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Comeback nach der Krise: Deutsche Fußballerinnen erobern Europa zurück
Der FC Bayern und der VfL Wolfsburg haben sich vorzeitig für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert. Warum die deutsche Liga damit einiges zu tun hat.
Stand:
Vor etwas weniger als einem Jahr war die Lage im deutschen Frauenfußball auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Der FC Bayern scheiterte in der Champions League dramatisch an Paris Saint-Germain und verpasste erstmals seit der Spielzeit 2017/18 den Einzug ins Viertelfinale. Für Eintracht Frankfurt war ebenfalls nach der Gruppenphase Schluss. Die Spielerinnen des VfL Wolfsburg verpassten gar die Qualifikation für die Gruppenphase, das erste Mal seit 2012.
Die großen Qualitätsunterschiede, die die drei Topteams aus München, Wolfsburg und Frankfurt aus der Bundesliga kannten, schienen ihnen nun selbst auf europäischem Niveau zu begegnen. Die Probleme resultierten darin, dass zum ersten Mal seit der Einführung der Champions League der Frauen zur Saison 2001/02 kein Bundesliga-Team im Viertelfinale stand. Eine Entwicklung, die sich bereits länger angedeutet hatte aufgrund der mangelnden Qualität der deutschen Liga in der Breite.
Knapp elf Monate später stellt sich die Situation allerdings völlig anders dar. Bayern hat sich bereits Ende November für die K.-o.-Phase qualifiziert, am Mittwochabend geht es beim FC Arsenal in London nur noch um den ersten Platz.
Wenn ich die Hin- und Rückspiele gegen Rom, aber auch Lyon vergleiche, dann sehe ich einen Riesenunterschied in der Art und Weise, wie wir auftreten.
Tommy Stroot, Trainer des VfL Wolfsburg
Am Einzug Wolfsburgs ins Viertelfinale konnte die 0:1-Niederlage bei Olympique Lyon am Dienstagabend ebenso nichts mehr ändern, das Weiterkommen war eine Woche zuvor mit einem 6:1-Kantersieg gegen AS Rom bereits sichergestellt worden. „Wenn ich die Hin- und Rückspiele gegen Rom, aber auch Lyon vergleiche, dann sehe ich einen Riesenunterschied in der Art und Weise, wie wir auftreten und Räume kontrollieren“, bilanzierte Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot zufrieden. „Von daher gibt es eine ganze Menge, worauf wir mit einem gewissen Stolz zurückschauen können.“
Einzig Eintracht Frankfurt scheiterte in dieser Saison überraschend schon im Qualifikationsturnier an Sporting Lissabon. Es ist etwas paradox, aber genau dieses Scheitern hat der heimischen Liga gutgetan. Denn nach der Hinrunde belegt das Team von Trainer Niko Arnautis Platz eins und gibt allen Anlass zur Hoffnung, dass das bis zum Ende der Saison so bleiben könnte. Es wäre das erste Mal seit 2013, dass sich weder Wolfsburgs noch Bayern die Meisterschale sichern.
Die herausragende Saison Frankfurts ist nicht allein mit der geringeren Belastung zu erklären. Die Eintracht ist in dieser Spielzeit vielmehr den nächsten Entwicklungsschritt gegangen und spielt endlich mit der nötigen Konstanz, um mit Bayern und dem VfL mitzuhalten. Auch die restliche nationale Konkurrenz hat sich mit Ausnahme der beiden Aufsteiger FC Carl Zeiss Jena und Turbine Potsdam verbessert, sodass das Tabellenmittelfeld auf einem ähnlich guten Niveau agiert. Bayer Leverkusen mischt sogar im Meisterschaftskampf mit und verhinderte am letzten Spieltag der Hinrunde mit einem Sieg die Herbstmeisterschaft Wolfsburgs.
Reform nun auch in der Champions League der Frauen
Doch was hat diese Entwicklung mit der Champions League zu tun? Die Antwort ist recht einfach: Das gestiegene Niveau hilft vor allem den Spitzenteams, für Punkte das volle Leistungsvermögen abrufen zu müssen und so für das europäische Geschäft gewappnet zu sein. Das war in der jüngsten Vergangenheit noch anders. Ob Bayern und Wolfsburg davon so sehr profitieren, dass sie in der K.o.-Phase, die im März beginnt, bestehen, bleibt allerdings abzuwarten. Denn nun sind nur noch die besten Teams Europa dabei, kleinere Vereine hatten wie so oft keine Chance, über die Gruppenphase hinauszukommen.
Um das langfristig zu ändern und den Wettbewerb wieder spannender zu machen, wird ab der Saison 2025/26 ein Ligaformat analog zur Champions League der Männer eingeführt. Dann spielen 18 Teams mit, jedes hat sechs Spiele. Die vier Besten erreichen das Viertelfinale, die nächsten acht eine vorgelagerte Zwischenrunde. Sechs Klubs scheiden aus.
Neben der Champions League wird es ab der nächsten Spielzeit zusätzlich den „Women’s Europa Cup“ geben, der bei den Frauen eine ähnliche Rolle einnehmen soll wie die Europa League im Männerfußball. Das führt für die deutschen Teams aus sportlicher Sicht zu mehr Vergleichen mit spanischen oder englischen Spitzenvereinen. Finanziell gesehen ist die Reform ebenfalls von Vorteil.
Um dort mitzuhalten, ist eine starke nationale Liga essenziell. Die einzige Sorge, die dann noch bleibt, wäre, dass das Leistungsgefälle aufgrund der unterschiedlichen monetären Möglichkeiten wieder zunimmt. Völlig ausruhen kann sich der DFB also nicht – auch wenn die deutschen Teams im europäischen Fußball wieder mithalten können.
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