
© DSM/Christoph Koestlin
Clueso und die Paralympics: Der Moment, für den es sich lohnt
Der Sänger hat einen Song geschrieben für die Sommerspiele. Geholfen haben ihm dabei auch Para-Athleten. Samstag spielt er ein Konzert im Deutschen Haus.
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Zehntausende Menschen feiern ausgelassen im Publikum vor einer riesigen Bühne und jubeln ihm zu: Clueso. Das hat auch Para-Kanutin Felicia Laberer im Juli erlebt und den Sänger kennengelernt. Mit ihrem ganzen Team war sie zu seinem Konzert in der Waldbühne in Berlin eingeladen – und das aus einem ganz besonderen Grund. Der Popstar aus Erfurt steuert für Team Deutschland und Team Deutschland Paralympics den offiziellen Song zu den Sommerspielen in Paris bei: „Für immer jetzt“.
Ganz allein verantwortlich ist Clueso, der mit bürgerlichem Namen Thomas Hübner heißt, allerdings nicht für seine sportliche Hymne. Während des Entstehungsprozesses hat er sich sowohl Expertise als auch Inspiration bei verschiedenen Sportlerinnen und Sportlern aus den olympischen und paralympischen Disziplinen geholt. Und das sei auch spürbar, sagt Felicia Laberer, die Bronzemedaillengewinnerin von Tokio. Unter anderem gehörte die Para-Schwimmerin Elena Semechin zu den Auserwählten, die Clueso in einem Videocall vorab sprechen konnte.
„Das Schöne ist ja dabei, dass es alle Sportler aus den verschiedenen Sportarten verbindet, weil viele Erfahrungen im Leistungssport eben doch ähnlich sind“, sagt Laberer. Sie selbst höre zwar eigentlich eher Musik von Alligatoah oder Kraftklub, könne sich in dem Song von Clueso aber dennoch wiederfinden.
Für den Künstler selbst gebe es viele Parallelen zwischen Musik und Sport, erzählt Clueso in einem Interview mit dem MDR. „Dieser Gegenwind am Anfang, dass nicht alle dafür sind, dass man irgendeinen Traum vor Augen hat und das manchmal gar nicht erklären kann. Und dann durchlöchert wird von den Leuten, die fragen, warum man das eigentlich macht“, sagt er.
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Inhaltlich geht es in seinem Stück um den einen Moment, die Hundertstelsekunde, die im Wettkampf über den eigenen Erfolg entscheiden kann. Der eine Moment im Sport, für den sich die Entbehrungen des jahrelangen Trainings lohnen, und der Moment, der olympische und paralympische Geschichte schreiben kann.
Diese ausschlaggebende Sekunde ist nicht nur Hauptthema des neuen Clueso-Hits, sondern findet sich auch mit „Jetzt. Für immer“ im Slogan des Team Deutschland und Team Deutschland Paralympics wieder. An diesem Samstag kommt Clueso ein zweites Mal nach seinem Auftritt zu den Olympischen Spielen nach Paris und wird im Rahmen der Paralympics für das deutsche Team auftreten.
Musikalisch gesehen gibt es in „Für immer jetzt“ allerdings nicht nur einen besonderen Moment, sondern viele. Von der Trompete und Posaune über die Gitarre, bis hin zum Chorgesang ist alles dabei. Es geht jedoch um mehr als musikalische Vielfalt. Denn einen eigenen Song gewidmet zu bekommen, sei für Felicia Laberer außerdem eine ganz besondere Art der Wertschätzung für den olympischen und den paralympischen Sport. Es ist das erste Mal, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen offiziellen Song für die Athletinnen und Athleten in Auftrag gegeben hat.
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. „Oh mein Gott, ich durfte den offiziellen Song schreiben“, sagt Clueso in einem Video auf Instagram: „Eine absolute Ehre.“ Zu Beginn habe er sich erstmal hingesetzt, um „arschcool auf meiner Gitarre ein paar Skizzen zu machen“. Doch die ersten Sachen, müsse er ehrlich zugeben: „Fand ich ziemlich scheiße.“
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Er stieg dann in den Flieger nach Wien und traf das Produzenten-Duo Decco, das neben Cluesos früheren Song „Flugmodus“ schon etliche Hits auf der ganzen Welt produziert hatte. Und so hieß es wieder: Skizzen schreiben. Aber jetzt gemeinsam. Sie setzten sich ran, „um ein Nugget zu finden, eine geile Idee“. Und da war sie dann: „Der beste Moment auf der Welt, wenn man merkt: Digger es läuft“, sagt Clueso.

© imago images/AFLOSPORT
Um auf noch bessere Textideen zu kommen, habe er dann die zündende Idee gehabt: „Ich mache ein Interview mit den Olympioniken und Paralympioniken, um mehr Infos und Geschichten zu bekommen. Und ich danke euch dafür, Leute.“ In den Hansa Studios in Berlin, wo schon U2 und David Bowie aufnahmen, wurde der Song dann eingespielt. „Und was soll ich sagen?“, fragt Clueso: „Wir sind so unfassbar fucking stolz.“
Musik sei laut DOSB ein ständiger Begleiter von Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu den Spielen. „Musik verbindet, tröstet, motiviert und erzählt Geschichten – wie der Sport“, lautet die Begründung für den Auftrag an Clueso.
Auch für Laberer ist die Verbindung von Sport und Musik schon lange ein Rezept für den Erfolg. Musik ist kaum aus ihrem persönlichen und noch weniger aus ihrem Trainingsalltag wegzudenken: „Vor meinen Wettkämpfen höre ich bis zum letztmöglichen Moment Musik“, sagt sie und lacht: „Bei uns geht es ja immer so 20 bis 30 Minuten vor dem Start vom Steg aus aufs Wasser zum Einfahren – und am liebsten würde ich auch in dieser Zeit noch Musik hören, wenn ich könnte.“
Die Berlinerin geht leidenschaftlich gern zu Konzerten. Die Stimmung, die aufkäme, wenn eine große Menschenmenge die gleiche Musik feiert, sei ein einmaliges Erlebnis, von dem sie persönlich immer etwas mitnehmen könne. Gewissermaßen sei ein Live-Auftritt für die Musikerin oder den Musiker ja auch irgendwie mit einem sportlichen Wettkampf zu vergleichen: „Schließlich müssen sie auch dafür trainieren, die zwei Stunden auf der Bühne durchzuhalten.“
Für eines ihrer Rennen auf dem Wasser sei der Takt von Cluesos Songs allerdings wenig geeignet – er sei zu langsam und könne mit ihrem Wettkampfrhythmus auf der 200-Meter-Strecke nicht mithalten. Dafür könnte sich die 23-Jährige aber gut vorstellen, zum neuen deutschen Paralympics-Soundtrack ihre erhofften Erfolge zu feiern. In diesem Sinne könnte es sich bei „Für immer jetzt“ also doch um Laberers Melodie zur Goldmedaille handeln.
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