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Deutscher Eishockey-Star von den Detroit Red Wings: Moritz Seider ist einfach umwerfend
Moritz Seider ist in der National Hockey League zum Topverteidiger gereift. Dass ihm mit den Detroit Red Wings die sportlichen Erfolge noch fehlen, ist immerhin gut für Deutschland.
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Es ist inzwischen ein paar Jahre her, dass der beste Eishockey-Klub der National Hockey League (NHL) aus Detroit kam. Die Red Wings waren zu Beginn des Jahrtausends auch deswegen so gut, weil in der Defensive zwei Schweden aufräumten.
Wobei der eine, Niklas Lidström, derart herausragte, dass er fast ohne Strafzeiten auskam, weil er in den allermeisten Fällen einfach vorher schon wusste, was die gegnerischen Stürmer planten.
Und dann gab es noch Nikas Kronwall, längst nicht so elegant wie sein Partner, sondern eher der Typ freies Radikal auf dem Eis. Hatte er sich einen Gegner für einen Check ausgesucht, krachte es ordentlich. Der Begriff „kronwalled“ wurde für einen derart harten Hit eigens erfunden.
Heute sind die Detroit Red Wings ein Mittelklasse-Team, auch in dieser Saison wurden die Play-offs in der NHL mal wieder verpasst. Dabei wirken in der selbst ernannten Hockeytown allerhand alte Recken.
Oberster Kaderplaner ist Klublegende Steve Yzerman, der seit einigen Jahren versucht, die Mannschaft wieder zu alter Stärke zu führen. 2019 hatte Yzerman die Eingebung, den damals weitgehend unbekannten Deutschen Moritz Seider im alljährlichen Draft an sechster Stelle auszuwählen.
Bei den Red Wings hat er in vier Jahren kein Spiel verpasst
Yzerman sagte damals: „Ich weiß, dass ihn unsere Fans kaum kennen, aber wenn sie ihn erst einmal gesehen haben, werden sie angenehm überrascht sein.“ In diesem Punkt sollte der siebtbeste Scorer der NHL-Geschichte recht behalten. Denn Seider hat sich in den vergangenen Jahren zum Fixpunkt in Detroit entwickelt.
In den vier Jahren, in denen er in Detroit ist, hat er kein Spiel verpasst. Und schon kurz nach seinen ersten Auftritten fühlten sich viele Fans an Niklas Kronwall erinnert. Denn Seider setzt körperlich ähnliche Duftmarken wie sein schwedischer Vorgänger.
Vor einiger Zeit gab es deswegen unter Red-Wings-Fans einen Spitznamen-Wettbewerb. Die Vorschläge reichten von „Norris Seider“ in Anlehnung an Kraftpaket Chuck Norris über „German Wall“ bis hin zu „Panzer“.
In Detroit hat Seider sein sportliches Zuhause gefunden, auch sein Gehalt von 8,55 Millionen Euro jährlich bis 2031 kann sich sehen lassen. Inzwischen ist zudem seine Freundin Anna Seidel, die frühere deutsche Olympia-Shorttrackerin, zu ihm in die Vereinigten Staaten gezogen.
Mit Deutschland will er bei der WM ins Viertelfinale
Auch an Anerkennung für seine Leistung fehlt es ihm nicht. 2022 wurde er zum besten Neuling der NHL gewählt, selbst vom großen Nick Lidström wurde Seider schon geadelt: „Er spielt unheimlich körperbetont. Das ist der größte Unterschied zu mir“, sagte der mittlerweile 55 Jahre alte Schwede einmal über seinen deutschen Nachfolger.
Was fehlt, ist der sportliche Erfolg. Seider zählt zwar zu den besten Verteidigern der NHL, aber der Neuaufbau bei den Red Wings ist immer noch nicht abgeschlossen. Immerhin kann Seider so aber auch in diesem Jahr für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM antreten, er wird sie beim Turnier in Schweden und Dänemark sogar als Kapitän anführen.
Im ZDF-Sportstudio gab er zuletzt das Ziel „Viertelfinale“ aus, wohl wissend, dass Deutschland immer noch einer eher „kleinere Eishockeynation“ ist. Am Samstag geht es zunächst gegen Ungarn (16.20 Uhr/Pro Sieben), eine Pflichtaufgabe zum Auftakt. Die härteren Brocken folgen erst später im Turnier. Aber, so der 24 Jahre alte Rechtsschütze: „Wir brauchen uns überhaupt nicht zu verstecken.“
Das würde auch nicht zu ihm passen, und ihm bei einer Körpergröße von 1,93 Meter und einem Gewicht von 93 Kilogramm auch schwerfallen. Vor dem eigenen Tor aufräumen, das ist nämlich längst seine Kernkompetenz – bei den Detroit Red Wings und bei der WM für Deutschland.
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