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Der Traum lebt weiter: Der 1. FC Union besiegt Ajax und steht im Achtelfinale der Europa League
Nach dem 0:0 im Hinspiel hat Union im eigenen Stadion das nötige Spielglück auf seiner Seite. Mit einer Willensleistung gewinnen die Berliner 3:1 gegen Ajax Amsterdam.
Stand:
Während die Fans auf der Waldseite völlig durchdrehten und Josip Juranovic sein Glück kaum fassen konnte, schloss Geronimo Rulli zehn Meter entfernt die Augen und deutete einen kräftigen Biss in den Ball an. Der Torwart von Ajax Amsterdam hatte sich soeben einen folgenschweren Fehlgriff geleistet und ein Blick auf die fast schon resignierte Körpersprache seiner Kollegen verhieß nichts Gutes für den sechsfachen Europapokalsieger.
Der 1. FC Union hatte sich in den ersten 45 Minuten zwar keine einzige Torchance erspielt, führte aber 2:0. Vielleicht war es das Glück des Tüchtigen, vielleicht ist der Fußballgott in diesen ersten Wochen des Jahres 2023 Köpenicker, jedenfalls lief vor 21.800 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei alles für die Gastgeber in diesem Zwischenrundenrückspiel.
Am Ende hieß es nach Toren von Robin Knoche, Juranovic, Mohammed Kudus und Danilho Doekhi 3:1 (2:0) für Union. Damit stehen die Berliner nach dem 0:0 im Hinspiel im Achtelfinale der Europa League und den mit Abstand größten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte feierten Mannschaft und Fans minutenlang ausgelassen.
Auf den Tribünen hatte das Spiel mit einer großen Choreo schon spektakulär begonnen, auf dem Rasen dauerte es etwas, bis in den Strafräumen etwas Nennenswertes passierte. Den Gästen war anzumerken, dass sie Union deutlich aggressiver unter Druck setzen wollten als im Hinspiel. Das führte zwar zu einem deutlichen optischen Übergewicht, gegen Unions kompakte Hintermannschaft aber erst mal nicht zu klaren Abschlüssen.

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Die Berliner beschränkten sich weitgehend auf die sichere Defensive – und hatten das Spielglück auf ihrer Seite. Bei der ersten Strafraumaktion köpfte Danilho Doekhi Calvin Bassey aus kurzer Distanz an den Arm und Schiedsrichter Ricardo de Burgos entschied nach Hinweis des Videoassistenten und Ansicht der Wiederholung auf Elfmeter. Nach einigen Diskussionen und einer kurzen Rudelbildung traf Robin Knoche in der 20. Minute mit etwas Glück zum 1:0.
Die Amsterdamer erhöhten anschließend den Druck und Union konnte kaum noch für Entlastung sorgen. Ajax gelang es nun im Gegensatz zum Hinspiel, aus den 70 Prozent Ballbesitz auch Gefahr zu erzeugen. Besonders Kudus kam gefährlich zum Abschluss, stand bei seinem vermeintlichen Ausgleichstreffer aber im Abseits. Ein Tor lag in der Luft – und fiel auf der anderen Seite.
Eine Flanke von Sheraldo Becker wurde zentral geklärt, Rani Khedira und Kevin Behrens rannten sich beinahe gegenseitig über den Haufen und Juranovic versuchte es mit dem schwachen linken Fuß aus der Distanz. Sein Schuss setzte auf dem nassen Rasen auf, war aber eigentlich harmlos. Doch Rulli griff daneben und Union ging mit einem äußerst schmeichelhaften 2:0 in die Kabine.
Die zweite Hälfte begann vermutlich genau so, wie sie sich Gästetrainer Johnny Heitinga ausgemalt hatte. Eine Flanke von Bergwijn touchierte Kudus am Fünfmeterraum und der Ball landete im langen Eck. Nun fehlte Ajax nur noch ein Tor für die Verlängerung und auch die Körpersprache war wieder eine ganz andere.
Allerdings basiert der Erfolg des 1. FC Union in dieser Saison vor allem auf einer überdurchschnittlichen Widerstandsfähigkeit und so fanden die Berliner umgehend die passende Antwort. Nach einer Ecke von Juranovic rauschte Innenverteidiger Doekhi in seiner unnachahmlichen Art heran und erzielte gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber sein viertes Tor in diesem Kalenderjahr.
Ajax drückte zwar unablässig, doch als Kudus nach einer guten Stunde freistehend aus wenigen Metern links am Tor vorbeischoss, wurde langsam deutlich, dass Union an diesem historischen Donnerstagabend als Sieger vom Platz gehen würde.
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