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Freude über den Einzug in die nächste Runde der EM: William Saliba (l) und Kylian Mbappé bejubeln den Sieg gegen Belgien.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Spätes Tor, verdienter Sieg gegen Belgien: Frankreich zieht ins Viertelfinale der EM ein

Vizeweltmeister Frankreich bleibt seiner minimalistischen Linie treu. Im Achtelfinale gegen Belgien reicht ein später Treffer zum 1:0-Erfolg.

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Der Pfiff des Schiedsrichters zur Pause war kaum ertönt, da griff sich Kylian Mbappé an den Kopf und fummelte sich als Erstes die Maske zum Schutz seiner lädierten Nase vom Gesicht. Der absolute Horror sei es, mit dieser Maske zu spielen, hatte der Kapitän der französischen Fußball-Nationalmannschaft vor dem EM-Achtelfinale gegen Belgien gesagt.

In Düsseldorf hat der Horror für Mbappé angefangen. Im ersten Gruppenspiel der Europameisterschaft, als seine Nase an der Schulter des Österreichers Kevin Danso zerschellte. Die Rückkehr an den Ort des Schreckens am frühen Montagabend gestaltete sich für die Franzosen und ihren Kapitän zwar einigermaßen nervenaufreibend, nahm für sie aber ein gutes Ende.

Fünf Minuten vor Schluss traf der eingewechselte Randal Kolo Muani mit einem abgefälschten Schuss zum 1:0 (0:0)-Sieg für die Equipe Tricolore. Offiziell wurde der Treffer dem belgischen Innenverteidiger Jan Vertonghen als Eigentor zugeschrieben.

„Es war eng“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps. „Aber wir hatten mehr Ballbesitz, wir hatten auch deutlich mehr Chancen. Wir dürfen das nicht kleinreden: Wir sind im Viertelfinale.“ Dort trifft er mit seinem Team am Freitag auf den Sieger der Partie Portugal gegen Slowenien.

Wie alle Duelle unter Nachbarn, so ist auch das zwischen Frankreich und Belgien von einer gewissen Brisanz geprägt. In Düsseldorf war das schon vor dem Anpfiff deutlich zu vernehmen. Als die Marseillaise, die Nationalhymne der Franzosen, gespielt wurde, gab es anhaltende Pfiffe aus der belgischen Kurve.

Brisantes Duell unter Nachbarn

Die Belgier haben spätestens seit der WM 2018 in Russland noch eine Rechnung zu begleichen. Damals unterlagen sie den Franzosen im Halbfinale von St. Petersburg mit 0:1 und fühlten sich durch den destruktiven Fußball des späteren Weltmeisters um ihren Lohn gebracht.

In Düsseldorf waren es die Belgier, die eine passive und abwartende Haltung einnahmen. Das Team des deutschen Trainers Domenico Tedesco zog sich weit zurück und ließ die Franzosen in seiner Hälfte gewähren. Gefährliche Torszenen erspielte sich der Vizeweltmeister allerdings nicht.

In der französischen Offensive hapert es noch

Das Problem begleitet das Team von Trainer Didier Deschamps bereits durch das gesamte Turnier. In den drei Vorrundenspielen waren den Franzosen ganze zwei Treffer gelungen – durch ein Eigentor des Österreichers Maximilian Wöber und einen Elfmeter.

Vor dem Achtelfinale gegen die Belgier war daher darüber spekuliert worden, dass Deschamps seine Mannschaft in einem 4-4-2 mit Raute und Antoine Griezmann als Zehner würde spielen lassen. Doch Griezmann lief im rechten offensiven Mittelfeld auf, wurde in französischem Ballbesitz gar zu einer Art Rechtsaußen.

Einen positiven Effekt auf die offensive Wucht der Franzosen hatte die Maßnahme zunächst nicht. Griezmanns Vortrag war in der ersten Hälfte arg fehlerbehaftet, und Mbappé gelangte nur selten in Räume, in denen er echte Gefahr hätte hervorrufen können. Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte bereitete er mit einem Solo eine gute Chance durch Aurélien Tchouameni vor. Dessen Schuss ging aber deutlich über das Tor.

Die erste richtig gute Gelegenheit hatten Mitte der ersten Hälfte die bis dahin so passiven Belgier gehabt. Kevin de Bruyne brachte einen Freistoß von der linken Seite mit rechts auf das Tor. Mike Maignan, Torhüter der Franzosen, wirkte ein wenig überrascht und klärte gerade noch mit dem rechten Fuß.

Frankreich mangelte es an Präzision

Im Anschluss wurden die Belgier etwas aktiver, ehe sie gegen Ende der ersten Halbzeit wieder die Initiative einbüßten. Abgesehen von Versuchen aus der Distanz konnten die Franzosen jedoch weiterhin kaum Gefahr erzeugen. Nur einmal gelang ihnen ein strukturierter Spielzug. Außenverteidiger Jules Koundé flankte von der rechten Seite, Mittelstürmer Marcus Thuram setzte sich am Fünfmeterraum durch, köpfte den Ball aber knapp am Tor vorbei.

Es war bezeichnend, dass Koen Casteels im Tor der Belgier erst unmittelbar nach der Pause erstmals eingreifen musste, als er den Ball nach einem weiteren Fernschuss Tchouamenis zur Ecke abwehrte. Der Druck der Franzosen nahm nun zu, doch noch mangelte es ihnen an Präzision vor dem Tor.

Den Belgiern mangelte es an allem. Nach einer Stunde und einer Balleroberung im Mittelfeld wurden sie erstmals seit de Bruynes Freistoß wieder gefährlich. Doch Theo Hernandez konnte den Versuch von Yannick Carrasco gerade noch blocken. Mittelstürmer Romelu Lukaku trat seltenst in Erscheinung. Erst 20 Minuten vor dem kam er erstmals im Strafraum zum Schuss, konnte Maignan aber nicht überwinden. „Wir hatten auch unsere Momente“, sagte de Bruyne. „Der Wille war da.“

In der Schlussphase spitzten sich die Dinge in einer Partie, die mehr und mehr zum Geduldsspiel wurde, noch einmal zu. De Bruyne scheiterte an Maignan und vergab die große Chance zur Führung. Fast im Gegenzug fiel dann das 1:0 für die Franzosen.

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