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Geht nur mit Musike bei Hertha. Vladimir Darida (li.) und Dedryck Boyata nach dem Abpfiff in Dortmund.

© Matthias Koch/Imago

Zum letzten Spieltag der Saison: Die Bundesliga ist im Leben zurück, Dramaqueen Hertha zittert

Abstiegskampf, Gedrängel in der U-Bahn und hitzige Debatten um den Videobeweis - die Nähe zum Fußball ist wieder da. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Das wär’ was fürs Fußballherz. Ein Mega-Finale am finalen Spieltag. Eines, vor dem keiner weiß, in welches Stadion die Meisterschale hinterher gekarrt werden muss. Aber denkste. So was bekommen wir seit einem Jahrzehnt nicht mehr geboten. Die Bayern aus München standen schon weit vor Toresschluss als Meister fest,, zu groß ist ihre Dominanz. Aber sie lähmt die Liga nicht. Ein bis zum Ende spannender Kampf um den Titel würde zwar nationales Interesse wecken. Aber Abstiegskämpfe haben auch ihren Reiz. Vor allem, wenn es sich um Berlin handelt.

Und so erlebten wir am Sonnabend ein packendes Endspiel, typisch für die Hertha. Bei der geht es nur mit Musike. Existenzkampf am Limit, am Ende gab es eine bittere Niederlage in Dortmund: In Berlin darf weiter gebibbert werden – Hertha muss sich nun durch die Relegation zittern.

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Der Abstiegskampf ist die Meisterschaft der oft kleineren Klubs, zu denen der 1. FC Union erstaunlicher Weise nicht mehr zählt. Ein großes Drama, eine Herzenssache für die Fans eines Vereins, eine Existenzfrage für die Klubs und ihre Mitarbeitenden. Da fiebern wir gerne wieder im Stadion mit. Erst seit März dieses Jahres dürfen die Klubs ihre Arenen richtig füllen, und die Menschen spielen mit. Zwar kamen an den jüngsten Spieltagen der Bundesliga weniger Zuschauer, als in der Saison 2018/2019, der letzten Spielzeit vor Corona. Doch die Lust am Spiel, die Lust an der Nähe zum Fußball ist wieder da.

Dass die Gesellschaft zurück in die Normalität finden kann, hat sie ein wenig auch der Bundesliga zu verdanken. Gedrängel in der U-Bahn auf dem Weg ins volle Olympiastadion – alte, wieder gewonnene Realität. Berliner Leben.

Da spielen die Qualität der Spiele und Spieler in der Liga womöglich gar keine so eine große Rolle, es gibt ja viele Dinge, an denen wir uns hochziehen können. Wie zum Beispiel die Debatte um den Videobeweis. Sie will nicht abreißen, dabei macht die Kontrolle der Bilder das Spiel nachweisbar gerechter, aber eben nicht absolut gerecht. Und wir Fußballmenschen sagen nun mal gerne – aber. Wir mögen übrigens auch schnelle Entscheidungen, die im Berufsleben zum Glück selten möglich sind. Im Fußball wird nicht lang geeiert, läuft es unter einem Trainer nicht, dann fliegt der. Obwohl es der neue dann auch oft nicht besser macht.

Sportlich war es eine Bundesligasaison, in der viel Mittelmaß Trumpf war. Es war die letzte Saison des Supertalentes Erling Haaland in Dortmund, er wird künftig in der Premier Auch Robert Lewandowski, der erfolgreichste Stürmer, den die Bayern je hatten, zieht es wohl weg. Die Ligen der Superstars sind jene in England und Spanien. In der Champions League können nur die Bayern aus München mitspielen aus deutscher Sicht, und nicht mal das hat diesmal geklappt.

Eine Stufe darunter war die Rolle der Bundesliga dafür blendend stark besetzt, Eintracht Frankfurt hat das Finale der Europa League erreicht. Das Spiel gibt es nächste Woche, dann kommen als Nachschlag die Relegationsspiele mit der bibbernden Hertha, dazwischen das Pokalfinale in Berlin – genießen wir es auch noch.

Denn was uns im nächsten Herbst erwartet, von Corona bis Krieg, und ob die kommende Saison mit vollen Stadien und so spannend beginnen kann wie die alte aufgehört hat – das weiß kein Mensch. Nicht mal die Menschen vom FC Bayern.

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