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Die deutsche Abwehr vor Torwart Roman Weidenfeller wirkte nicht immer sicher.

© dpa

WM-Testspiel mit Schwächen: Deutschland spielt gegen Kamerun 2:2

Die deutsche Nationalmannschaft hat im vorletzten WM-Testspiel gute Phasen und schlechte Phasen, am Ende steht ein 2:2 gegen Kamerun. Einigen deutschen Spielern fehlt noch die WM-Form.

Sami Khedira schaute ganz andächtig. Die Augen halb geschlossen, den Blick ein wenig gesenkt – so lauschte Khedira der deutschen Nationalhymne. Es wirkte fast so, als dürfte er diesen Moment zum ersten Mal erleben. Und ein bisschen stimmte das sogar. Der defensive Mittelfeldspieler von Real Madrid bestritt gestern Abend im Mönchengladbacher Borussia-Park sein erstes Länderspiel, seitdem er sich Mitte November das Kreuzband gerissen hat. Dass Khedira gewissermaßen auf den Punkt wieder fit geworden ist, war schon mal eine positive Nachricht für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und ihren Trainer Joachim Löw. Das Spiel selbst hinterließ einen durchwachsenen Eindruck. Es gab gute und schlechte Phasen, am Ende sprang ein 2:2 (0:0) gegen Kamerun heraus.

Während Sami Khedira rechtzeitig zur Weltmeisterschaft zurück ist, fehlten Torhüter Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm wie angekündigt in Mönchengladbach; die beiden anderen Rekonvaleszenten Bastian Schweinsteiger und Marcel Schmelzer standen ebenfalls nicht im Aufgebot. Jerome Boateng verteidigte rechts in der Viererkette, Erik Durm lief links auf. Der Dortmunder, als Einziger aus dem vorläufigen WM-Kader noch ohne Länderspielerfahrung, erledigte seine Aufgabe gewissenhaft und unaufgeregt. Durm hat gute Chancen, sich auch im endgültigen WM-Kader wiederzufinden, den Löw heute benennen wird.

Von seiner WM-Form ist Özil offensichtlich noch weit entfernt

Die Deutschen – zunächst mit Mario Götze als falscher Neun, später mit Thomas Müller – begannen schwungvoll. Nach 40 Sekunden vergab Mesut Özil die erste Chance zur Führung. Nach einem feinen Pass Boatengs schlenzte er den Ball nahezu unbedrängt am Pfosten vorbei. Es war nicht Özils einzige Fehlleistung in diesem Spiel. Der Londoner spielte mit wenig Selbstbewusstsein und leistete sich einige Fehler. Seine Auswechslung Mitte der zweiten Halbzeit wurde von den 41 250 Zuschauern mit Pfiffen unterlegt. Von seiner WM-Form ist Özil offensichtlich noch weit entfernt.

Die Gäste brachten die deutsche Defensive in Bedrängnis

Seine frühe Chance war der Auftakt für eine druckvolle Anfangsphase der Deutschen. Per Mertesacker verfehlte mit einem Kopfball knapp das Tor, einen Schuss von Mario Götze lenkte Kameruns etwas unorthodox agierender Torhüter Charles Itandje an den Pfosten. Da waren gerade mal zehn Minuten gespielt. Die Kameruner mit ihrem deutschen Trainer Volker Finke reagierten zum Teil mit unlauteren Mitteln. Für einen Test kurz vor der WM ging es zeitweise erstaunlich ruppig zu. Erst gegen Ende der ersten Hälfte konnten die Gäste die deutsche Defensive in Bedrängnis bringen. Roman Weidenfeller rettete nach einem Konter der Kameruner glänzend gegen Benjamin Moukandjo, mit einem Kopfball des Schalkers Joel Matips hatte der Torhüter schon weniger Mühe.

Bundestrainer Joachim Löw hatte sich Kamerun explizit als Gegner für eines der Testspiele vor der WM gewünscht - um die Mannschaft auf den Vorrundengegner Ghana einzustimmen. Das war vermutlich nicht die schlechteste Idee, weil die Deutschen nach der Pause einige Probleme mit den Afrikanern hatten. Nach einer Stunde gingen die Gäste sogar in Führung. Nachdem Weidenfeller einen Schuss von Samuel Eto’o abgewehrt hatte, kam der Ball erneut zu Kameruns Kapitän, der ihn aus fünf Metern über die Linie stocherte. „Sobald wir schnell die Bälle verlieren, haben wir gegen jede Mannschaft Probleme. Das haben wir über weite Strecken nicht so gut gemacht“, sagte Per Mertesacker.

Eine Niederlage im vorletzten Test vor dem Abflug nach Brasilien hätte der Stimmung rund um die Nationalmannschaft vermutlich einen harten Schlag verpasst. Entsprechend entschlossen reagierte Löws Team auf den Rückstand. Nicht mal zehn Minuten nach Kameruns 1:0 hieß es 2:1 für die Deutschen. Erst köpfte Thomas Müller nach einer Flanke Boatengs das 1:1, dann drückte André Schürrle eine Vorlage des gerade eingewechselten Lukas Podolski über die Linie. Zum Sieg reichte es trotzdem nicht, weil der Mainzer Eric Maxim Choupo-Moting Torhüter Weidenfeller zehn Minuten vor dem Ende ein zweites Mal überwand. „Wir haben uns schlechter verkauft, als der aktuelle Stand ist“, sagte Thomas Müller.

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