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Toni Leistner (links) hat gerade allen Grund zu guter Laune. Trainer Stefan Leitl schätzt ihn so sehr, dass Hertha den auslaufenden Vertrag wohl verlängert.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Der alte Mann und die Stabilität: Toni Leistner wird wohl bei Hertha BSC bleiben, fehlt aber in Münster

„Er hat hier die maximale Anerkennung“, sagt Trainer Stefan Leitl über Leistner. Gegen Preußen Münster aber muss er einen Ersatz für seinen Abwehrchef finden.

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Die Hoffnung von Benjamin Weber hat sich nicht erfüllt. „Vielleicht kommt jemand zurück“, hatte der Sportdirektor von Hertha BSC am vergangenen Wochenende gesagt. Jemand, der mit der Position des Innenverteidigers hinreichend vertraut ist. Pascal Klemens zum Beispiel.

Aber Klemens kommt nicht zurück. Der Defensivspieler, der wegen einer Hüftverletzung schon seit der Länderspielpause im März ausfällt, wird dem Berliner Fußball-Zweitligisten auch am Freitag (18.30 Uhr, Sky) im Auswärtsspiel gegen Aufsteiger Preußen Münster nicht zur Verfügung stehen. Wie neun weitere Spieler. „Es ist ein bisschen Platz auf der Bank frei“, sagte Trainer Stefan Leitl.

Immerhin: Von der derzeitigen Stammelf ist nur ein Profi hinzugekommen, der am Freitag nicht spielen kann. Toni Leistner, Kapitän und Abwehrchef der Berliner, sah am vergangenen Wochenende gegen Greuther Fürth seine fünfte Gelbe Karte und ist daher in Münster gesperrt.

„Es war klar, dass es irgendwann kommen wird. Toni ist lange verschont geblieben von der fünften Gelben Karte, hat es sehr gut gemeistert“, sagte Herthas Torhüter Tjark Ernst. „Aber auch wenn sein Ausfall weh tut: Wir werden des auffangen, da bin ich mir sicher.“ So wie die Berliner es schon im Auswärtsspiel beim damaligen Tabellenführer 1. FC Köln aufgefangen haben, als Innenverteidiger Marton Dardai eine Gelbsperre absaß – und Hertha trotzdem 1:0 siegte.

„Wenn wir mal umbauen mussten, hat der Trainer immer wieder sehr gute Lösungen gefunden“, sagt Sportdirektor Weber. „Wir haben es auch schon mal mit Spielern gelöst, die sonst auf anderen Positionen spielen.“

So rückte in Köln Deyovaisio Zeefuik von der linken Schiene in die Innenverteidigung; seinen Platz wiederum nahm Marten Winkler ein. Das wäre auch in Münster eine Variante – abgesehen von dem kleinen Problem, dass Winkler wegen einer Adduktorenverletzung ebenfalls nicht zur Verfügung steht.

Leitl brachte zudem die Möglichkeit ins Spiel, dass Andreas Bouchalakis, eigentlich gelernter defensiver Mittelfeldspieler, als zentraler Mann in die Dreierkette rückt. „Wir haben viele Dinge im Training ausprobiert“, sagte Herthas Trainer.

Unter anderem durfte Jaime Sherwood, Innenverteidiger des U-23-Teams aus der Regionalliga, im Training der Profis vorspielen. Eine Option für den Kader in Münster ist der 19-Jährige allerdings nicht. Leitl wollte Sherwood unbedingt mal sehen, „weil er ein großes Talent ist“.

Die Rückkehr zur Viererkette ist unwahrscheinlich

Allerdings fehlt es dem großen Talent aktuell an Spielpraxis. Sherwood kommt aus einer langwierigen Verletzung, hat erst am vergangenen Wochenende nach ziemlich genau einem halben Jahr Pause sein Comeback für die U 23 gefeiert (22 Minuten gegen Chemie Leipzig), nachdem er schon einmal mehrere Monate ausgefallen war und dadurch bisher erst drei Einsätze in dieser Saison hat.

Für einen Platz im Kader und den absoluten Notfall kommen aus Herthas zweiter Mannschaft die beiden Innenverteidiger Marlon Morgenstern, 24, und Sebastian Weiland, 20, infrage. Beide saßen in dieser Saison bereits bei den Profis auf der Bank, Morgenstern zweimal, Weiland dreimal. Zum Einsatz kamen sie in der Zweiten Liga noch nicht.

Trainer Leitl könnte in Münster auch von der Dreier- wieder auf eine Viererkette umstellen. Das hätte den praktischen Vorteil, dass er nur zwei Innenverteidiger benötigte und nicht drei.

Mit Leistner kam die Stabilität zurück

Dagegen spricht: Die Stabilität, die Hertha in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hat, hing nicht unwesentlich mit der Systemumstellung vom 4-3-3 auf ein 3-5-2 zusammen, die Leitl in der Pause des Spiels bei der Spielvereinigung Elversberg vorgenommen hat.

Und mit Toni Leistner. Der 34 Jahre alte Routinier kam in Elversberg zur zweiten Hälfte ins Team. Seitdem haben die Berliner nur noch ein Spiel verloren und in achteinhalb Begegnungen lediglich neun Tore kassiert – macht 1,05 Gegentreffer pro 90 Minuten.

Leistner war in den vergangenen Wochen der Fels in Herthas Defensive. Gegen Fürth gewann er 82 Prozent seiner Zweikämpfe am Boden und 86 Prozent in der Luft. Auf seine alten Tage ist er für seine Mannschaft doch noch einmal immens wichtig geworden.

Nach dieser Saison und dann zwei Jahren bei Hertha läuft Leistners Vertrag aus. Er selbst hat schon vor Wochen gesagt, dass er gerne noch ein Jahr als Profi weitermachen würde, bei welchem Klub auch immer. Inzwischen zeichnet sich ab, dass er seine Karriere tatsächlich bei Hertha fortsetzen wird. „Wir sind da in Gesprächen“, sagte Leitl. „Toni hat hier die maximale Anerkennung.“

Ob das Spiel in Münster schon ein Vorgeschmack auf die kommende Saison sei, in der Leistner dann möglicherweise auch nicht mehr zur Verfügung stehe, ist Herthas Trainer am Mittwoch gefragt worden. „Das ist kein Vorgeschmack“, antwortete er.

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