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Neue Chance. Sidney Friede (r.) im Zweikampf mit Maximilian Mittelstädt.

© Soeren Stache/dpa

Sidney Friede von Hertha BSC ist gereift: Erfolgreiche Zeit im kleinen Dorf

In der vergangenen Saison war Sidney Friede von Hertha BSC nach Belgien ausgeliehen. Nun ist er zurück – auch wegen des neuen Trainers Ante Covic.

Wenn es für Sidney Friede mit dem Profifußball nichts wird, könnte er auch Fremdenführer werden. Die belgische Stadt Mouscron nennt er ein „kleines Dorf“, in dem „alles sehr familiär“ zugehe und die Wege kurz seien. Hört sich gut an, und das, obwohl Friedes erster Eindruck von der Stadt nicht gerade der beste war. Als er Anfang des Jahres nach achtstündiger Autofahrt in dem 58.000-Einwohner-Dorf ankam, war er doch „etwas schockiert“.

Inzwischen sieht der Profi von Hertha BSC das anders. Mouscron und der Fußballklub Royal Excel waren vielleicht das Beste, was ihm passieren konnte. Keine Ablenkungen durch das pulsierende Großstadtleben wie in seiner Heimat Berlin, stattdessen ein Leben zwischen Trainingsplatz und der ersten eigenen Wohnung, nachdem er zuvor noch bei seiner Mutter in Spandau gewohnt hatte. „Beides hat mir gefallen“, sagt der 21-Jährige.

Friede war einer von drei Feldspielern, die Hertha vorige Saison verliehen hat - und der Einzige, den das Auslandssemester entscheidend vorangebracht hat. Muhammed Kiprit durfte sich ein halbes Jahr bei Wacker Innsbruck versuchen. Der Klub stieg in die Zweite Liga ab, Kiprit stand bei insgesamt fünf Einsätzen nur zweimal in der Startelf. Maximilian Pronitchev kam für den Drittligisten Hallescher FC auf neun Einsätze, zwei von Anfang an und erzielte ein Tor. Beide standen am Freitag für Herthas U 23 in der Regionalliga auf dem Platz, während Friede sich mit den Profis in Stegersbach auf den Start der Bundesligasaison vorbereitet. „Der Reifeprozess ist in Gang gesetzt worden“, sagt Cheftrainer Ante Covic über Friedes Leihe nach Mouscron. „Er konnte sich ein halbes Jahr ausschließlich mit Fußball beschäftigen und sich auf seinen nächsten Schritt konzentrieren.“

Seine Bilanz in Mouscron fiel durchweg positiv aus. Als Friede zur Rückrunde kam, war der Klub Vorletzter, am Ende sicherte sich die Mannschaft des deutschen Trainers Bernd Storck als Tabellenzehnter souverän den Klassenerhalt. Nach gerade zwei Trainingseinheiten mit dem neuen Team kam Friede zu seinem ersten Kurzeinsatz. Fortan stand er eigentlich immer in der Startelf, bis er sich an der Hüfte verletzte. Gleich in seinem zweiten Spiel erzielte Friede sein erstes Tor. „Da habe ich gemerkt: Da kann was gehen“, erzählt er.

Friede lässt manchmal nötige Ernsthaftigkeit vermissen

Dass der Mittelfeldspieler überdurchschnittlich talentiert ist, wissen sie bei Hertha schon lange. „Er ist trotz seiner Größe ein guter Fußballer, hat ein unglaublich gutes Näschen und eine ordentliche Dynamik“, hat sein früherer U-19-Nationaltrainer Frank Kramer einmal über ihn gesagt. Aber Friede hat eben auch manchmal die nötige Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Das scheint sich geändert zu haben. Aus dem Sommerurlaub postete er Fotos, die ihn beim Hanteltraining zeigten. „Er muss jetzt seinen Kopf schulen und auch auf dem Platz erwachsen werden“, sagt Covic.

Herthas neuer Trainer war schon immer eine wichtige Bezugsperson. „Er kennt meine Stärken und Schwächen“, sagt Friede. Bereits in der U 15 war Covic sein Trainer, später auch in der U 23, und als im Winter der Wechsel anstand, hat Friede sich explizit bei Covic erkundigt, ob er nach Belgien gehen solle oder zu einem der deutschen Zweit- oder Drittligisten, die ebenfalls an ihm interessiert waren. Covic hielt auch während der Leihe Kontakt, schickte immer wieder Nachrichten, genau wie Manager Michael Preetz. Im Grunde wurde Friede in Mouscron mehr Aufmerksamkeit von seinem Arbeitgeber zuteil, als wenn er weiterhin als Nummer 20 oder 21 im Kader von Hertha trainiert hätte.

Bei Hertha wartet Sidney Friede noch auf seinen ersten Profieinsatz, selbst in den Spieltagskader hat er es bisher nie geschafft. Doch mit den Erfahrungen aus Mouscron ist Friede forscher und selbstbewusster geworden. „Selbstbewusst war ich schon immer“, sagt er. „Und optimistisch auch.“ Er glaubt, trotz scharfer Konkurrenz im Mittelfeld, an seine Chance. Friede, der notfalls auch in der Innenverteidigung spielen könnte, will sich im Training für einen Platz im Kader empfehlen, er hofft auf erste Einsatzminuten in der Bundesliga. Aber wenn bis zum Winter keine entscheidenden Fortschritte zu erkennen sind, kann er sich durchaus vorstellen, sich erneut verleihen zu lassen. Er weiß ja jetzt, dass es nicht schlimm ist.

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