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Deutsche Tennisspielerinnen nur Statisten in Berlin: Große Sehnsucht nach neuen Sternstunden
Zuletzt sorgte Tatjana Maria in Queens mit ihrem Turniersieg für Furore. In Berlin können ihre Landsfrauen daran nicht anknüpfen. Immerhin gibt es ein paar junge Hoffnungsträgerinnen.
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Es war eine seltene Sternstunde für das deutsche Frauentennis. Am vergangenen Sonntag gewann Tatjana Maria in Queens den Titel in der Einzelkonkurrenz – im Alter von 37 Jahren. „Es war so ein großartiges Turnier, ich habe jede Sekunde genossen, es war eine große Freude, hier zu spielen“, sagte die zweifache Mutter danach bei der Siegerehrung in London.
Maria selbst war zuvor die letzte deutsche Einzelsiegerin bei einem Turnier der Women‘s Tennis Association (WTA), im April 2023 war das in Bogota bei einem Event der 250er-Kategorie. Um eine deutsche Siegerin bei einem mindestens gleich bedeutenden Turnier wie dem in Queens zu finden, muss man lange suchen. Tatsächlich gelang dies zuletzt Angelique Kerber 2018 bei ihrem Triumph in Wimbledon.
Von Sternstunden sind die deutschen Spielerinnen bei den Berlin Tennis Open weit entfernt. Maria schlägt in dieser Woche nicht im Grunewald auf, sie spielt die Rasenvorbereitung ohnehin lieber in England. Mit Eva Lys war genau eine Deutsche im Hauptfeld vertreten – dank einer Wildcard des Veranstalters. Am Montag verlor die 23 Jahre alte Hamburgerin ihr Erstrundenmatch gegen die spanische Top-Ten-Spielerin Paula Badosa klar mit 1:6 und 3:6.
„Die deutsche Nummer eins zu sein, gibt mir mehr Rückenwind, als dass es mich stresst“, hatte Lys vor dem Turnierstart noch gesagt. Das war, bevor sie von Maria in der Weltrangliste wieder überholt wurde. Weitere deutsche Frauen sind in den Top 100 derzeit nicht zu finden. In Berlin gab es insgesamt einen einzigen Sieg im gesamten Turnierverlauf, Ella Seidel schaffte den in der ersten Qualifikationsrunde.
Zuletzt machte der deutsche Tennisnachwuchs bei den French Open auf sich aufmerksam, bei den Junioren gab es im Finale zwischen Niels McDonald und Max Schönhaus sogar ein rein deutsches Duell und die Doppelkonkurrenz der Juniorinnen entschieden Eva Bennemann und Sonja Zhenikhova nach einem furiosen Finale für sich. „Wir sind sehr glücklich und haben mit diesem Sieg nicht gerechnet“, sagte die Berlinerin danach bei Eurosport.
Zhenikhova ist eine von Deutschlands Hoffnungen für die Zukunft im Frauentennis. „Ich habe noch nie ein Training ausfallen lassen“, sagte sie im März im Tagesspiegel und: „Meine größte Angst ist es, nicht mein Bestes gegeben zu haben.“ Das tat sie definitiv auch bei ihrem Heimatturnier in Berlin am Samstag in der ersten Qualifikationsrunde, trotzdem unterlag sie der US-Amerikanerin Caroline Dolehide nach großem Kampf in drei Sätzen.
Zhenikhova gewann zuletzt in Paris im Juniorinnen-Doppel
Die 17 Jahre alte Zhenikhova ist eine von immerhin vier Spielerinnen aus Deutschland, die in der Juniorinnen-Weltrangliste unter den Top 40 stehen. Aktuell am besten platziert ist Julia Stusek als Nummer zwölf, sie erreichte bei den French Open der Juniorinnen zuletzt das Viertelfinale. Für sie gilt allerdings wie für Zhenikhova, dass sie erst einmal auf der Frauentour Erfahrungen sammeln müssen. Gute Juniorinnen sind nicht automatisch auch erfolgreich auf der WTA-Tour.
Und selbst wenn man den ersten Schritt geschafft hat, gilt es, für Rückschläge gewappnet zu sein. Nora Noma Akugue stand 2023 beim Turnier in Hamburg im Finale und wurde danach gefeiert. Auch in Berlin war sie im Vorjahr dabei, doch 2025 läuft nicht viel zusammen bei ihr, in der Weltrangliste rangiert sie jenseits der 200. Mit 21 sind andere Spielerinnen schon deutlich weiter.
Jule Niemeier ist inzwischen 25 Jahre alt, 2022 stand sie im Viertelfinale von Wimbledon und für viele Experten vor einer großen Zukunft. Inzwischen ist Niemeier nicht einmal mehr in den Top 100 zu finden, in diesem Jahr konnte sie überhaupt erst zwei Matches gewinnen. Für Berlin reichte es so nicht einmal für eine Wildcard für die Qualifikation.
Ihren größten Karrieremoment teilte Niemeier vor drei Jahren übrigens mit Tatjana Maria, gegen die sie das rein deutsche Viertelfinale von Wimbledon verlor. Maria ist jetzt wieder obenauf und mit ihrem für Rasen wie geschaffenen Spiel beim Klassiker in London ab 30. Juni eine gefährliche Außenseiterin. Für alle anderen Deutschen gilt das aktuell eher nicht.
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