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Fifa-Präsident Giovanni Infantino (links) mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der WM in Katar.

© Foto: dpa/Federico Gambarini

Deutschland stimmt für Saudi-Arabien: Dem DFB fehlt der Mut für Widerstand gegen das System Infantino

Der Deutsche Fußball-Bund wird für eine WM 2034 in Saudi-Arabien stimmen. Eine Ablehnung wäre ein Zeichen gewesen, hätte den DFB im internationalen Fußball aber isoliert.

Julian Graeber
Ein Kommentar von Julian Graeber

Stand:

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stimmt am kommenden Mittwoch für eine WM in Saudi-Arabien. Das hat DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Freitag bestätigt. Zweifel daran hatte es schon im Vorfeld kaum gegeben. Die Fifa und ihr perfider Strippenzieher Gianni Infantino haben in den vergangenen Jahren alles dafür getan, Kritik zu unterdrücken und ein System der absoluten Kontrolle aufzubauen.

Saudi-Arabien ist beim Fifa-Kongress am Mittwoch einziger Kandidat für die WM in zehn Jahren. Mit der Doppelvergabe für die Turniere 2030 (Spanien, Portugal, Marokko, Argentinien, Uruguay und Paraguay) und 2034 hat Infantino Gegenkandidaten schon im Vorfeld praktisch ausgeschlossen.

Natürlich kann man nun auf den DFB draufhauen: Wie kann man bloß einer WM in einem Land mit derartiger Menschenrechtslage zustimmen, in der kritische Journalisten getötet, Homosexualität verboten ist und Frauen immer noch deutlich benachteiligt werden? Das ist eine wichtige und berechtigte Frage, doch so einfach ist es nicht.

Dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden wird, ist ausgemachte Sache. Medienberichten zufolge soll es beim Fifa-Kongress nicht mal eine echte Wahl geben, sondern nur eine Bestätigung per Akklamation. Demokratie ist der Fifa und deren Präsident Infantino fremd.

Ob Neuendorf am Mittwoch zustimmt oder nicht, ändert an der Entscheidung für Saudi-Arabien nichts. Es wäre ein Zeichen, aber es würde den DFB im internationalen Fußball isolieren. Wie in jeder Diktatur braucht es einen Zusammenschluss mehrerer Kritiker, eine Opposition der großen Verbände gegen das System Infantino.

Doch die ist momentan nicht zu sehen und der DFB mit Neuendorf an der Spitze hat nicht die Stärke oder den Willen, um sich der Fifa entgegenzustellen. Das zeigt diese WM-Vergabe und das hat auch schon das Einknicken beim Streit um die One-Love-Binde in Katar deutlich gemacht.

In zehn Jahren sollte nur keiner der Beteiligten sagen, er oder sie hätte nicht gewusst, worauf man sich mit der WM in Saudi-Arabien einlässt. Denn die Kritik war da, sie war laut – und sie wurde von allen Seiten ignoriert. Auch vom DFB.

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