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Bei den Paralympics könnte es ganz schön leer aussehen, denn angesichts der Infektionslage seien Spiele vor vollen Tribünen extrem schwierig,

© imago images

Bangen um die Paralympics in Tokio: Der Spirit darf sich nicht an Corona infizieren

Normalerweise treten die Athlet*innen vor vollen Rängen auf. Doch nicht während Corona. Dabei leben gerade die Paralympics vom persönlichen Kennenlernen.

Annette Kögel ist Mitbegründerin der Paralympics Zeitung des Tagesspiegels und der DGUV und schreibt hier immer jeden ersten Mittwoch im Monat.

Japan hat schon echt Pech. So viele Absagen oder Verschiebungen hat es in der Geschichte der Olympischen und Paralympischen Spiele ja nun auch noch nicht gegeben, aber das Land traf es schon zweimal. 1940 fielen die Spiele im Sommer in Tokio wegen des Zweiten Weltkriegs aus. Und zur aktuellen Zeit gibt es einen Angriff auf die Gesundheit der Menschen in aller Welt, Corona. Vor allem die Athletinnen und Athleten bangen und zittern nun, ob es nach der Verlegung von Olympia und Paralympia von 2020 auf dieses Jahr nun auch tatsächlich die großen Sportfeste im Sommer und im Spätsommer geben wird.

Sportler*innen, Betreuer*innen, Physiotherapeut*innen, Mentaltrainer*innen, ach, die Liste der Aufgeregten ist lang. Dazu gehören auch die Politiker*innen, die Leute aus der Wirtschaft, und natürlich auch wir vom Team der Paralympics Zeitung (PZ) des Tagesspiegels und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Wir bereiten uns weiter vor, wir tagen, wir brainstormen, wir planen: Unsere nächste PZ-Runde läuft, denn Sport und Inklusion ist für uns alle ein großes Thema, auch unabhängig vom Stattfinden der Spiele.

Deswegen sind wir gespannt auf die Finals 2021 im Vorfeld von Olympia und Paralympia, in Berlin und in Nordrhein-Westfalen. Vom 3. bis 6. Juni gibt es, wie berichtet, Wettkämpfe in Berlin. So sind Austragungen im Bogensport, Modernem Fünfkampf und im Triathlon im Olympiapark vorgesehen und Dreimaldrei-Basketball sowie Radsport-Trial im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Der Triathlon startet im Strandbad Wannsee, die Schwimmer*innen und Wasserspringer*innen steigen in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark ins Becken. In drei der Sportarten – im Bogenschießen, Tischtennis und Triathlon – sind paralympische Athlet*innen integriert oder es gibt eigene Wettbewerbe.

Spiele vor vollen Tribünen seien extrem schwierig

Und es gibt in der Gemengelage von verschobenen oder ausgefallenen Qualifikationsveranstaltungen weltweit auch Sportwettbewerbe, die unter Corona-Sicherheitsauflagen zum Glück stattfinden sollen. So lädt Portugal am 16. Mai zur Europameisterschaft im Para-Schwimmen. Das Publikum kann die Wettkämpfe auf Youtube verfolgen.

Ach, da wird einem Paralympics-Fan dennoch weh ums Herz. Ist doch das ganz besondere der Paralympischen Spiele, dass jene Athlet*innen , die sonst bei Deutschen oder internationalen Meisterschaften oft leider immer noch vor recht leeren Rängen auftreten, bei der Weltveranstaltung genau die Bühne mit einem randvoll gefüllten Stadion inklusive Medienrummel bekommen wie ihre nichtbehinderten Sportsfreunde.

Dem macht nun Corona einen Strich durch die Rechnung. Man sei darauf vorbereitet, die Spiele notfalls ohne Zuschauer hinter verschlossenen Türen abzuhalten, heißt es aus Japan. Angesichts der Infektionslage seien Spiele vor vollen Tribünen extrem schwierig, hat Japans Olympia-Chefin Seiko Hashimoto im Anschluss an die Online-Beratungen mit IOC-Präsident Thomas Bach, Paralympics-Chef Andrew Parsons, Olympia-Ministerin Tamayo Marukawa und Tokios Gouverneurin Yuriko Koike gesagt.

Zuvor war entschieden worden, dass ausländische Gäste nicht zu den Sommerspielen reisen dürfen. Alle Teilnehmer von Olympia und Paralympia dürften nur das tun, was sie vorab in ihren Plänen an Aktivitäten aufgeführt haben, melden Nachrichtenagenturen. Den Kontakt zu Teilnehmer*innen, die länger als 14 Tage in Japan sind sowie zu Japaner*innen müssen sie bis auf einen Meter minimieren, schreibt die neue Fassung des Playbooks vor. Alle Athlet*innen müssen sich täglich testen lassen. Die Startchancen sind ohnehin sehr unterschiedlich. Und nicht jedes Herkunftsland verfügt über Impfstoffe; Athlet*innen bekommen aber teils schon Impfangebote.

Die Paralympics leben vom persönlichen Kennenlernen

Paralympionik*innen dürfen sich dann in Japan nur in zugewiesenen Fahrzeugen bewegen; die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist verboten. Auch das Essen ist nur an bestimmten Orten mit Anti-Corona-Maßnahmen wie den Kantinen an den Wettkampfstätten, Restaurants im Olympischen oder Paralympischen Dorf sowie in den Unterkünften erlaubt. Es ist so unglaublich schade. Wer die Olympics und auch die Paralympics kennt, weiß, dass sie von den Menschen leben, vom persönlichen Kennenlernen, dem Eintauchen in eine andere Kultur. Davon, nach einem Rennen gemeinsam umschlungen auf der Bahn zu liegen.

Gibt es die Spiele, werden viele jubeln, sich trotz allem messen zu können und für ihr Land und alle sportgesellschaftlichen Werte antreten zu können Diesmal wird wohl alles anders. Doch der Spirit, der darf sich nicht an Corona infizieren. Wir werden ihn weiterleben.

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