zum Hauptinhalt
Er verkörpert die FC Bayern-Mentalität wie kaum ein anderer. Doch selbst bei Thomas Müller (li.) fehlt die letzte Gier.

© dpa/Peter Kneffel

Der Meister taumelt auch unter Tuchel: Das „Mia san mia“ ist Bayern abhandengekommen

Das Triple ist auch in dieser Saison ungewohnt früh nicht mehr möglich für den Rekordmeister aus München. Das Problem hieß nicht Nagelsmann und heißt nun auch nicht Tuchel.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Vor knapp einem Monat erklärte Thomas Müller in aller Ausführlichkeit, was eigentlich das Münchner Motto „Mia san mia“ bedeutet. Für den Spieler vom FC Bayern sei das eine extreme Siegermentalität – und harte Arbeit. Zur Kultur des FC Bayern zählt das „Mia san mia“ genauso wie die Trophäen, an denen der Erfolg in München gemessen wird.

Allerdings scheint den Bayern dieser stets bemühte Leitsatz abhandengekommen zu sein. Denn in dieser Saison ist der Rekordmeister so angreifbar wie schon lange nicht mehr. Das verdeutlichte der 2:1-Sieg des SC Freiburg am Dienstag im Pokalviertelfinale über Bayern nur einmal mehr. Die Gier auf Erfolge und Titel ist nicht mehr in jedem Spiel erkennbar, genauso wenig die Leidenschaft und Emotionalität, die das „Mia san mia“ ausmacht.

In Topspielen wie gegen Paris St.-Germain in der Champions League oder gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga sind diese Attribute zwar noch vorhanden, doch die Konstanz fehlt. Da können dann auch mal kleinere Vereine wie Borussia Mönchengladbach, der FC Augsburg, VfB Stuttgart oder der 1. FC Köln den Münchnern Punkte abluchsen. Oder eben wie Freiburg das Ticket ins Halbfinale. Überraschungen gegen den Rekordmeister gab es schon immer, doch in dieser Saison häufen sie sich. Dass Bayern nach dem Sieg über Dortmund Meister wird, ist daher noch lange nicht sicher.

Vielleicht liegt das Problem nicht auf der Trainerposition

Genau jetzt ist doch eigentlich die Zeit, in der der FCB spätestens aufdreht und jegliche Zweifel an einer Unfehlbarkeit zunichtemacht. Gerade noch war Bayern im Pokalwettbewerb vertreten und die Hoffnung von Oliver Kahn und Co. auf das Triple groß. Doch nach der Niederlage gegen Freiburg ist es damit vorbei und auch Müller „emotional wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen“.

Ein Wundertrainer, den die Verantwortlichen bei Bayern München scheinbar in Thomas Tuchel sehen, kann natürlich auch nicht plötzlich die Konstanz herbeiführen, nach der sich alle an der Säbener Straße sehnen. Und vielleicht sollte man sich in der Münchner Geschäftsstelle eher fragen, ob wirklich Julian Nagelsmann das Problem war oder vielmehr das nicht mehr vorhandene Mia-san-mia-Gefühl der Bayern-Profis.

Vielleicht oder wahrscheinlich sogar gewinnt Bayern am Samstag mit ordentlich Wut im Bauch 5:0 in Freiburg wie im Ligahinspiel, doch dann kommt Hoffenheim und danach geht es nach Mainz. Und die muss der taumelnde Meister erst mal schlagen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false