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Einst Gegner, jetzt Kollegen. Paul Seguin (vorn) im Duell mit Herthas Luca Schuler.

© IMAGO/Jan Huebner

Der nächste Neue für Hertha BSC: Paul Seguin kennt Berlin und weiß, wie man aufsteigt

Hertha BSC verpflichtet Paul Seguin von Schalke 04. Unter Herthas Trainer Stefan Leitl hat er die meisten Spiele als Profi bestritten. Jetzt kommt es zur Wiedervereinigung in Berlin.

Stand:

Dass einige Fans von Hertha BSC ganz schön nachtragend sein können, das haben sie im Sommer vor zwei Jahren bewiesen, als Toni Leistner sich ihrem Verein anschloss. Der Innenverteidiger kam aus Belgien, doch weil er in früher Vergangenheit auch schon bei Herthas Lokalrivalen 1. FC Union unter Vertrag gestanden hatte, musste Leistner anfangs gegen Widerstände ankämpfen und einige Schmähungen erdulden.

Da drängt sich natürlich die Frage auf: Wie wird es erst Paul Seguin ergehen? Aus Sicht der besonders hartgesottenen Hertha-Fans verfügt der defensive Mittelfeldspieler, dessen Verpflichtung der Berliner Fußball-Zweitligist jetzt offiziell verkündet hat, nämlich über einen doppelten Makel. Denn Seguin hat nicht nur ebenfalls für Union gespielt; er kommt auch noch vom FC Schalke 04, dem ewigen Erzrivalen der Berliner.

Paul vereint Ball- und Passsicherheit, ein hohes Spielverständnis sowie jede Menge Erfahrung und Routine.

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber

Paul Seguin kann zumindest darauf verweisen, dass die Station bei Union nicht nur kurz war, sondern für ihn auch sportlich wenig erquicklich. Im Sommer 2022 war er vom Bundesligaabsteiger Greuther Fürth gekommen, nach nur einer Spielzeit aber mit gerade vier Startelfeinsätzen zog er schon weiter zu Schalke 04.

Nur ein Tor hat Seguin für Union erzielt, das allerdings gegen Hertha BSC. Es war sogar das bisher letzte in einem Derby der beiden Berliner Klubs. Im Januar 2023 traf Seguin 20 Minuten nach seiner Einwechslung im Olympiastadion zum 2:0-Endstand. Aber vielleicht kann er in der neuen Saison ja entscheidend dazu betragen, dass sich Hertha und Union ab der Spielzeit 2026/27 erneut in der Bundesliga gegenüberstehen.

Das bisher letzte Tor in einem Derby zwischen Hertha und Union erzielte im Januar 2023 Paul Seguin – damals noch gegen Hertha.

© IMAGO/Matthias Koch

Das Beispiel Toni Leistner zeigt schließlich, dass die Gegenwart im Zweifel mehr zählt als die Vergangenheit. Leistner hat es bei Hertha bis zum Kapitän gebracht, er ist vom Aussätzigen zur Führungsfigur aufgestiegen und genießt bei den Fans längst hohe Wertschätzung.

Einen ähnlichen Werdegang erhoffen sie sich bei Hertha auch von Paul Seguin. Dank seiner Vita und seiner Position ist er ebenfalls für eine Führungsrolle vorgesehen. Er bringe Ball- und Passsicherheit mit, habe ein hohes Spielverständnis, sowie jede Menge Routine und Erfahrung, sagt Benjamin Weber, der Sportdirektor des Klubs.

Seguin wiederum hat den Eindruck, „dass hier was entsteht“. Er erhält bei Hertha einen Vertrag über zunächst zwei Jahre. Dem Vernehmen nach lassen sich die Berliner seine Verpflichtung eine Ablöse von 400.000 Euro kosten.

Der 30-Jährige soll eine Position besetzen, die bei Hertha in der vergangenen Saison eine eher neuralgische war. Wie bei seinem bisherigen Arbeitgeber könnte Seguin als Sechser im defensiven Mittelfeld spielen. Entweder an der Seite oder anstelle von Diego Demme.

Der frühere Nationalspieler ist vor einem Jahr aus Neapel nach Berlin gekommen – und hat die Erwartungen, die mit seiner Verpflichtung verbunden waren, aus verschiedenen Gründen nicht vollumfänglich erfüllen können. Demme hatte oft und lange mit Verletzungen zu kämpfen. Erst gegen Ende der Saison wurde er doch noch ein verlässlicher Faktor in Herthas Spiel.

Im direkten Vergleich mit Seguin liegt Demme bei den defensiven Parametern leicht vorne. Bei Tacklings, klärenden Aktionen und gewonnen Zweikämpfen hatte er in der vergangenen Saison die besseren Werte. Offensiv (Dribblings, Tore, Vorlagen) ist es umgekehrt.

Obwohl die Spielzeit für die Schalker alles andere als blendend verlaufen ist, hat Seguin immerhin zwei Tore erzielt und fünf vorbereitet. Demme hingegen brachte es auf lediglich zwei Torbeteiligungen.

Seguin passt perfekt ins Beuteschema

Seguin ist Herthas vierte Verpflichtung für die neue Saison. Zuvor haben die Berliner bereits Innenverteidiger Niklas Kolbe, 28, vom Zweitligaabsteiger SSV Ulm, Mittelfeldspieler Leon Jensen, 28, vom Ligakonkurrenten Karlsruher SC und Angreifer Sebastian Grönning, 28, vom Drittligisten 1. FC Ingolstadt verpflichtet.

Seguin passt nicht nur vom Alter her perfekt ins aktuelle Beuteschema der Berliner. Nachdem Hertha zuletzt auf fremden Märkten nicht ganz so erfolgreich war und sich Spieler wie Andreas Bouchalakis, Bradley Ibrahim, Bilal Hussein oder Jon Dagur Thorsteinsson nicht dauerhaft durchsetzen konnten, liegt das Augenmerk in diesem Sommer auf Profis, die im Idealfall die Liga kennen und zusätzlich bereits über eine Menge Erfahrung verfügen. So wie Paul Seguin, der 155 Spiele in der Zweiten Liga bestritten hat.

Der gebürtige Magdeburger, jüngster Sohn des früheren DDR-Nationalspielers Wolfgang Seguin, ist in der Jugend des VfL Wolfsburg ausgebildet worden ist. Er hat insgesamt 228 Einsätze in der Ersten und Zweiten Liga – fast die Hälfte davon bei Greuther Fürth unter einem Trainer namens Stefan Leitl.

In Berlin kommt es für Paul Seguin nun zur Wiedervereinigung mit seinem früheren Trainer. Was ihnen 2021 schon einmal in Fürth gelungen ist, das wollen sie bei Hertha nun ebenfalls schaffen: den Aufstieg in die Bundesliga.

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