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Allein auf weiter Flur. Weil Deyovaisio Zeefuik im Moment verletzt fehlt, hat Julian Eitschberger als Rechtsverteidiger keine Konkurrenz.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Der dritte Versuch: Julian Eitschberger will sich bei Hertha BSC endlich behaupten

Erst der Stammplatz, dann der Aufstieg und irgendwann die A-Nationalmannschaft: Nach zwei Leihen in die Dritte Liga verfolgt Rückkehrer Julian Eitschberger bei Hertha ehrgeizige Ziele.

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Stefan Leitl, der Trainer von Hertha BSC, hat am Wochenende erklärt, dass er eine klare Vorstellung davon hat, in welchem Umfang er in der Saisonvorbereitung mit seiner Mannschaft trainieren will – und dass er von diesen Vorstellungen nur ungern abweicht. Am Mittwoch aber hat Leitl sich zumindest ein bisschen kulant gezeigt. Wegen der prognostizierten Sommerhitze hat er das Vormittagstraining von elf auf zehn Uhr vorverlegt.

Als die Einheit nach knapp zwei Stunden endete, zeigte das Thermometer trotzdem schon 33 Grad an. „Das sind keine normalen Zustände“, sagte Herthas Rechtsverteidiger Julian Eitschberger. „Aber ich denke, wir machen das Beste draus.“

Das ist einfach der nächste Schritt und deshalb auch ein Ziel von mir.

Julian Eitschberger über seinen Traum von der Nationalmannschaft

Eitschberger ist für die extremen Belastungen zumindest einigermaßen präpariert. Schon in der vergangenen Saison, als er an den Drittligisten Rot-Weiss Essen ausgeliehen war, hat er an seinen freien Tagen mit einem Personal Trainer Zusatzschichten eingelegt. Auch in seinem Sommerurlaub hat er das getan: zur Vorbereitung auf die Vorbereitung.

Der 21-Jährige meint es ernst. Im dritten Versuch will er sich endlich bei Herthas Profis durchsetzen. „Es ist einfach mein Ziel, hier wieder anzugreifen“, sagt Eitschberger. Der Außenverteidiger will sich einen Stammplatz erkämpfen, mit seinem Klub aufsteigen – und danach am liebsten noch höher hinaus.

Eitschberger, der in Staaken groß geworden ist, hat seit der U 18 sämtliche Jugendnationalteams durchlaufen und ist einmal auch schon in der U 21 aufgelaufen. Danach kommt nur noch die A-Nationalmannschaft. „Man muss sich im Leben auch individuelle Ziele setzen“, sagt er. „Das ist einfach der nächste Schritt und deshalb auch ein Ziel von mir.“

Dass Außenverteidiger, gerade in Deutschland, rar und daher gefragt sind, das hat Julian Eitschberger schon in ganz jungen Jahren erfahren. Er war gerade seit einem Monat volljährig, als er sich im April 2022 erstmals auf der großen Bühne präsentieren durfte.

Hertha BSC spielte noch in der Fußball-Bundesliga, der Trainer der Berliner hieß Felix Magath, und der hatte die Idee, den Rechtsverteidiger aus der U 19 im Derby gegen den 1. FC Union im vollbesetzen Olympiastadion von Anfang an spielen zu lassen. Als Linksverteidiger.

In der Pause – Union führte 1:0 – brach Magath das Experiment ab. Am Ende hieß es aus Herthas Sicht 1:4, und Eitschberger verschwand erst einmal wieder in den Kulissen.

Julian Eitschberger (rechts) feierte im Derby gegen den 1. FC Union sein Bundesligadebüt für Hertha BSC.

© imago/Metodi Popow

„Es war sehr spontan“, sagt er heute im Rückblick auf sein Profidebüt. „Aber ich denke nicht, dass es mich in irgendeiner Weise abgeschreckt hat für die Zukunft.“ Im Gegenteil: Er blicke „einfach glücklich zurück, dass ich damals diese Erfahrung gemacht habe“.

Nur ein weiterer Einsatz ist für Eitschberger in der Bundesliga noch hinzugekommen. Am letzten Spieltag der Saison 2022/23, als Hertha bereits als Absteiger feststand, wurde er gegen den VfL Wolfsburg in der ersten Minute der Nachspielzeit eingewechselt.

Den zweiten Versuch, sich bei Herthas Profis zu etablieren, hat Eitschberger im vergangenen Sommer unternommen, nachdem er von einer einjährigen Leihe an den Drittligisten Hallescher FC in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Aber schon in der Vorbereitung zeichnete sich ab, dass er angesichts der Konkurrenz mit Jonjoe Kenny und Deyovaisio Zeefuik erneut keine realistische Chance auf regelmäßige Einsätze haben würde. Eitschberger ließ sich ein zweites Mal ausleihen, wieder in die Dritte Liga, diesmal an Rot-Weiss Essen.

In der Dritten Liga war Eitschberger Stammspieler

In diesem Sommer stellt sich die Situation für ihn grundsätzlich anders dar als noch vor einem Jahr: Jonjoe Kenny hat den Klub verlassen, zudem hat Eitschberger zwei Jahre als Profi in den Beinen. In der Dritten Liga hat er in den beiden Spielzeiten 64 von 70 möglichen Spielen bestritten; in 61 davon stand er in der Startelf.

„Für mich als jungen Spieler war es einfach wichtig, viele Minuten zu sammeln“, sagt der U-20-Nationalspieler. „Die beiden Jahre waren auf jeden Fall keine verschwendeten Jahre.“

In Halle und Essen hat Julian Eitschberger nach eigener Aussage viel gelernt: „Es war einfach alles dabei. Du schulst dich im Defensiven, du bist kämpferisch aktiv, man spielt aber auch mit dem Ball.“ Die Dritte Liga sei auf jeden Fall kein Zuckerschlecken.

Hertha hat den Werdegang des Leihspielers intensiv verfolgt. „Wir haben alle seine Spiele gesehen und haben uns immer wieder mit ihm ausgetauscht“, sagt Sportdirektor Benjamin Weber. Und auch Trainer Leitl, erst seit Februar bei Hertha, hat mit Eitschberger bereits gesprochen, als der noch in Essen spielte.

In Leitls bevorzugtem 3-5-2-System kann Eitschberger als rechter Schienenspieler vor allem seine Dynamik und seinen Offensivdrang ausleben. Die Position hat er in der Rückrunde auch schon in Essen gespielt, und aktuell ist er bei Hertha sogar mehr oder weniger ohne echte Konkurrenz.

Deyovaisio Zeefuik fehlt wegen einer Wadenverletzung seit einer Woche im Training, soll allerdings nicht allzu lange ausfallen. Trotzdem ist es für den jungen Herausforderer eine gute Gelegenheit, sich in Position zu bringen, zumal Zeefuik wie in der vergangenen Saison auch wieder links spielen könnte. „Wenn er wieder da ist, freuen wir uns alle im Team“, sagt Julian Eitschberger. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Dadurch werde auch ich mich weiterentwickeln.“

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