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Niederlandes Inger Smits (links) und Deutschlands Julia Maidhof im Zweikampf.

© dpa / Kolektiff Images

Deutsche Handballerinnen bei EM: Plötzlich sind sie dem Halbfinale wieder ganz nahe

Über Nacht drehte sich das Blatt für die Nationalmannschaft: Nachdem sie nur zitternd in die Hauptrunde gekommen sind, schlugen sie jetzt die starken Niederländerinnen.

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Der Ansatz war so simpel wie effektiv. Schon am Flughafen im montenegrinischen Podgorica hatten sich die deutschen Handballerinnen noch einmal versammelt, um sich zu besprechen. Schon da wurde beschlossen, die bisherigen negative Erlebnisse bei der Europameisterschaft einfach hinter sich zu lassen – quasi nur mit positivem Gepäck nach Skopje weiterzureisen.

Ganz nach dem Motto: Neues Land, neues Glück. Und der Plan ging auf. In der ersten Hauptrunden-Begegnung gegen die Niederländerinnen gewann das deutsche Team am Freitagabend souverän mit 36:28 und sicherte sich somit die ersten Punkte.

Irgendwie passte alles, was vorher kritisiert worden war. Effektiv, schnell und lauffreudig schaffte es die DHB-Auswahl, das Spiel breit anzulegen und Tempo zu forcieren. Sie konnte sich außerdem auf eine gute Abwehr-Torhüter-Kooperation verlassen.

Und das gegen die Niederlande, gegen die sich Deutschland in den letzten fünf Partien bei vorangegangenen Turnieren und Testspielen geschlagen geben musste. „Man konnte sehen, dass wir es endlich geschafft haben, den Knoten platzen zu lassen. Wenn jeder da positive Erlebnisse sammeln kann, steigt das Selbstbewusstsein. Da konnten wir jetzt zeigen, wie wir Handball spielen können“, sagte Julia Maidhof.

Maidhof war schwach ins Turnier gestartet

Gerade für die 24-Jährige war es ein wichtiger Schritt, nachdem sie in den drei Vorrundenbegegnungen nur drei Tore erzielt hatte, auf dem Feld oft nervös wirkte und nicht an ihre Leistungen bei der SG Bietigheim anknüpfen konnte. Mit ihren einfachen Fang- und Schrittfehlern stand sie geradezu sinnbildlich für die Einbrüche, die das deutsche Team in der Vergangenheit wiederholt auszeichneten.

Doch Bundestrainer Markus Gaugisch, der Maidhof ebenso im Verein trainiert, hatte ihr weiter das Vertrauen geschenkt und darauf gesetzt, dass sie schon noch in das Turnier finden werde. Und das tat sie. Zwar ist das Potential noch immer nicht ausgeschöpft, doch machte Maidhof erstmals bei dieser EM einen konsequenteren Eindruck.

Wir konnten jetzt zeigen, wie wir Handball spielen können.

Julia Maidhof, Rückraum-Rechts der deutschen Nationalmannschaft

Sie übernahm Verantwortung, was umso entscheidender war, nachdem Deutschlands zweite etatmäßige Rückraumrechte Alicia Stolle aufgrund einer Handverletzung nicht am Turnier teilnehmen kann. Die Last muss dadurch auf wenige Schultern verteilt werden. Xenia Smits, Alina Grijseels und Emily Bölk waren dabei bisher die tragenden Säulen des deutschen Spiels, doch auch sie brauchen Entlastungsphasen.

Zumal sich die Tabellensituation schlagartig verändert hat: Durch den gleichzeitigen Sieg Rumäniens gegen Spanien (28:27) ist die Hauptrundengruppe II angeführt von den zwei Punkte besser positionierten Französinnen und Montenegrinerinnen nahezu ausgeglichen.

Die deutschen Handballerinnen bejubeln den Sieg gegen die Niederlande.

© dpa / Kolektiff Images

„Wir standen vorher mit dem Rücken zur Wand. Jetzt haben wir gesehen, was sich in 24 Stunden ändern kann. Wir sind wieder im Turnier“, sagt Maidhof. Von dem nun erneut erhöhten Druck möchte sie sich nicht einschüchtern lassen.

„Es werden immer wieder Entscheidungsspiele auf uns zu kommen. Das ist es ein stetiges Lernen und Entwickeln. Aber wenn wir uns die Einstellung beibehalten, dass wir frei aufspielen und nach Deutschland hin zeigen wollen, dass wir einen geilen Handball spielen, dann sind wir schon gut dabei.“

Vor dem anspruchsvollen Doppelpack gegen Olympiasieger Frankreich am Dienstag (20.30 Uhr) und Rumänien am Mittwoch (15.30 Uhr/ beide Sportdeutschland.tv) haben Julia Maidhof und ihr Teamkolleginnen nun etwas Zeit, um zu regenerieren und sich neu zu fokussieren. Dann soll die Reise positiv weitergehen.

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