlei. Hauptsache, es klappt mit dem EM-Pokal. Gendern scheint jedenfalls komplizierter als eine gute Viererkette.

Stand:
Man stelle sich folgende Situation vor: Sabrina Wittmann, Cheftrainerin des Männerteams vom FC Ingolstadt, coacht eine Trainingseinheit kurz vor einem wichtigen Fußballspiel in der Dritten Liga. Dann läuft etwas schief und ihre Spieler machen nicht das, was Wittmann ihnen aufgetragen hat. „Ey Mädels, passt doch auf“, schreit sie über den Platz.
Ihre Spieler drehen sich etwas verwundert um, müssen kurz lachen und spielen schließlich die Pässe, die von ihnen verlangt worden waren. Ob sie nun Mädels oder Jungs genannt werden, was soll die Haarspalterei? Ihre Trainerin Wittmann bemüht sich ja schließlich, das mit dem Gendern hinzubekommen. Gut Ding will Weile haben. Immerhin hat Wittmann die ersten zwölf Jahre in ihrer Trainerinnenkarriere Mädchen- oder Frauenteams gecoacht. Da ist es doch ganz normal, dass sie sich erst mal umstellen muss.
Ein unrealistisches Gedankenspiel? Vielleicht. Möglicherweise aber auch nur im Männerfußball. Denn in der Realität würden die meisten ihrer Spieler Wittmann wohl den Vogel zeigen und darauf bestehen, richtig angesprochen zu werden.
Im Frauenfußball allerdings nimmt man solche Situationen oftmals mit Humor. Kein Wunder, dort kommen sie ja auch ständig vor. Was bleibt einem also anderes übrig?
Das passiert schon mal auf dem Platz, wenn ich sage: Ey Jungs, passt doch auf!
Christian Wück, Bundestrainer
Sogar Bundestrainer Christian Wück scheint mit dem Gendern noch so seine Probleme zu haben. „Ich bemühe mich. Wenn ich es mal vergesse, korrigiere ich mich aber auch nicht“, erklärte der 52-Jährige kürzlich und ergänzte lächelnd: „Das passiert schon mal auf dem Platz, wenn ich sage: Ey Jungs, passt doch auf!“ Ein klassischer Trainingsrückstand eben. Ob ihm Ähnliches wohl auch beim Kicken mit seinen zwei Töchtern im Garten passiert?
Glück für ihn jedenfalls, dass seine „Mädels“ im Nationalteam das ganz locker sehen. Und wer weiß: Vielleicht sprechen sie ihn im Gegenzug ja auch mal mit Christiane an. Was soll’s, Fehler passieren.
„Ich glaube, die denken da nicht groß drüber nach. Die lachen sich eher kaputt, wenn das ich sage“, meint Wück. Man muss es ihm wohl einfach nachsehen, er coacht eben zum ersten Mal ein Frauenteam und hatte zuvor hauptsächlich mit angehenden Fußballern zu tun.
Die Hauptsache ist doch, dass er am Donnerstag die richtigen 23 Frauen für die anstehende Europameisterschaft in der Schweiz nominiert. Und spätestens, wenn das DFB-Team den Pokal am Ende in die Höhe reckt, klappt es ganz sicher auch mit dem Gendern. Denn dann wird er ganz bestimmt sagen: „Ey Mädels, habt ihr super gemacht!“
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