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Sport: Die Zukunft kehrt zurück

Moritz Volz wird Nationalspieler, weil alle erwarten, dass er Nationalspieler wird

Moritz Volz hat schon früher von Länderspielen profitiert. Als er beim Londoner Prominentenklub FC Arsenal noch in der B-Jugend spielte, durfte er in Länderspielwochen gelegentlich bei den Profis mittrainieren. Ohne die Unterstützung der Jugend hätte Arsenals Cheftrainer Arsène Wenger kaum genügend Personal zusammenbekommen, um alle seine Nationalspieler zu ersetzen. Volz hat die Rolle als Lückenbüßer nicht geschadet. Am Mittwoch, im Länderspiel gegen Kamerun, wird er vermutlich selbst zu seinem ersten Einsatz für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kommen.

Schon durch die Nominierung steht Volz in seiner Heimat zum ersten Mal seit mehr als fünf Jahren wieder im Interesse der Öffentlichkeit. Ein bisschen berühmt geworden ist er schon 1999 durch seinen Wechsel vom FC Schalke 04 zu Arsenal. Schalkes Manager Rudi Assauer brachte damals die Fantasiesumme von einer halben Million Mark Jahresgehalt für den 16-Jährigen in Umlauf und nährte damit die Furcht, dass das Ausland die Zukunft des deutschen Fußballs einfach aufkaufe. „Am liebsten hätte ich mich damals geteilt“, sagt Volz heute. Dann hätte die eine Hälfte in Deutschland bleiben und die andere nach England gehen können.

Das ist nicht mehr notwendig. Inzwischen zeigt sich, dass die Zukunft des deutschen Fußballs nur nach England ausgeliehen war. Volz wird der sechste Debütant unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann sein, der dritte, der in der Premier League spielt. Kaum jemand in Deutschland kennt Volz, aber genauso zweifelt kaum jemand an der Richtigkeit seiner Nominierung. Nach Robert Huth und Thomas Hitzlsperger galt Volz ganz automatisch als „der Nächste“. Die Berufung ist zu einer Art self-fulfilling prophecy geworden: Moritz Volz wird Nationalspieler, weil alle erwarten, dass er Nationalspieler wird.

Natürlich wird er das auch, weil Andreas Görlitz und Andreas Hinkel, die eigentlichen Kandidaten für den Posten rechts in der Viererkette, zurzeit verletzt sind. Aber wenn Volz bei Borussia Mönchengladbach, dem 13. der Bundesliga, spielen würde und nicht beim FC Fulham, dem 13. der englischen Premier League, wäre er vermutlich nicht in den Kreis der Nationalelf berufen worden.

Seine bisherige Karriere jedenfalls ist nicht unbedingt zielstrebig auf die Nationalmannschaft zugelaufen. Für Arsenals erste Mannschaft hat Volz ein einziges Spiel bestritten, er wurde nach Wimbledon ausgeliehen und schließlich an Fulham verkauft. Am Wochenende traf er auf den ein wenig jüngeren Arjen Robben vom FC Chelsea. Fulham verlor 1:4, Robben erzielte ein Tor, und Volz sah gegen den holländischen Nationalstürmer nicht immer glücklich aus.

Trotzdem schätzt Joachim Löw, der Assistent des Bundestrainers, vor allem die defensiven Fähigkeiten des Außenverteidigers. „Er spielt mit sehr großem Engagement, sehr konzentriert, aggressiv und ist einen hohen Rhythmus gewohnt.“ Im Spiel nach vorne aber besitze Volz noch Steigerungsmöglichkeiten. Seinem Passspiel mangelt es an Genauigkeit. Trotzdem: „Dass er Stammspieler in der Premier League ist, spricht für gewisse Qualitäten“, sagt Löw. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass dies für Klinsmann und Löw inzwischen die entscheidende Qualität ist.

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