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Drin ist er. Der eingewechselte Tim Kleindienst kippte das Spiel mit seinem Tor zum 1:1 in die richtige Richtung.

© dpa/Antonio Calanni

DFB-Team willensstark beim Sieg gegen Italien: Die Deutschen machen in der Nations League wirklich ernst

Die Nations League wurde hierzulande lange belächelt. Das ist diesmal anders. Die Nationalmannschaft will den Wettbewerb gewinnen. Mit aller Macht. Das sieht man.

Stefan Hermanns
Ein Kommentar von Stefan Hermanns

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Das Outfit, das die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstag im Viertelfinale der Nations League gegen Italien getragen hat, war als Hommage an vergangene Tage gedacht. Schlichte weiße Trikots, dazu weite schwarze Hosen: Das erinnerte ein bisschen an Fritz Walter und das Wunder von Bern. Lang ist’s her.

Aber nicht nur der Look der Deutschen sah ganz schön alt aus. In der ersten Halbzeit galt das auch für ihr Spiel. Die Nationalmannschaft ließ sich von den Italienern früh überrumpeln, geriet 0:1 in Rückstand und hatte in der Folge zwar viel den Ball, aber zu wenig Dominanz und kaum echte Torchancen, um die Gastgeber ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.

Das änderte sich nach der Pause, in der Bundestrainer Julian Nagelsmann zwei personelle Wechsel vornahm. Am Ende stand ein verdienter 2:1-Erfolg und der erste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft in Italien seit einer mittleren Ewigkeit. Als ihr das im Februar 1986 zuletzt gelang, war Julian Nagelsmann noch nicht einmal geboren.

„Wir haben ein unfassbar gutes Auswärtsspiel gemacht“, sagte Tim Kleindienst, der zur zweiten Hälfte eingewechselt worden war und das Spiel mit seinem Tor zum 1:1 umgehend in die richtige Richtung kippte. Dass Leon Goretzka sein starkes Comeback mit dem Siegtreffer krönte, passte auch ganz gut zu einem insgesamt erfreulichen Abend für die Gäste aus Deutschland.

Die Aussicht aufs Weiterkommen ist nach dem Auswärtssieg in Mailand glänzend. Beim Rückspiel am Sonntag in Dortmund hat die Nationalmannschaft nun die große Chance, bei der vierten Ausspielung der Nations League erstmals das Final Four zu erreichen.

Das Hinspiel war ein guter Beleg dafür, warum die Deutschen in dem einst belächelten Wettbewerb diesmal so weit gekommen sind wie noch nie zuvor bisher: Weil sie es wollen.

Und weil sie sich auch von Schwierigkeiten nicht beirren ließen: nicht von den Ausfällen wichtiger Spieler (Florian Wirtz und Kai Havertz); nicht von den Problemen im Betriebsablauf, die das neu zusammengestellte Team gegen die Italiener anfangs noch offenbarte; und auch nicht von dem frühen Rückstand gegen eine Mannschaft, mit der die Deutschen in der Vergangenheit oft Probleme hatten.

„Man hat gesehen, dass wir zwingend gewinnen wollten“, sagte Bundestrainer Nagelsmann. Sich gegen alle Widerstände stemmen: Das wird womöglich auch am Sonntag noch einmal von Nöten sein – ganz egal, wie verheißungsvoll die Ausgangslage im Moment auch erscheinen mag.

Die Geschichte ist Mahnung genug. Im Sommer 2006 waren die Deutschen auch mehr als zuversichtlich, dass sie in Dortmund, in ihrem Lieblingsstadion, gegen Italien den Einzug ins Finale der Heim-WM klarmachen würden. Der Ausgang ist bekannt.

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