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Deutschland darf EM 2029 ausrichten: Ein Turnier zur richtigen Zeit
Deutschland wird wieder Gastgeber eines großen Fußballturniers. 2029 findet in acht Städten die EM der Frauen statt. Die Endrunde dürfte dem Frauenfußball hierzulande einen weiteren Schub geben.
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Viel Zeit blieb Ann-Katrin Berger und Giulia Gwinn nicht, dem verpassten Titel in der Nations League nachzutrauern. Bereits einen Tag später nahmen die beiden deutschen Nationalspielerinnen als Teil einer hochkarätig besetzten DFB-Delegation an der Veranstaltung zur Vergabe der Frauen-EM 2029 im schweizerischen Nyon teil. Als die Uefa am Mittwochnachmittag bekanntgab, dass Deutschland den Zuschlag bekommt, konnten die beiden schließlich sogar wieder lächeln.
Nachdem der DFB mit seiner Bewerbung für die WM 2027 noch gescheitert war, wird in dreieinhalb Jahren wieder ein großes Frauenfußball-Turnier in Deutschland stattfinden. Das war zuletzt bei der WM 2011 der Fall; zehn Jahre zuvor fand letztmalig eine EM auf deutschem Boden statt. Derweil gehen Polen sowie die Verbände aus Schweden und Dänemark, die sich gemeinsam beworben hatten, leer aus. Das Abstimmungsergebnis fiel mit 15 von 17 Stimmen dabei sehr deutlich zugunsten Deutschlands aus.
„Wir freuen uns darauf, im Sommer 2029 ein großes Fest des Frauenfußballs zu feiern“, sagte Bernd Neuendorf. Der DFB-Präsident äußerte die Überzeugung, „erstmals mit einer Frauen-Europameisterschaft einen finanziellen Gewinn erzielen“ zu können. Heike Ullrich, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, kündigte an: „Ab heute und bis in den Sommer 2029 hinein werden wir mit aller Energie darauf hinarbeiten, eine EM auszurichten, auf die die Uefa und die gesamte europäische Fußballfamilie stolz sein können.“
In den vergangenen Monaten hatte der DFB einen riesigen Aufwand betrieben, um sich gegen andere Mitbewerber durchzusetzen. Auch wenn sich kürzlich Portugal aus dem Rennen zurückzog, war es bis zuletzt äußerst eng.
„Wir sind absolut überzeugt, dass das Turnier in Deutschland mehr als eine Million Fans anziehen und die UEFA erstmals mit einer Frauen-Europameisterschaft einen finanziellen Gewinn erzielen wird.“
DFB-Präsident Bernd Neuendorf
In seiner Bewerbung argumentierte man vor allem mit der erfolgreichen Männer-EM 2024, der zentralen Lage in Europa sowie der großen Bereitschaft der deutschen Städte mit samt ihren Stadien. Die finalen Ausrichterorte sind Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig, München und Wolfsburg.
Jürgen Eißmann und Patrick Kisko, beide Geschäftsführer der EURO GmbH, hatten im Vorfeld angekündigt, erstmalig in der Geschichte der Frauenfußball-Europameisterschaften ein Turnier profitabel gestalten zu können. Die Uefa scheinen sie damit überzeugt zu haben. „Wir könnten der ideale Showcase für die Uefa sein und dessen ‚Unstoppable‘-Strategie für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Frauenfußballs“, hatte Patrick Kisko gesagt. Nun gilt es, den eigenen Ansagen Folge zu leisten und den Rückenwind, den man bei der Bewerbung von Bund und Kommunen gespürt habe, mitzunehmen.
Der DFB investiert 100 Millionen Euro in den Frauenfußball
Gerade jetzt kommt ein Turnier im eigenen Land zur rechten Zeit: Der Frauenfußball befindet sich gesellschaftlich, sportlich und strukturell in einer entscheidenden Wachstumsphase, in der ein Großereignis zusätzliche Dynamik, Sichtbarkeit und Investitionen freisetzen kann.
Am 10. Dezember steht für die Frauen-Bundesliga die Gründung eines eigenen Ligaverbands an, bei dem allein der DFB von 2026 an knapp über 100 Millionen Euro für acht Jahre investiert. Um die Professionalisierung voranzutreiben, kommen auch auf die Bundesliga-Klubs aller Voraussicht nach finanzielle Herausforderungen zu. Mit der immer weiter steigenden Aufmerksamkeit für den deutschen Frauenfußball, die nach der EM-Vergabe erneut wachsen wird, ist man dafür noch besser gerüstet.
Nicht zuletzt entspricht das Turnier im eigenen Land dem Wunsch der Spielerinnen und der Fans, die sie in den vergangenen Monaten mit ihrem Fußball begeistert haben. Beim Halbfinale in der Nations League sahen in Düsseldorf rund 37.000 Menschen den 1:0-Sieg über Frankreich. Beim Final-Hinspiel gegen Spanien wurde auf dem Betzenberg Kaiserslautern gar die 40.000-Marke geknackt. Und auch die Bundesliga sorgt regelmäßig für Highlightspiele wie das Eröffnungsspiel zwischen dem FC Bayern und Leverkusen in der Münchner Arena oder das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV im Weserstadion.
Der deutsche Frauenfußball ist wieder bereit, sich weiterzuentwickeln und das Turnier im eigenen Land 2029 wird einen weiteren Schub geben. Schon lange, bevor es angepfiffen wird.
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