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Basketballer von Bayern München: Derrick Williams: Einer für die großen Spiele
Bayern München setzt auch am Sonntag im Pokalviertelfinale gegen Alba Berlin auf den langjährigen NBA-Profi Derrick Williams.
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Es ist nicht genau überliefert, wie die Profis von Alba Berlin ihren Freitagabend verbracht haben, der ein oder andere wird aber sicher den Laptop angeschmissen haben. Konkurrenzsichtung. Bayern München gegen Real Madrid. Was wie ein Halbfinale der Fußball-Champions-League klingt, war Basketball-Euroleague – und lieferte kurz vor dem Pokalviertelfinale gegen den Deutschen Meister und Pokalsieger am Sonntag in München (18 Uhr/Telekomsport) dann doch einige Erkenntnisse.
Erstens: Die Bayern sind nicht unschlagbar, auch wenn es für die erste Niederlage nach fünf Siegen in Folge einen der besten Gegner des Kontinents benötigte. Und zweitens: Dass Johannes Thiemann in Bezug auf Derrick Williams recht hatte. „Auch er ist kein Übermensch“, hatte Albas Center über den Star der Bayern-Basketballer gesagt. Gegen den amtierenden Euroleague-Champion präsentierte sich der 27 Jahre alte US-Amerikaner ganz und gar menschlich. Sieben Punkte bei schlechter Wurfquote, kein Rebound, drei Ballverluste.
Trotz der für seine Verhältnisse schwachen Leistung ist Williams längst angekommen in München. Als die Bayern den langjährigen NBA-Profi Anfang Oktober verpflichtet hatten, gab es durchaus Zweifel. Identifikation mit einem Klub und dessen Zielen sind im schnelllebigen Basketball nicht immer selbstverständlich und dass Williams am liebsten früher als später zurück in die US-Profiliga wollte, daraus machte er bei seiner Ankunft kein allzu großes Geheimnis. Mittlerweile sind die Zweifler längst verstummt. Williams übertrifft die Erwartungen auf dem Parkett – und vielleicht noch viel wichtiger: abseits des Spielfeldes.
"Er ist ein Glücksfall für uns"
Von großen Starallüren ist nichts bekannt, ganz im Gegenteil, er lebt die Professionalität vor, die er in der NBA von positiv Besessenen wie LeBron James gewohnt ist. Bei den Bayern soll Williams meist als Erster beim Training sein und als Letzter gehen. Das zahlt sich aus. Mittlerweile ist er in einer hervorragenden Form, körperlich wie mental. Während die Belastung aus Euroleague, Bundesliga und Pokal für einige Münchner Spieler ungewohnt ist, kennt Williams den Kalender mit drei oder vier Spielen pro Woche aus der NBA. „Ich mag diesen Rhythmus. Das Beste dabei ist, dass du, egal wie das eine Spiel gelaufen ist, nach 48 Stunden gleich wieder das nächste hast“, sagte Williams jüngst der Münchner „Abendzeitung“. „Die Spiele werden jetzt härter und in großen Spielen müssen die großen Spieler da sein.“
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Dass Williams in Europa einer dieser großen Spieler ist, das zeigt allein ein Blick auf die Statistiken. In Bundesliga und Euroleague ist er Bayerns bester Scorer. Vor dem Spiel gegen Real gelangen ihm innerhalb von sechs Tagen 27, 26 und 21 Punkte. Ob von der Dreierlinie, unter Druck in Korbnähe oder spektakulär per Dunk, Williams trifft derzeit mit außergewöhnlichen Quoten. Trainer Dejan Radonjic setzt ihn zwar relativ dosiert ein – Williams kommt meist von der Bank und spielt etwa 25 Minuten –, in den entscheidenden Situationen geht der Ball aber meist zu ihm. „Er ist ein Glücksfall für uns. Besser geht’s nicht“, schwärmte Präsident Uli Hoeneß nach dem knappen Sieg im Bundesligaspiel gegen Alba Berlin vor einer Woche.
Williams zeigt in Europa aktuell das, was sich 2011 viele Experten von ihm in der NBA erwartet hatten. Beim Draft, der alljährlichen Talentewahl der US-Profiliga, wurde er von den Minnesota Timberwolves an zweiter Stelle verpflichtet. Vor ihm landete nur Kyrie Irving, 2016 NBA-Champion mit den Cleveland Cavaliers, deutlich hinter ihm aber heutige Stars wie Klay Thompson, amtierender Meister mit den Golden State Warriors, und Kawhi Leonard, Finals-MVP 2014.
In der NBA hat Williams die Erwartungen nie erfüllt
Während sie die große Karriere machen, konnte Williams die Erwartungen nie erfüllen. Zwar absolvierte er mehr als 400 Spiele in der NBA und kam dabei im Schnitt auf fast neun Punkte, mehr als ein solider Rollenspieler wurde er aber nie. Im Sommer lief sein Vertrag bei den Los Angeles Lakers aus und obwohl sein Freund LeBron James zu dem Traditionsteam nach Kalifornien wechselte, gab es kein weiteres Angebot für Williams.
Mittlerweile fühlt er sich in München wohl und am Sonntag gegen Alba geht er in sein erstes K.-o.-Spiel für die Bayern. Nach seiner starken 26-Punkte-Leistung vor einer Woche werden die Berliner im Pokal ein besonderes Auge auf Williams haben. „Wir müssen ihn besser verteidigen“, sagt Thiemann. Das ginge aber nicht individuell, sondern nur als Team. Marco Baldi sieht es gelassen. „Das ist gar kein Problem. Der soll ruhig seine 25 Punkte machen“, sagt Albas Manager. „Das Entscheidende ist, dass wir unser Spiel durchziehen.“
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