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Die dänische Jubeltraube nach dem Sieg über Kanada

© Imago/GEPA pictures/ Matic Klansek

Dänemark steht im Halbfinale der Eishockey-WM: Kein Zufall, sondern ein ausgeklügelter Plan

Der Sieg der Co-Gastgeber gegen die Topnation Kanada gilt als Sensation. Doch ganz so überraschend wirkt der Einzug ins Halbfinale gar nicht. Denn das ganze Turnier gleicht einer Inszenierung.

Benedikt Paetzholdt
Eine Glosse von Benedikt Paetzholdt

Stand:

Seit Donnerstagabend können die Profis der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, die zuletzt bei der WM in Herning gefordert waren, etwas beruhigter schlafen. Die Niederlage gegen Dänemark war weniger auf das eigene Unvermögen zurückzuführen. Vielmehr sind sie einem ausgefeilten Plan des Gastgebers zum Opfer gefallen, dem auch Turnier-Topfavorit Kanada im Viertelfinale nichts entgegenzusetzen hatte.

Zunächst mal sorgten die Gastgeber dafür, dass so ziemlich alle genervt sind von dieser Veranstaltung – ob Profis, Trainer oder Vertreter des Weltverbandes. Die ohnehin schmucklose Messehalle bekam eine Eisfläche spendiert, die eher an schmelzendes Teicheis erinnerte, als dass hier Eishockey auf höchstem Niveau gespielt werden kann − Verletzungsgefahr inklusive.

Hinzu wollte anfangs auch so gar keine Stimmung aufkommen. Zahlreiche Plätze blieben in der Vorrunde unbesetzt. „Für die Spieler wäre es schöner, wenn ein bisschen mehr Atmosphäre da wäre“, motzte Christian Künast, Sportdirektor des deutschen Teams.

Auch die ersten Auftritte des dänischen Teams sorgten nicht gerade für eine Eishockey-Party − 0:5 gegen die USA, 2:5 gegen die Schweiz, 2:7 gegen Tschechien. Lange nicht mehr wirkte ein Gastgeber auf den ersten Blick so hilflos.

Solidarität reicht nicht aus für einen Sieg

Doch offenbar hat sich Dänemark ein Beispiel an Deutschland genommen, das 2023 erst im Endspiel gestoppt wurde. Vor zwei Jahren unterlag das DEB-Team zunächst den besten Eishockey-Nationen, um sich dann kontinuierlich zu steigern. Gleiches gilt für Dänemark: Auf ein 5:2 gegen Kasachstan folgten ein 8:2 gegen Ungarn und ein 6:3 gegen Norwegen. Vor dem Vorrunden-Entscheidungsspiel gegen Deutschland hatte man extra zwei Tage spielfrei beantragt. Als Gastgeber darf man so was im Eishockey. Das Ergebnis: 2:1 im Penaltyschießen.

Für die NHL-verwöhnten Kanadier war das keine wirkliche Warnung, mit dem Kopf waren sie wahrscheinlich schon in Stockholm, wo nun die entscheidenden Spiele um die Medaille stattfinden. Mit Dänemark mag es zurzeit eine gewisse Solidarität geben, weil beide Länder oder zumindest Teile davon (Grönland) von US-Präsident Donald Trump beansprucht werden.

Als Eishockey-Nation wirkten sie wohl ähnlich irrelevant wie Deutschlands Auswahl bei Olympia 2018, als es das letzte große Desaster für die kanadische Auswahl bei einem großen Turnier gab mit dem Halbfinalaus.

Dass das dänische Team nun nicht mehr in Herning, sondern in Stockholm gefordert ist, mag mancher als Nachteil sehen. In Wirklichkeit dürfte es genau in den Plan passen. Die Schweizer sind als amtierender Vize-Weltmeister der große Favorit, noch dazu, weil Dänemark jetzt eben kein mehr Gastgeber ist.

Aber die Nordeuropäer werden sich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen, um auch dieses Topteam zu ärgern. Es werden ja bereits Vergleiche mit der Fußball-EM 1992 gezogen, als das Land triumphierte. Austragungsort damals war übrigens Schweden.

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