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Kopf hoch, Brust raus. Paul Seguin (Mitte) kann dem Spiel seiner Mannschaft Struktur geben.

© IMAGO/Steinsiek.ch/IMAGO/Joeran Steinsiek

„Das habe ich mir anders vorgestellt“: Paul Seguin zeigt bei seinem Debüt, was er Hertha BSC geben kann

Er ist als erklärter Wunschspieler von Trainer Stefan Leitl nach Berlin gekommen. Trotzdem musste Paul Seguin lange auf seinen ersten Einsatz für Hertha BSC warten.

Stand:

Es war ein Schrei wie ein Knall, der am Samstagabend um kurz vor halb elf das Ruhrstadion in Bochum erschütterte. So also hört sich Erleichterung an.

Und so sah sie aus: Die Spieler des heimischen VfL hatten kurz nach dem Schlusspfiff in Mannschaftsstärke vor der eigenen Kurve Aufstellung genommen. Sie ballten für die Fotografen die Fäuste, und nachdem alles im Kasten war, lief Uwe Rösler, der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten, auf die Fans zu und wurde mit Sprechchören gefeiert.

400.000
Euro hat Hertha BSC vor der Saison für Seguin an Schalke 04 überwiesen

„20-Uhr-30-Spiele, gerade hier im Pott, da weiß man, wie’s zur Sache geht“, sagte Paul Seguin, der Mittelfeldspieler von Hertha BSC.

Bis vor wenigen Monaten hat Seguin selbst noch im Pott gespielt, Luftlinie nur rund 15 Kilometer von der Heimat des VfL Bochum entfernt. Und dass er ausgerechnet im Pott sein Debüt für Hertha BSC geben würde, das schien seit Ende Juni, seit Bekanntgabe der Spielpläne durch die Deutsche Fußball-Liga, abgemachte Sache zu sein.

Das war eine echt schlimme Zeit für mich. Ich war in meiner Karriere noch nie so lange verletzt.

Herthas Mittelfeldspieler Paul Seguin

So ist es am Ende auch gekommen, allerdings mit außerplanmäßiger und deutlicher Verspätung. Statt am ersten Spieltag der neuen Saison, im Auswärtsspiel bei seinem Ex-Klub FC Schalke 04, ist Seguin erst elf Wochen später, im Auswärtsspiel beim VfL Bochum, erstmals für die Berliner zum Einsatz gekommen. „Ich hab mir den Einstand natürlich anders vorgestellt“, sagte Herthas Mittelfeldspieler.

Alte Bekannte. Trainer Stefan Leitl und Paul Seguin haben schon in Fürth zusammengearbeitet.

© IMAGO/Melanie Zink

Das bezog sich in erster Linie auf den Ausgang des Spiels in Bochum, das für die Berliner nach zuvor zwei Siegen mit einer vermeidbaren Niederlage zu Ende gegangen war. Bei allen statistischen Werten waren sie besser gewesen als der Tabellenvorletzte, trotzdem stand am Ende ein 2:3, weil sich Hertha vor allem in der Defensive einige hanebüchene Aussetzer erlaubt hatte.

Seguins Satz konnte man aber auch auf die ersten Monate generell in Berlin beziehen: Auch die hatte er sich natürlich anders vorgestellt.

Schon nach wenigen Tagen der Vorbereitung im Sommer musste er wegen Problemen an der Plantarfaszie pausieren. Es handelte sich um eine hartnäckige Verletzung, die ihn laut Trainer Stefan Leitl bereits in seiner Zeit bei den Schalkern geplagt hatte. In der Folge führte der Mittelfeldspieler eine On-off-Beziehung mit dem Mannschaftstraining. Mal ging es, mal ging es nicht.

Diego Demme feierte sein Comeback

„Das war eine echt schlimme Zeit für mich“, sagte Seguin nach seinem verspäteten Debüt für Hertha. „Ich war in meiner Karriere noch nie so lange verletzt.“ Dass er gegen Bochum sogar in der Startelf stand, war eigentlich nicht geplant gewesen. Es war allein der Verletzung von Michael Cuisance geschuldet, der im Test gegen den VfL Wolfsburg während der Länderspielpause einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen hatte und seitdem über Schmerzen klagt.

„Das ist schon hohes Risiko gewesen“, sagte Trainer Leitl. „Aber wir haben nun mal die Situation, dass uns immer wieder sehr wichtige Spieler fehlen und wir das kompensieren müssen.“ Siebzig Minuten blieb Seguin auf dem Platz. Dann kam Diego Demme, der ebenfalls nach langer Pause (seit dem ersten Spieltag) erstmals wieder spielte. „Ich war mit beiden zufrieden“, sagte Leitl „Sie haben das gezeigt, was ich von ihnen erwartet habe.“

Seguin hätte nach eigener Einschätzung noch ein bisschen gekonnt, „aber 70 Minuten sind für den Anfang ganz gut“, sagte er. „Ist in Ordnung gewesen so.“

Sollten bei Hertha überraschenderweise einmal alle Spieler fit und gesund sein, dann gäbe es gerade im zentralen Mittelfeld einen heftigen Konkurrenzkampf. Paul Seguin aber dürfte seinen Platz in der Startelf weitgehend sicher haben. Der 30-Jährige, für den Hertha 400.000 Euro Ablöse gezahlt hat, war vor der Saison Leitls erklärter Wunschspieler. Beide haben schon bei Greuther Fürth zusammengearbeitet und sind dort gemeinsam in die Bundesliga aufgestiegen.

In Bochum, wo er mit dem 16 Jahre alten Kennet Eichhorn die Doppel-Sechs bildete, ließ sich zumindest erahnen, was Seguin der Mannschaft geben kann. Er hat einen guten Blick fürs Spiel und das große Ganze, ist einer, der seinem Team Struktur geben kann und die große Linie vorgibt. Der neue VfL-Trainer Rösler bescheinigte Seguin, dass er „ein sehr cleverer Spieler“ sei.

Das war auch in Bochum schon zu erkennen, auch wenn seine Daten in relevanten Bereichen (Passquote: 70 Prozent, Zweikampfquote: 38 Prozent) eher unterdurchschnittlich ausgefallen waren. „Wenn man so lange raus ist und in eine neue Mannschaft kommt, muss man erst mal ein bisschen reinfinden“, sagte Seguin. „Ich denke, dass ich meine Sache ordentlich gemacht habe. Trotzdem: Als ich raus bin, stand’s 0:3. Ich hätte mir was anderes gewünscht.“

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