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Gejubelt wie ein Junge. Viktoria Rebensburg tritt zurück.

© Imago/Sammy Minkoff

Zum Rücktritt von Viktoria Rebensburg: Die letzte Große tritt ab - dem DSV droht eine Talfahrt

„Es immer wichtig, nur dem eigenen Weg zu folgen“, hat Viktoria Rebensburg einmal gesagt. Nun tritt sie ab und hinterlässt eine große Lücke. Ein Kommentar

Viele Schweizer und die Österreicher nehmen die deutschen Ambitionen im alpinen Skisport entweder nicht ernst oder sind regelrecht sauer, wenn die Piefkes tönen, dass sie auch eine Skifahrernation seien. Gibt ja so gut wie keine Berge im Nachbarland, das sich seine Erfolge nur erkaufe, wird dann zum Beispiel behauptet.

Tatsächlich fährt die vor allem bajuwarische Skination den kleineren Nachbarn oft hinterher, aber eben nicht immer. Im vergangenen Jahrzehnt gab es bei den deutschen Rennfahrerinnen die Ausnahmeathletin Maria Höfl-Riesch und – Viktoria Rebensburg.

Am Dienstag hat Viktoria Rebensburg nun etwas überraschend das Ende ihrer Karriere verkündet. Mit nur 30 Jahren, inmitten einer Wettbewerbspause, von der keine und keiner weiß, wann sie denn vorbei sein wird. Felix Neureuther sagt: Dieser Rücktritt sei ein „Riesen-Einschnitt für den deutschen Skirennsport“. Er sei „geschockt“. Tatsächlich bleibt jetzt nicht mehr viel übrig an deutscher internationaler Spitze. Rebensburg war neben dem skifahrerisch in Österreich (Hallo Nachbarn, Erfolg gekauft!) sozialisierten Mittenwalder Streif-Sieger Thomas Dreßen die Hoffnung im Kader für den neuen Winter.

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Die Oberbayerin hatte mit Olympiagold von Vancouver im Jahr 2010 ihren größten Erfolg schon ein Jahrzehnt hinter sich. „Sie jubelt wie ein Fußballspieler und fährt Ski wie Bode Miller. Viktoria Rebensburg steht für einen neuen Typ von Alpin-Rennläuferinnen. Mit 20 hat sie schon die in sie gesetzten Erwartungen frühzeitig erfüllt“, schrieb der Tagesspiegel damals.

Die Frau, die so weit hinten über den Skiern hockte, war eine erfrischende Erscheinung in der Szene, und der Olympiasieg im Riesenslalom als ihr erster großer Sieg natürlich eine Überraschung. Wobei bei Olympia ja oft die verkrampfen, die in der Saison den Weltcup dominieren. Das ist eben etwas anderes, so ein alle vier Jahre wiederkehrendes einmalige Event – Felix Neureuther weiß es allzu genau.

Es ist ein leiser Abtritt von der großen Bühne

Richtig groß ist im Ski, wer im Weltcup dauernd überzeugt. Rebensburg holte 2014 in Sotschi mit einem fulminanten zweiten Lauf noch mal Bronze im Riesenslalom und das war es dann mit Olympia. Die Sportlerin aus Tegernsee war von beharrlicher Sturheit. „Es immer wichtig, nur dem eigenen Weg zu folgen“, sagte sie nach ihrem furiosen Lauf von Rosa Chutor bei den Winterspielen in Russland. 

Dafür wurde sie eben eine Größe im Weltcup: Sie kam dort in Riesenslalom und Super-G und Abfahrt auf stolze 19 Siege. Der letzte davon gelang ihr im Februar in Garmisch-Patenkirchen in der Abfahrt, das steht nun fest. Die Saison war danach aufgrund einer Knieverletzung für sie beendet.

Nun sagt sie, es sei ein schöner Moment mit so einem Sieg die große Bühne zu verlassen. So kann sie es sehen, auch wenn es nun ein leiser Abritt von Viktoria Rebensburg ist. Die Skifans aus Österreich und der Schweiz dürfen traurig sein, denn das gekaufte Interesse aus dem Nachbarland könnte sponsorentechnisch gefahrbringend abflauen, wenn keine aus Deutschland mehr da ist, die um die Spitzenplätze mitfahren kann.

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