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Die Geschichte des Trampolinsports: Von der Wurfmaschine zum Olympiasport
Trampolinspringen ist nicht nur ein spaßiger Freizeittrend, sondern auch ein effektives Ganzkörper-Workout. Im Wettkampfbereich sieht es in Berlin momentan allerdings nicht so gut aus.
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Fliegen wie ein Vogel oder springen wie ein Känguru – der Wunsch, über unsere menschlichen Fähigkeiten hinauszuwachsen, scheint in uns angelegt zu sein. Ein Trampolin macht es möglich, wenigstens kurzzeitig Grenzen zu überwinden und Uwe Wochnowski, erster Vorsitzender vom TrampolinTurnClub Berlin (TTC), sagt, dass darin wohl die größte Faszination des Trampolinspringens liegt.
Schon 1951 baute der Rheinländer Albrecht Hurtmanns eine „Wurfmaschine“, die als Vorläufer des modernen Trampolins gilt. Das Gerät bestand aus einem Gestell aus Eisenrohren und einem Tuch aus Rollladengurten, das mit Fahrradschläuchen gespannt war. Nur ein paar Jahre später wurden amerikanische Trampoline auf dem Deutschen Turnfest in München vorgestellt und dann dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten kleineren Varianten Gärten und Wohnzimmer eroberten und zum Rebounding einluden.

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Trampolinspringen ist weit mehr als ein reiner Erlebnissport. Es ist ein effektives Ganzkörper-Workout. Springt man regelmäßig, verbessert sich die Ausdauer und die gesamte Muskulatur wird gekräftigt. Dazu fördert Trampolinspringen den Gleichgewichtssinn und die Koordinationsfähigkeit. „Trampolinspringen kann man in jedem Alter“, so Wochnowski. „Bei uns im Verein hüpfen schon Zweijährige und in der Anfänger-Seniorengruppe gibt es Teilnehmende, die die 75 überschritten haben.“
Dass Trampolinspringen für jedes Alter und auch für Menschen, die weniger sportlich sind, ein Gewinn sein kann, liegt daran, dass es gelenkschonend ist, da das Trampolin die Aufprallkräfte abfedert. In einer NASA-Studie wurde gezeigt, dass zehn Minuten Trampolinspringen ähnlich effektiv sein können wie dreißig Minuten Joggen.
Dazu kommt, dass der Trampolinsport von technologischen Innovationen und von einem sich ständig erweiternden Angebotsspektrum geprägt ist. So beobachtet Wochnowski, dass durch Apps und Videos so mancher, der allein auf seinem Trampolin im Garten übt, zu beachtlichen Leistungen in der Lage ist. „Es gibt Leute, die schaffen sogar 6-fach-Salto und mehr.“
Grundsätzlich rät Wochnowski aber davon ab, so etwas ohne Aufsicht und Hilfestellungen zu üben, „denn die Verletzungsgefahr ist schon sehr hoch“. Übt man im Verein, wird man schrittweise an gewagte Elemente herangeführt. „Dann ist die Verletzungsgefahr auch nicht höher als bei anderen Sportarten“, so Wochnowski.
Nachfrage in Vereinen ist riesig
Wer in Berlin Trampolinspringen will, der kann das in einer der vielen kommerziellen Sprunghallen. 2016 eröffnete etwa das „JUMP-House“ in Reinickendorf seine Tore und hob das Trampolinspringen in Berlin auf ein neues Level. Mit 120 Trampolinen zählt es zu den größten Trampolinparks in Deutschland. Ein Jahr später folgte das MyJump in Wittenau, mittlerweile auch mit Standorten in Mitte und Lichtenberg.
Man kann sich aber auch einen Verein suchen, wobei gerade für Kinder die Wartelisten nahezu überall sehr lang sind. Probieren kann man es beim TTC Berlin in Treptow-Köpenick, beim TuS Lichterfelde, beim TSV Rudow und auch in vielen anderen Bezirken. Die meisten Vereine haben neben Freizeitgruppen auch Wettkampfgruppen für jene, die mit dem Springen höher hinauswollen.
Seit den Olympischen Sommerspielen in Sydney 2000 ist Trampolinspringen olympische Disziplin. Allerdings hat Deutschland ein wenig den Anschluss an die Weltspitze verloren – es ist über 20 Jahre her, dass eine deutsche Athletin olympisches Gold im Trampolinspringen gewann.
Wochnowski erzählt, dass es im Wettkampfbereich auch in Berlin momentan nicht so gut aussieht. „Auf Verbandsebene gibt es ein großes Manko, was auch dazu geführt hat, dass sich Berliner Sportlerinnen und Sportler untereinander nicht messen konnten, weil wir während und nach Corona bis jetzt kaum Wettkämpfe hatten.“
Wochnowski wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für den Sport. Doch dazu braucht es seiner Ansicht nach gerade in Berlin eine bessere Verbandsarbeit. Trampolinspringen ist für ihn so viel mehr als nur Show oder Action und sollte auch nicht nur im Fokus stehen, wenn es Olympiasiege gibt.
Gerade die integrativen Aspekte des Sports sprechen ihm zufolge dafür, dass eine breitere Zielgruppe über die kommerziellen Angebote hinaus die Möglichkeit haben sollte, zu trainieren und so vielleicht den ganz großen Sprung zu wagen.
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