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DFB-Kapitän Manuel Neuer

© Foto: Reuters/Molly Darlington

Update

Stummer Protest des DFB-Teams: „Wir lassen uns vielleicht die Binde nehmen, aber niemals unsere Stimme“

Keine „One-Love“-Binde und trotzdem eine Botschaft: Die deutschen Spieler hielten sich auf dem Teamfoto vor dem Spiel gegen Japan den Mund zu. Die Fifa akzeptiert es.

Hansi Flick tat vor dem Spiel noch geheimnisvoll. Auf die Frage im ARD-Interview, ob seine Nationalspieler angesichts des Verbots der „One-Love“-Binde etwas planen würden, antwortete der Bundestrainer lächelnd und mit einem Achselzucken: „Schauen wir mal.“

Als sich die deutschen Fußballer nach der Nationalhymne zum obligatorischen Mannschaftsfoto aufstellten, folgte dann die Auflösung. Die Spieler hielten sich geschlossen die Hand vor den Mund. Klare Botschaft: Wir dürfen hier nicht sagen, was wir denken und es auch sonst nicht zum Ausdruck bringen.

Das deutsche Team darf sich damit schon einmal Protest-Weltmeister nennen, denn die anderen europäischen Verbände, die bei der WM in Katar mit einer „One-Love“-Binde antreten wollten, hatten sich dem Druck der Fifa gebeugt und auf weitere Botschaften vor, während oder nach ihren Spielen verzichtet.

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Der DFB postete das Foto unmittelbar nach Anpfiff bei Twitter

Deutschlands Kapitän Manuel Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan im Duell gegen Japan die von der Fifa vorgegebene „No Discrimination“-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.

Die Verbots-Entscheidung der Fifa war zuletzt scharf kritisiert worden, allerdings gab es auch Vorwürfe in Richtung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Spieler, denen fehlendes Rückgrat vorgeworfen wurde.

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In einem kurz nach Spielbeginn veröffentlichten Tweet auf dem Twitter-Account des DFB-Teams wurde das Foto der Mannschaft gepostet und dazu unter anderem geschrieben: „Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht.“ Flick sagte nach dem Spiel: „Es soll ein Zeichen gewesen sein von uns als Mannschaft, dass die Fifa uns mundtot macht.“

Kapitän Manuel Neuer wurde noch deutlicher. „Wir lassen uns vielleicht die Binde nehmen, aber wir lassen uns niemals unsere Stimme nehmen. Und unsere Werte“, sagte der deutsche Kapitän. „Dass wir uns von der FIFA vielleicht den Mund haben verbieten lassen - das machen wir vielleicht mit der Kapitänsbinde auf dem Platz, aber für unsere Werte stehen wir immer“, sagte Neuer, der mit einer von der FIFA vorgegebenen Kapitänsbinde aufgelaufen war.

Die Idee sei im Mannschaftskreis entstanden. „Wir wollten unbedingt was machen, und wir haben überlegt, was man machen kann. Uns war klar, dass wir ein Zeichen setzen wollten“, sagte Neuer. „Das ist ein Fingerzeig.“

Bundesinnenministerin Faeser trug die „One-Love“-Binde.

© Foto: Imago/Focus Images

Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die das Spiel live im Stadion verfolgte, zeigte die „One-Love“-Binde, die sie zunächst unter ihrem pinken Blazer trug, im Verlauf der ersten Halbzeit, als sie den Blazer auszog. Gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf verfolgte Faeser die Partie. Vor dem Anpfiff waren beide auch mit Fifa-Präsident Gianni Infantino zusammengetroffen.

Der Fußball-Weltverband teilte am Abend mit, kein Verfahren gegen die deutsche Mannschaft wegen des stummen Protests einzuleiten. Trotzdem dürfte das Thema damit noch lange nicht abgehandelt sein. (mit dpa)

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