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Trainer Vincent Kompany kann gegen RB Leipzig wieder auf seinen Topstürmer Harry Kane (li.) zurückgreifen.

© IMAGO/Lackovic

Der Angstgegner aus Leipzig kommt: Der FC Bayern muss zurück zu seinem Powerfußball finden

Zwischen RB und Bayern gibt es mehrere Parallelen in dieser Saison, spielerisch aber große Unterschiede. Die psychische Komponente dürfte für Leipzig der einzige, aber auch größte Vorteil sein.

Stand:

Als Thomas Tuchel im Februar an der Seitenlinie des Rasens in der Münchner Arena stand, war keine Spur von Trotz und Wut zu erkennen. Drei Tage vorher hatte der FC Bayern bekanntgegeben, dass der Trainer sein Amt beim Rekordmeister nicht über den Sommer hinaus bekleiden wird. Doch als die Münchner RB Leipzig empfingen, coachte Tuchel in gewohnt energischer Manier und gestikulierte wild am Spielfeldrand. Am Ende gewann Bayern mit 2:1, dank zweier Tore von Harry Kane.

Der englische Topstürmer wird am Freitagabend (20.30 Uhr, Dazn), wenn es zum erneuten Aufeinandertreffen mit Leipzig kommt, nach überstandener Verletzung wieder dem Spieltagskader angehören, womöglich sogar von Anfang an spielen. „Wenn es im Abschlusstraining heute so läuft wie gestern im Training, sieht es gut aus“, sagte Bayerns Trainer Vincent Kompany am Donnerstagmorgen. Neben Kane kehrten auch Alphonso Davies und Josip Stanisic ins Training zurück.

Rund zehn Monate nach dem letzten Duell befinden sich beide Mannschaften nicht auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit. „Die Pause mit Weihnachten ist gut, damit die Spieler sich erholen“, sagte Kompany. Ähnlich ergeht es Marco Rose auf der anderen Seite, er gab sich am Donnerstag trotz der vielen Verletzten im Kader aber kämpferisch „Wir werden versuchen, es den Bayern so schwer wie möglich zu machen.“

Während Leipzig die Krise so langsam überwunden zu haben scheint und auf drei Siege in den letzten vier Spielen zurückblicken kann – zuletzt besiegte man zu Hause Eintracht Frankfurt mit 2:1 –, tritt Bayern mit der 1:2-Niederlage beim FSV Mainz 05 im Rücken an. Beiden Teams ging in der Vergangenheit die nötige Intensität für ihren Spielstil ab, wegen der vielen Verletzten, aber auch aufgrund der hohen Belastung kurz vor Weihnachten.

Schon Thomas Tuchel hatte im vergangenen Februar beim letzten Duell von fehlender Energie gesprochen, stand nach 14 Spielen aber mit 35 Punkten um zwei Zähler besser da, als es Vincent Kompany aktuell nach 14 Spieltagen tut. „Thomas Tuchel ist und bleibt ein absoluter Top-Trainer“, sagte Marco Rose. Seine Mannschaft hat im Vergleich zur vergangenen Saison zwei Punkte weniger auf dem Konto.

Für Marco Rose kommt es zu einem besonderen Wiedersehen in München

Von der Statistik her agiert Leipzig derzeit also gar nicht so schlecht, allerdings profitierte man in den vergangenen Wochen vor allem vom guten Saisonstart mit acht Spielen ohne Niederlage. Doch auch in diesen Partien zeigte man nur selten ansehnlichen Fußball, oftmals waren die Auftritte spielerisch eher mau. Das ist einerseits mit fehlender Frische zu erklären, denn es braucht für Leipzigs raumorientiertes Pressing und das schnelle Vertikalspiel mit Ball Genauigkeit und eine hohe Intensität.

Andererseits macht sich zunehmend das Fehlen von Roses Co-Trainer René Maric bemerkbar, der als Spezialist für Ballbesitzfußball gilt. Vom Sommer 2016 bis Sommer 2022 war er an Roses Seite. Ohne ihn stößt Leipzig nun immer mehr an seine spielerischen Grenzen.

René Maric (li.) war viele Jahre Co-Trainer von Marco Rose (re.), nun unterstützt er Bayerns Trainer Vincent Kompany.

© imago images/Moritz Müller

Zusätzlich zeigte sich die Abhängigkeit von Spielern wie Xaver Schlager und Xavi Simons, die in der bisherigen Hinrunde überwiegend fehlten. Schlager feierte nach einem Kreuzbandriss sein Startelf-Comeback bereits gegen Frankfurt am vergangenen Wochenende, für Simons kommt ein Einsatz in München laut Rose allerdings zu früh.

Bayern ist eine Mannschaft, die dieses Jahr unter Vincent mit sehr viel Power und Wucht agiert, sehr zielstrebigen Fußball spielt.

Marco Rose, Trainer von RB Leipzig

Am Freitag wird es nun zum Wiedersehen von Marco Rose und René Maric kommen, denn Letzterer gehört mittlerweile zum Trainerteam von Vincent Kompany. „Bayern ist eine Mannschaft, die dieses Jahr unter Vincent mit sehr viel Power und Wucht agiert, sehr zielstrebigen Fußball spielt und dort natürlich individuelle Qualität hat“, sagte Rose. „Sie sind im Pressing sehr mannorientiert und versuchen, wenn sie den Ball haben, ohne auf klassisches Positionsspiel zu setzen, den Gegner zu dominieren.“ Bayern hat unter Kompany und Maric sein Spiel mit Ball deutlich verbessert. Und auch das mannorientierte Pressing könnte sich für RB zum Problem entwickeln, wie vergangene Spiele gezeigt haben.

Doch damit Bayern sein Spiel durchziehen kann, braucht es ein hohes Energielevel und ähnlich wie bei Leipzig individuelle Qualität. Beides ging Bayern zuletzt ein wenig ab. Jamal Musiala zeigte gegen Mainz einen seiner schwächeren Auftritte, Harry Kane wurde als Abnehmer im Strafraum schmerzlich vermisst.

Was den Leipzigern nun den entscheidenden Vorteil verschaffen könnte, ist die psychologische Komponente. In der jüngeren Vergangenheit waren die Bayern durchaus eine Art Lieblingsgegner der Leipziger, denn vor der Niederlage im Februar war RB vier Pflichtspiele lang ungeschlagen gegen den FC Bayern – länger als jeder andere Bundesligist. Und vielleicht reicht genau das, um den Rekordmeister am Freitagabend zu schlagen.

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