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Provisorium. Weitere Veränderungen im Kader von Hertha sind nicht nur möglich, sondern bis Transferschluss auch wahrscheinlich.

© imago images/Jürgen Engler

Hertha BSC bei Borussia Mönchengladbach: Die Dinge fügen sich

Die Bedingungen für Cheftrainer Sandro Schwarz bei Hertha BSC sind alles andere als ideal. Inzwischen aber schält sich immer mehr eine erste Elf heraus.

Im Mönchengladbacher Borussia-Park treffen an diesem Freitag die Extreme aufeinander. Zum Auftakt des dritten Spieltags der Fußball-Bundesliga (20:30 Uhr, live bei Dazn) spielt das Team, das in dieser Saison die bislang wenigsten Profis aufs Feld geschickt hat, gegen die Mannschaft mit den meisten eingesetzten Spielern. Daniel Farke, der Trainer der Borussia, ist bisher mit 14 Spielern ausgekommen. Bei Sandro Schwarz von Hertha BSC sind es bereits 20.

So viel Fluktuation ist selten ein gutes Zeichen. Bestes Beispiel dafür: Hertha BSC. In der vergangenen Saison, die für die Berliner mit der Relegation gegen den HSV in die Verlängerung ging, kamen 36 Spieler zum Einsatz – mehr als bei jedem anderen der 18 Bundesligisten.

Die hohe Fluktuation bei den Berlinern hat Gründe. Die Saison hat zwar längst begonnen, der Kader aber ist immer noch ein Provisorium. Weitere Veränderungen sind nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich, bis das Transferfenster am 1. September endgültig geschlossen, verrammelt und verriegelt wird.

Gemessen an normalen Maßstäben ist der Kader, mit dem Schwarz aktuell arbeitet, viel zu groß. „Es sind harte Entscheidungen“, sagt er mit Blick auf die Bestimmung des jeweiligen Spieltagskaders. Aber viele Spieler heißt eben auch: viele verschiedene Möglichkeiten.

Daniel Farke, der Gegner an diesem Freitag, hat in beiden Saisonspielen dieselbe Startelf aufgeboten, und sollte nichts Außergewöhnliches passieren, dürfte das gegen Hertha erneut so sein. Auf der anderen Seite nahm Schwarz nach dem Pokalspiel in Braunschweig drei Änderungen vor, nach dem Derby gegen Union sogar vier. Und auch von seinen Wechselmöglichkeiten (acht von zehn) machte er - im Unterschied zum Kollegen Farke (vier von zehn) – regen Gebrauch.

Erkennbare Leistungssteigerung gegen Frankfurt

Im Borussia-Park aber könnte Schwarz nun an diesem Freitag tatsächlich mit derselben Elf starten wie vor einer Woche beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Zumindest gibt es keine zwingenden Gründe, schon wieder größere Veränderungen vorzunehmen. Nach zwei Niederlagen zum Saisonauftakt war das Spiel gegen den Europa-League-Sieger ein Schritt in die richtige Richtung. Die Leistungssteigerung war deutlich zu erkennen. „Die war auch notwendig“, sagt Schwarz.

Vor allem war sie mit dem personellen Umbau zu begründen, den Herthas Trainer nach dem matten Auftritt im Derby vorgenommen hatte. Mehr Energie, mehr Ausstrahlung als Team – all das war gegen Frankfurt, zumindest über längere Phasen, zu sehen. Es scheint, als fingen die Dinge an, sich zu fügen.

Im Sturm ersetzten die beiden Zugänge Chidera Ejuke (links) und Wilfried Kanga (Zentrum) Myziane Maolida und Davie Selke. Mit ihnen und dem derzeit überraschend auffälligen Dodi Lukebakio kam eine ganz andere Stringenz in Herthas Offensivspiel. „Das sind gute Spieler, ein bisschen anders als die, die wir vorher gehabt haben“, sagte Torhüter Oliver Christensen.

Noch ist Ejuke dabei, die körperlichen Defizite aufzuarbeiten, die er durch die fehlende Vorbereitung mit sich schleppt. „Jede Trainingseinheit bringt ihn natürlich weiter“, sagt Schwarz. Auch im Zusammenspiel mangelt es noch gelegentlich an der Feinabstimmung.

Eine bessere Entscheidungsfindung mahnt Herthas Trainer bei Ejuke an. Manchmal übertreibt er es in der Tat mit seinen Dribblings, auch wenn das Eins-gegen-eins ohne Frage seine große Stärke ist. Generell aber ist Schwarz zufrieden mit dem Nigerianer: „Er bewegt sich sehr gut, ist sehr fleißig im Training.“

Boetius wird auf lange Sicht Stammspieler unter Schwarz

Auch Herthas Mittelfeld hatte gegen Frankfurt eine bessere Präsenz. Schwarz hatte Lucas Tousart anstelle von Kevin-Prince Boateng aufgeboten und ihm auch gleich die Kapitänsbinde übertragen. Der Franzose, Herthas teuerster Transfer der Vereinsgeschichte, wurde dieser besonderen Rolle durchaus gerecht. Doch die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß.

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Hertha hat gerade erst Jean-Paul Boetius verpflichtet, der gegen die Eintracht sein Debüt als Joker feierte. „Jean-Paul hat einen guten Einstand gehabt“, sagte Schwarz, der den Niederländer aus der gemeinsamen Zeit bei Mainz 05 bestens kennt. „Er hatte gute Sequenzen mit Ball und eine gute Griffigkeit gegen den Ball.“ Mit seinen Qualitäten, aber auch mit seinem Standing bei seinem Trainer dürfte Boetius über kurz oder lang einen Platz in der Startelf sicher haben. Vielleicht spielt er sogar schon in Mönchengladbach von Anfang an.

Gegen Frankfurt kam Boetius für Ivan Sunjic. Dessen Rolle als Sechser übernahm daraufhin Tousart, während Boetius zusammen mit Suat Serdar, einem weiteren früheren Mainzer, die Achterposition besetzte. Auch für die Startelf in Mönchengladbach ist diese Formation eine mögliche Variante. „Wir werden schauen, wie wir das im Mittelfeld zusammenstellen“, sagt Sandro Schwarz. An Möglichkeiten jedenfalls mangelt es ihm nicht.

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