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Die deutschen Spieler hielten sich beim Mannschaftsfoto die Hände vor den Mund.

© Imago/Ulmer

Deutsche Spieler halten sich den Mund zu: Der Protest pendelt zwischen banal und bemüht, peinlich und grotesk

Das DFB-Team setzt ein Zeichen gegen das Verbot der „One-Love“-Binde. Allerdings beruhte das auf einem Missverständnis, denn der Adressat des Klappehaltens war das Publikum daheim.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Selten hat das Bonmot von Theodor W. Adorno besser gepasst als zum Gruppenfoto der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer vor ihrem Spiel gegen Japan: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Wahrlich, es war falsch, die WM an Katar zu vergeben. Was auf diese Fehlentscheidung folgte, pendelt nun notgedrungen zwischen banal und bemüht, peinlich und grotesk.

Lasst die armen Spieler doch einfach in Ruhe! So möchte man ausrufen. Deren Auftreten zu überfrachten mit dem Anspruch, das moralische Gewissen ihrer Landsleute zu befriedigen, kann ja nur nach hinten losgehen.

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Nun halten sie sich also geschlossen die Hand vor den Mund. Donnerwetter! Um die Geste auch für Begriffsstutzige zu übersetzen: Unter den strengen Augen von Fifa und Katar dürfen wir nicht sagen, was wir denken. Wirklich? Das ist ja schockierend. Wer hätte das gedacht?

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Und weil der DFB sich Chancen ausrechnet, mit dieser Dramaturgie zumindest ins Finale der Protest-Weltmeisterschaft eintreten zu können, postete er das Foto sofort bei Twitter. Alle Welt sollte es sehen und teilhaben am deutschen Mut und deutscher Charakterstärke.

Allerdings beruhte das auf einem Missverständnis, denn der Adressat des Klappehaltens war das Publikum daheim. Ihm galt die Botschaft. Jenseits der moralisch aufgeladenen Region zwischen Flensburg und Konstanz ist es den Menschen vollkommen egal, wie die deutsche Mannschaft posiert. Viel interessanter ist die Frage, wie sie spielt. Wer weiß? Vielleicht war die Hand-vor-den-Mund-Nummer auch prophylaktisch gemeint, im Sinne von: Bitte nicht auch noch über das Spiel diskutieren.

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