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Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer organisierte mit Mitspielern eine Spende in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

© dpa

Hilfe in der Coronakrise: Der Fußball wird langsam seiner sozialen Verantwortung gerecht

Andere Profisportler reagierten schnell solidarisch in der Coronakrise. Nun ziehen die Fußballer mit verschiedenen Initiativen nach.

In Zeiten der Not entdecken die Menschen auch längst vergessene Kulturtechniken wieder. Telefonieren zum Beispiel. In sein Handy zu sprechen, anstatt zu tippen, das ist in den vergangenen Jahren ja ein wenig aus der Mode geraten. Doch wenn man sich zum Schutz vor dem Coronavirus nicht mehr gegenseitig besuchen darf, dann will man zumindest gelegentlich mal miteinander sprechen.

Auch Fußballprofis verfügen gerade über mehr Zeit als sonst, und auch Manuel Neuer hat einen Teil dieser Zeit in dieser Woche für Telefonate mit seinen Kollegen aus der Nationalmannschaft genutzt. Es ging um ein Zeichen der Solidarität, und offenbar waren es recht kurze Gespräche. „Es kam ruckzuck das Okay“, berichtete Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft.

Die Nationalmannschaft hat den ersten Schritt getan

Bierhoff hatte sich am Dienstag mit den wichtigsten Spielern des Nationalteams zusammentelefoniert. Manuel Neuer war dabei, Ilkay Gündogan, Marc-André ter Stegen und Joshua Kimmich. Recht schnell war man sich einig, „dass wir als Mannschaft ein Zeichen setzen wollen und können“. Neuer erklärte sich als Kapitän bereit, die Organisation zu übernehmen, und am Ende seiner Telefonkette hatte er 2,5 Millionen Euro für den guten Zweck beisammen. Die Nationalmannschaft stellt das Geld der Plattform wirhelfen.eu zur Verfügung, die damit bundesweit Nachbarschaftshilfen unterstützt.

Der deutsche Fußball hat ein bisschen gebraucht, bis er sich in der Coronakrise seiner sozialen Verantwortung erinnert hat. Andere Profisportler, zum Beispiel die Basketballer aus der amerikanischen NBA, waren deutlich schneller. Aber seitdem die Nationalmannschaft den ersten Schritt getan hat, gibt es auch unter den Fußballern etliche Nachahmer.

So haben sich die Spieler von Borussia Mönchengladbach und des Zweitligisten Karlsruher SC bereit erklärt, auf Teile ihrer Gehälter zu verzichten – vor allem um die drohende Finanznot ihrer Arbeitgeber etwas abzumildern. Die Vereine malen gerade ein düsteres Bild, was ihre Zukunft betrifft. „Es geht ums Überleben“, hat Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, gesagt und vor möglichen Pleiten gewarnt. Ohne Einnahmen aus dem Spielbetrieb und vor allem der Fernsehvermarktung rechnen viele Klubs mit dem Schlimmsten.

Mats Hummels will Solidarität vorleben

Damit geht es ihnen nicht anders als den meisten Menschen in Deutschland, die ihr Produkt entweder nicht produzieren oder nicht verkaufen können. „Wir brauchen keinen Populismus“, hat Stefan Hofmann, der Vorstandsvorsitzende des Bundesligisten Mainz 05, in dieser Woche gesagt. „Bitte nicht mit dem Zeigefinger auf die Fußball-Millionäre zeigen!“ Aber viele Fußball-Millionäre haben erkannt, dass es ihnen noch richtig gut geht und dass die mögliche Not ihrer Arbeitgeber nicht zuletzt mit der Höhe ihrer Gehälter zusammenhängt.

„Wir als Fußballer wollen besonders in dieser Zeit versuchen, unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden und vorleben, wie wir Solidarität verstehen“, hat der frühere Nationalspieler Mats Hummels von Borussia Dortmund verkündet. Er schließt sich einer Initiative seiner ehemaligen Kollegen Leon Goretzka und Joshua Kimmich an.

Die beiden Nationalspieler des FC Bayern München haben eine private Spendeninitiative namens We kick Corona gegründet und dafür eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Neben Mats Hummels hat sich auch Leroy Sané der Initiative angeschlossen. Er wird vermutlich nicht der letzte Fußballprofi gewesen sein.

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