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Viele Augen sehen nicht alles. Das Schiedsrichtergespann beim Play-Off-Spiel der Eisbären in Nürnberg.

© imago/Zink

Play-offs im deutschen Eishockey: Die Schiedsrichter-Debatte ist ein Witz

Fehlentscheidungen wie nach dem bösen Foul an Eisbären-Stürmer Louis-Marc Aubry passieren. Aber deshalb sind noch lange nicht alle Schiedsrichter in der DEL überfordert. Eine Betrachtung.

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Körperliche Härte wird ja im Eishockey oft als Mittel eingesetzt, um den Gegner einzuschüchtern oder eben zu verunsichern - wenn er denn gar besser spielt. In den laufenden Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) läuft das sehr oft an den Grenzen des Erlaubten und leider auch mal an den Augen der Schiedsrichter vorbei. So leistete sich der Nürnberger Philippe Dupuis am Mittwoch im vierten Halbfinalspiel der Serie einen üblen Check gegen den Kopf von Eisbären-Stürmer Louis-Marc Aubry. In der Zeitlupe ist klar zu sehen, dass Dupuis den in den Play-offs besten Stürmer mit lang geplanter Absicht attackiert. 
Es hätte eine Matchstrafe nach sich ziehen müssen, das Spiel wäre womöglich anders gelaufen. Wahrscheinlich hätte Nürnberg nicht 4:1 gewonnen und nicht zum 2:2 in der Serie ausgeglichen). So stehen die Eisbären nun am Freitag (Beginn 19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) unter Druck: Sie sollten Spiel fünf der nach dem Modus "Best of seven" gespielten Halbfinalserie gewinnen, sonst hätte Nürnberg am Sonntag die Chance, mit einem Heimsieg in Spiel sechs ins Finale einzuziehen. 

Protest legten die Berliner nicht ein

Die Berliner verzichteten nach dem vierten Spiel auf einen Protest. Trainer Uwe Krupp, der sich nach der Attacke von Dupuis an der Bande heftig aufgeregt hatte, wäre wohl dafür zu haben gewesen - Sportdirektor Stéphane Richer allerdings nicht. Letztlich ist es auch müßig, über Fehlentscheidungen zu debattieren. Sie gehören zum menschlichen Spiel und passieren anderswo genauso wie in der Deutschen Eishockey-Liga.

Dass während der Play-offs ein Trainer Nachschulungen für Schiedsrichter forderte und Mannheims Coach Bill Stewart, den Männern im Streifenanzug attestierte, sie werden einer Liga, die sich rühme, die "Liga der Olympiahelden" zu sein, nicht gerecht, ist ein Witz. Und es zeugt von mangelnder Kultur im Umgang mit den Schiedsrichtern. Die treten ja wohl genauso wie die Mannheimer Spieler mit dem Vorsatz aufs Eis, keine Fehler zu machen.

In der NHL haben Schiedsrichter-Schelten Konjunktur

Aber es ist eine - vor allem von nordamerikanischen Protagonisten importierte Unsitte - den Schiedsrichtern in der DEL mangelndes Niveau zu unterstellen. Genauso wie der in den Play-offs oft gehörte Spruch, "die Schiedsrichter lassen die Spieler das Spiel entscheiden" seltsam ist. Heißt das: Wer als Schiedsrichter nicht entscheidet, entscheidet automatisch richtig? Das ist natürlich auch kompletter Unsinn. 

Nicht Unsinn ist allerdings, mit einer Linie zu pfeifen: So regte sich Christian Ehrhoff nach dem verlorenen olympischen Finale über die entscheidende Strafe gegen den Nürnberger Patrick Reimer auf, in der die Russen ihr Siegtor schossen. Zuvor hätten die Schiedsrichter im Spiel so etwas nicht gepfiffen, obwohl es etliche Fouls dieser Klasse gegeben habe. Aber sicher sahen die Russen die Situation auch anders.

Dupuis steht nun unter Beobachtung

Menschlich ist allerdings, auch mal etwas zu übersehen. So wie beim Foul von Dupuis an Aubry - wobei der Nürnberger natürlich geschickt operiert hat. Und das Glück hatte, dass die Schiedsrichter nichts gesehen haben. Sein Pech könnte allerdings sein, dass dies nun alle wissen, er damit genauer beobachtet werden dürfte und bei seinem nächsten Fehltritt wohl kaum davonkommen dürfte. Wenn Dupuis denn auch in Spiel fünf nicht auf gesunde körperliche Härte setzen will.

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