
© dpa/Kaystone/Jean-Christophe Bott
Vermächtnis des früheren IOC-Präsidenten: Thomas Bachs Amtszeit leuchtete nur zum Schluss
Thomas Bach ist nicht mehr der mächtigste Mann im Sport. Das ist gut so. Der Deutsche hatte als IOC-Chef seinen Laden zwar im Griff, aber er biederte sich zu sehr den finsteren Kräften an.

Stand:
Was bleibt übrig von der Ära des Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), als mächtigster Person im organisierten Sport?
Es ist eine Frage der Perspektive.
Viele der insgesamt 206 Nationalen Olympischen Komitees werden sagen, dass Bach in seinen rund 13 Jahren als IOC-Präsident den olympischen Sport gestärkt, ja wiederbelebt hat.
Unter Thomas Bach gab es keine Korruptionsskandale, die Zahlen waren ausgezeichnet, und die jüngsten Sommerspiele in Paris waren ein grandioser Erfolg. Zudem – und das ist den NOKs wohl am wichtigsten – herrschte ein starker Korpsgeist. Die Familie hielt zusammen.
Doch es gibt da noch eine andere Seite. Thomas Bach und seine Gefolgsleute blickten so sehr auf Zahlen, auf potenzielle Märkte, in die sie die olympische Idee hinaustragen wollten, dass ihnen gleichgültig war, wem sie ihr wertvollstes Produkt – die Olympischen Spiele – anvertrauten.
Mit Menschen von zweifelhaftem Leumund hatte Bach in seiner ganzen sportpolitischen Karriere nie große Probleme.
Martin Einsiedler über den scheidenden IOC-Präsidenten
Unter Bachs Ägide gingen die Spiele unter anderem an China, das Riesenreich, das es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt. Dessen Präsident Xi Jinping erhielt gar den Olympischen Orden. Und auf Russlands Staatsdoping sowie dessen Kriegstreiberei reagierte das IOC – euphemistisch formuliert – nur halbherzig.
Bach mochte keinen Widerspruch
Mit Menschen von zweifelhaftem Leumund hatte Bach in seiner ganzen sportpolitischen Karriere nie große Probleme. Im Gegenteil: Seine Loyalität zu mächtigen Helfern aus eher finsteren Kreisen wie etwa dem kuwaitischen Politiker und Sportfunktionär Ahmad al-Sabah, der 2018 wegen zahlreicher Korruptionsvorwürfe alle seine IOC-Ämter ruhen ließ, half ihm auf dem Weg zur Macht im Sport.
Widerspruch mochte Bach nicht besonders. Wenn er kam – etwa von den Athleten – warnte der Deutsche nicht selten vor der „Politisierung des Sports“.
Der Imageverlust des IOC unter Thomas Bach war enorm, da konnten ihn die NOKs noch so sehr loben.
Immerhin: Mit den Spielen in Paris gelang der Olympischen Bewegung ein starkes Comeback – und gleichzeitig dürfte dem cleveren Thomas Bach in Paris, der Stadt der Lichter, klar geworden sein, dass sein Wirken als mächtigster Mann des Sports auch anders, besser hätte laufen können.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false