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Seine letzte WM. Thomas Greiss im Jahr 2017.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Huebner/Blatterspiel

Comeback von Thomas Greiss : Kein ganz Rechter, aber der rechte Torwart?

Thomas Greiss galt als unerwünschte Person im deutschen Eishockey. Nun steht der Torwart bei den Frankfurt Lions unter Vertrag.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

„Thomas Greiss, Superstar.“ So oder so ähnlich bezeichnete der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) im Jahr 2017 im Netz vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land seinen starken Torwart. Schließlich war und ist der Füssener Greiss neben Phillip Grubauer und Olaf Kölzig bis heute einer von nur drei deutschen Torhütern überhaupt, die in der National Hockey League (NHL) eine beeindruckende Karriere hinlegen konnten.

Doch mitten im Turnier schrumpfte der Superstar zu einem Störfaktor, schuld waren seine Aktivitäten in der sozialen Netzwerkwelt. Die lagen allerdings schon vor der WM auf den Servern: Wer schräge Gleichstellungen von Adolf Hitler mit Hillary Clinton (damals Kandidatin fürs Präsidentinnenamt in den USA) so sehr mag, dass er das im Netzwerk bekundet, dem lässt sich vorwerfen, dass er die größten Untaten der deutschen Geschichte verharmlost. Thomas Greiss, Trump-Anhänger, hatte im US-Wahlkampf grenzwertige rechte „Posts“ auf dem sozialen Netzwerk Instagram „geliked“.

Moralisch hatte sich der Mann mit Wohnsitz USA ins Abseits gestellt. Das wog so schwer, dass seine Karriere als Eishockeynationaltorhüter Deutschlands schon während des WM-Turniers ein Ende nahm. Greiss saß nur noch auf der Bank, spielte nicht mehr und seitdem auch nie wieder für Deutschland, in der Heimat wurde er fortan selten genannt, wenn es um die deutschen NHL-Stars ging.

Nur einmal meldete sich Bundestrainer Toni Söderholm, Nachfolger von Marco Sturm (2017 im Amt) bei ihm. Danach hörte er nie wieder etwas vom DEB: Im Frühjahr 2023 beendete er als Torhüter der St. Louis Blues seine Karriere, nach 382 Spielen in der besten Eishockey-Liga der Welt.

Natürlich hat Greiss finanziell ausgesorgt, aber nun erfolgte bei dem 38-jährigen Allgäuer er Rücktritt vom Rücktritt. Ab Freitag steht er bei den Frankfurt Lions in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Tor. Bei den Hessen sind die beiden ersten Goalies verletzt. Da lag die Verpflichtung von Greiss nicht unbedingt nahe, zumal sie Diskussionen nach sich zieht.

Der Klub aus Frankfurt sagt, dass die Sache von damals „erledigt sei“. Greiss selbst hat sich schon bei der WM 2017 in einem Interview entschuldigt, die „Likes“ unter den entsprechenden Einträgen hatte er auch damals zurückgenommen. In einem Interview mit der „Eishockey News“ sagte er im Jahr 2021: „Ich bin kein Nationalsozialist und kein Rechtsradikaler.“

Natürlich kann Greiss für Frankfurt im Eishockey-Tor stehen. Dass sich darüber Menschen aufregen, ist genauso natürlich. Aber es ist gefühlt eine Geschichte aus einer anderen Zeit. Auf „X“ zum Beispiel würde Greiss heutzutage kaum noch auffallen mit ein paar dubiosen Likes, so viel wie da auf Musks „Marktplatz“ durcheinander geschwurbelt wird.

Zudem erhält inzwischen auch eine Partei in Deutschland mit populistischen Aussagen viel Zustimmung im Volk. Der Fall Greiss zeigt in der Rückbetrachtung auch, wie viel sich im Land und in Fragen der Sensibilität bei Parolen von Rechtsaußen verschoben hat. Nicht unbedingt nur zum Guten.

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