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Alles gegeben und doch nichts gewonnen. Die Spieler des 1. FC Union nach der Niederlage gegen Leverkusen.

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Gut gespielt und doch verloren: Der 1. FC Union hadert mit einer seltsamen Niederlage

Der 1. FC Union Berlin zeigte gegen Leverkusen eine der reifsten Leistungen der Saison und verlor am Ende doch. Die Aufarbeitung schmerzt.

Eine der schönsten Eigenschaften des Fußballs ist, dass er seine Protagonisten immer wieder auf die Probe stellt. Da standen die Profis des 1. FC Union nach der 2:3-Heimniederlage gegen Leverkusen also im Inneren des Stadion An der Alten Försterei und versuchten ihre Emotionen zu ordnen. „Wir haben sicher kein ganz schlechtes Gefühl, weil wir gut gespielt haben“, sagte Christopher Trimmel. „Aber die Gegentore dürfen dir – egal gegen welche Mannschaft in der Bundesliga – einfach nicht passieren.“ 

Mit seiner Analyse fasste der Kapitän seltsame 97 Minuten ziemlich treffend zusammen. Gegen den Champions-League-Anwärter zeigte Union fußballerisch den besten Auftritt der Rückrunde und über 80 Minuten eine der reifsten Leistungen der gesamten Saison. Mit intensivem Pressing und guter Zweikampfführung nahmen die Berliner den individuell deutlich überlegenen Gästen die Lust am Spiel – und kombinierten selbst ein ums andere Mal sehenswert.

Union zeigte lange den besseren Fußball

„Wir haben gezeigt, dass wir auch Fußball spielen können“, sagte Trainer Urs Fischer und diese Aussage durfte durchaus als Antwort auf eine immer mal wieder aufkommende Diskussion verstanden werden. Während Unions Defensivarbeit weitgehend geschätzt wird, wurden die Qualität und Einfachheit des Berliner Angriffsfußballs zuletzt auch mal kritisiert. Am Samstag demonstrierte die Mannschaft, dass sie neben den langen Bällen auf Sebastian Andersson, dem Umschaltspiel und Standardsituationen auch andere offensive Waffen besitzt.

Es sah phasenweise wirklich gut aus, was Union da zusammenspielte und schon in der dritten Minute war eine der schönsten Kombinationen dieser Saison zu sehen. Nach einem Ballgewinn schaltete sich Verteidiger Marvin Friedrich nach vorne ein, legte per Hacke ab auf Robert Andrich und der schickte Andersson in Richtung Tor. Der Schwede schoss allerdings knapp daneben und so fand Trainer Fischer eigentlich nur einen Kritikpunkt im Spiel mit dem Ball. „Wir hatten unsere Chancen, waren aber zu wenig effizient.“

Traumtor. Marius Bülter (r.) traf nach dem Doppelpack in Bremen auch gegen Leverkusen.
Traumtor. Marius Bülter (r.) traf nach dem Doppelpack in Bremen auch gegen Leverkusen.

© dpa

Das war letztlich der Unterschied in einem Spiel, dessen Verlauf die meisten Beobachter umgekehrt erwartet hatten. Union spielte teilweise schönen, schnellen Kombinationsfußball, wie es die Leverkusener sonst gerne tun. Und die Gäste erzielten Tore nach einem simplen langen Ball sowie per Konter – eigentlich eher Unions Stärken. „Beim ersten Gegentreffer fehlt komplett die Absicherung, beim zweiten ist der Abstand zwischen Vorderleuten und Abwehr viel zu groß“, analysierte Trimmel. „Wenn du nicht mehr nachrückst, nicht nach vorne verteidigst, dann fängst du dir gegen so einen Gegner Tore.

Einzig die Entstehung des 2:3 spiegelte die Qualitätsunterschiede zwischen beiden Mannschaften wider. Als sich die Berliner in der Nachspielzeit minutenlang nicht mehr aus dem Druck der Leverkusener befreien konnten, zahlte sich die individuelle Qualität des eingewechselten Karim Bellarabi aus. „Wir haben so wenig wie möglich zugelassen bei der Offensive, die Leverkusen hat“, sagte Andrich. „Aber die Chancen, die wir zugelassen haben, waren viel zu einfach.“

Ein bisschen Naivität war dabei

Diese kapitalen Fehlerketten vor den Gegentoren brachten Union um den verdienten Lohn und so bezeichneten die Berliner das Spiel reihenweise als „bitter“. Christian Gentner berichtete, dass Fischer im Vorfeld vor Naivität gewarnt hatte, musste aber leider feststellen: „Da war leider ein bisschen was davon dabei.“

So ärgerlich die Niederlage aufgrund des Spielverlaufs auch ist, die gute Ausgangsposition im Abstiegskampf hat sich dadurch nicht verändert. Punkte waren gegen einen Gegner wie Leverkusen sicher nicht fest „einbudgetiert“, wie Fischer zu sagen pflegt. Zumal die letzten drei der Tabelle ebenfalls verloren haben und der Abstand auf den Relegationsplatz bei neun Zählern bleibt. „Ein Punkt wäre ein weiterer Schritt gewesen und auch ein Signal an die anderen“, sagte Gentner. „Es ist aber wichtig, dass wir ganz, ganz viel Positives mitnehmen. Wenn wir das beibehalten, dürfen wir zuversichtlich in Richtung Klassenerhalt schauen.“

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