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„Der Grundstein ist gelegt“: Bei Hertha BSC ist die Zuversicht zurück
Mit der abgelaufenen Saison sind die Berliner unzufrieden. Trotzdem blicken sie optimistisch auf die kommende Spielzeit. Das Ziel Aufstieg soll dann offensiv formuliert werden.
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Bei Hertha BSC kam es am späten Sonntagnachmittag zu Verzögerungen im Betriebsablauf, wie sie auch die Deutsche Bahn kaum besser hinbekommen hätte. Alles verschob sich auf unbestimmte Zeit nach hinten – und Florian Niederlechner ließ besonders lange auf sich warten.
Der Stürmer nahm – wie einige seiner Kollegen – Abschied von Verein und Olympiastadion, und er tat es besonders ausgiebig, ehe er sich am Ende seines Arbeitstages noch einmal kurz zur Vergangenheit bei Hertha BSC äußerte. Und vor allem zur Zukunft des Berliner Fußball-Zweitligisten.
Während Niederlechner in der kommenden Saison für 1860 München, seinen Lieblingsklub aus Kinder- und Jugendtagen, an den Start gehen wird, wird Hertha den dritten Versuch unternehmen, in die Bundesliga zurückzukehren. „Der Grundstein ist gelegt“, sagte der 34-Jährige. „Jetzt müssen sie es in der nächsten Saison nur noch über die Ziellinie bringen.“
Wir können mit der gesamten Saison nicht zufrieden sein.
Benjamin Weber, Sportdirektor von Hertha BSC
Die am Sonntag mit einem 1:1 gegen Hannover 96 zu Ende gegangene Saison war für Hertha eine alles in allem enttäuschende. Benjamin Weber, der Sportdirektor, musste nach Platz elf eingestehen, „dass wir mit der gesamten Saison nicht zufrieden sein können“. Und trotzdem traut nicht nur Niederlechner seinem nun Ex-Klub in der kommenden Spielzeit einiges zu.
Vielleicht war es dem Überschwang dieses Nachmittags geschuldet. Denn obwohl es für Hertha beim Schlussakt gegen Hannover um nichts mehr ging, war das Spiel noch einmal von großen Gefühlen begleitet.
Neben dem bei den Fans hochgeachteten Niederlechner nahmen auch Ibrahim Maza und Jonjoe Kenny unter großer Anteilnahme des Publikums Abschied. Den emotionalsten Moment aber erlebten die fast 70.000 Zuschauer im Olympiastadion unmittelbar vor dem Anpfiff.
Nach dem Warmmachen verkündete Fabian Reese per Stadionmikrofon, dass er bei Hertha bleibt. Seinen ohnehin bis 2028 laufenden Vertrag hat er noch einmal um zwei Jahre verlängert. Vor allem diese Nachricht ist es, die den Klub und seine Anhänger mit großer Zuversicht auf die kommende Spielzeit blicken lässt.
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„Für uns ist das ganz wichtig, wenn ich sehe, wie das Stadion durch diese Mitteilung angezündet wurde“, sagte Herthas Trainer Stefan Leitl. Die Vertragsverlängerung des Angreifers betrachtet er als „ein starkes Zeichen“ und „ein Signal“ an Spieler, die Hertha gerne verpflichten möchte: Seht her, lautet dieses Signal, wir werden in der neuen Saison eine konkurrenzfähige Mannschaft an den Start schicken können.
Wenn Hertha Ende Juni in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit startet, sind die Voraussetzungen daher schon mal ganz andere als in den beiden Jahren zuvor. Nach dem Abstieg 2023 hatten die Berliner nicht nur keinen Kader, sie hatten auch kein Geld.
Das Grundgerüst des Teams steht
Im vergangenen Sommer dann musste Leitls Vorgänger Cristian Fiél noch nach dem Saisonstart den Verlust der beiden Stamm- und Führungsspieler Marc Kempf und Haris Tabakovic kompensieren. Heute weiß man, dass das nicht so recht gelungen ist.
Ein solcher Aderlass droht diesmal nicht, auch wenn noch einige Spieler im Sommer wechseln könnten oder dürften. Derry Scherhant zum Beispiel, Marton Dardai, vielleicht auch Pascal Klemens. Aber das Gerüst steht, nachdem vor Reese auch schon Kapitän Toni Leistner, Deyovaisio Zeefuik und Michael Cuisance ihre Verträge verlängert haben.
„Es ist elementar, dass die Mannschaft im Kern zusammenbleibt, damit wir zum Trainingsauftakt eine gute Trainingsgruppe haben“, sagte Leitl. Das war auch einer der Faktoren, die Fabian Reese letztlich schon jetzt zu seiner Vertragsverlängerung bewogen haben. Er wollte „nicht in die Vorbereitung gehen und hin und her überlegen“, ob er bleibt oder geht.
Herthas bester Torschütze, der gegen Hannover seinen elften Saisontreffer erzielte, hätte auch andere Optionen gehabt. Er hat mit anderen Klubs gesprochen und fühlte sich laut eigener Aussage sogar sehr geehrt, „dass ich in viele Länder und Ligen zu Top-Mannschaften hätte gehen können“. Aber: „Manchmal sollte man dankbar sein für das, was man hat.“
Wobei das explizit nicht für Herthas Ligazugehörigkeit gilt. Reese sieht „noch deutlich mehr Potenzial hier im Verein“. Deshalb sei er auch „sehr davon überzeugt, dass wir für die nächste Saison deutlich klarere Ziele formulieren werden“.
Das jedenfalls ist das Ziel des Vereins, der sich in der abgelaufenen Spielzeit manches Mal hatte vorhalten lassen müssen, dass er sich zu defensiv und zu schwammig gegeben habe. In der neuen Saison wird Hertha das Thema Aufstieg deutlich offensiver angehen – wobei es streng genommen noch einen kleinen Haken gibt.
Noch fehlt die nötige Lizenz für Liga zwei
Denn aktuell mangelt es dem Verein noch an der nötigen Lizenz, um überhaupt in der Zweiten Liga zu spielen. Bis zum 3. Juni muss Hertha noch eine Auflage der Deutschen Fußball-Liga erfüllen. Dabei geht es um die Anleihe über 40 Millionen Euro, die der Klub im November zurückzahlen muss. Doch anders als Teile der Anhängerschaft gibt sich der Verein in dieser Angelegenheit weiterhin sehr entspannt.
Es sei „alles auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagte Geschäftsführer Tom Herrich, der am Sonntag ebenfalls verabschiedet wurde. Ob er in Sachen Lizenz zuversichtlich sei, wurde er zum Abschied noch gefragt. „Total“, antwortete er. Das sind auch alle anderen Entscheidungsträger des Klubs, die man dazu befragt.
Überhaupt ist bei Hertha die Zuversicht zurück. Sportdirektor Weber sagte über den Aufstieg in der kommenden Saison, dass man „ein Stück weit Hoffnung haben“ könne. Und Fabian Reese will schon in der Vorbereitung hart arbeiten, „um was Besonderes zu schaffen“. Er ist davon überzeugt, dass der Aufstieg möglich ist: „Sonst hätte ich den Vertrag hier nicht verlängert.“
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