zum Hauptinhalt
Swish! Niels Giffey traf gegen Khimki alle vier seiner Dreier.

© imago images/Camera 4

Alba Berlin nach dem Sieg gegen Khimki Moskau: Donuts und Selbstvertrauen statt freier Tag

Aus dem überzeugenden Sieg gegen Khimki Moskau will Alba Energie und Selbstbewusstsein für die Zukunft ziehen. Im Dezember warten zwölf Spiele auf die Berliner.

Niels Giffey hatte eigentlich nur einen Wunsch. „Es täte gut, einen Tag frei zu haben und die Jungs mal nicht zu sehen“, sagte der Kapitän von Alba Berlin am späten Donnerstagabend nach dem überzeugenden 100:80-Sieg in der Euroleague gegen Khimki Moskau. Giffey grinste dabei und wer Alba in den vergangenen Jahren näher verfolgt hat, weiß, dass im Team meist eine unheimlich gute Stimmung herrscht. Es ist also nicht so, als könne der Kapitän seine Mitspieler nicht leiden. Ganz im Gegenteil. Doch selbst die besten Freunde können mal nervig werden, wenn man sich so oft sieht, wie dies bei Albas Profis der Fall ist.

Seit der Rückkehr aus der Corona-Quarantäne Anfang November hatte Alba neun Spiele in 22 Tagen. Dazu kommen die Reisen zu den Auswärtsspielen, Corona-Tests und gemeinschaftliche Bewegungseinheiten in der Halle, die man bei dem engen Zeitplan und der enormen Belastung nur mit viel Wohlwollen als echtes Training bezeichnen kann. Es ist also gar nicht unwahrscheinlich, dass die Berliner Basketballer ihre Kollegen momentan häufiger sehen als ihre Familien.

Da ist der Wunsch nach einem freien Tag durchaus legitim, gänzlich erfüllt wird er aber nicht. Denn auch wenn Alba vier spielfreie Tage hat, ist Zeit ein kostbares Gut. Es stehen erneut Corona-Tests auf dem Programm, dazu Regeneration, ein bisschen Training und am Sonntag geht es schon nach Mailand, wo die Berliner am Dienstag das nächste Euroleague-Spiel bestreiten. „Es ist tough, diesen Schedule so durchzustehen“, sagte Giffey in seinem typischen, von vielen englischen Worten geprägten Duktus.

Was bei einem solch anspruchsvollen Spielplan allerdings mindestens so viel hilft wie ein freier Tag ohne die Kollegen, sind Siege. Und es war durchaus ein eindrucksvoller Erfolg, den die Berliner am Donnerstag feiern konnten. Die Russen standen vor dem Spiel zwar noch knapp hinter Alba tief im Keller der Euroleague-Tabelle, das lag aber eher an den schwierigen Umständen mit einigen Corona-Fällen als an mangelnder Qualität. Der Kader von Khimki ist gespickt mit erfahrenen Spielern wie Alexey Shved, Greg Monroe oder Jonas Jerebko, die alle schon in der NBA aktiv waren.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]

Nachdem Alba miserabel ins Spiel gestartet war und erst nach drei Minuten die ersten Punkte zum 2:10 erzielte, zeigte das Team danach viel von dem Basketball, mit dem es in den vergangenen drei Jahren so oft begeistert hat. „Wir haben heute viele Dinge gut gemacht, hatten einen guten Rhythmus und eine gute Defense“, sagte Trainer Aito Garcia Reneses.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das mit dem Rhythmus traf vor allem auf Giffey zu. Der 29 Jahre alte Small Forward zeigte wahrscheinlich sein bestes Spiel in der Euroleague. Er erzielte 22 Punkte, traf all seine vier Dreier, blockte zwei gegnerische Würfe und war besonders im dritten Viertel, als Alba den entscheidenden Lauf hinlegte, unheimlich effektiv.

Das galt allerdings nicht nur für Giffey – und war für Alba der Schlüssel zum Sieg. Auch Luke Sikma (20 Punkte, neun Rebounds), Ben Lammers (18 Punkte, sieben Rebounds, zwei Blocks), Peyton Siva (zehn Assists, vier Steals) und der mehr als einen Monat verletzte Louis Olinde (zehn Punkte) zeigten starke Leistungen. In der Verteidigung entnervten die Berliner die Gäste mit ihrer Intensität dermaßen, dass Monroe schon zu Beginn des Schlussviertels die Nerven verlor und sich wegen Meckerns sein fünftes Foul abholte.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Während es für die Russen also ein Abend zum Vergessen war, will Alba aus dem wichtigen Sieg Kraft für die schweren nächsten Wochen ziehen. „Das gibt dir Energie und Selbstbewusstsein für die gesamte Saison, damit man nicht in ein Tal kommt“, sagte Giffey. „Wir haben im Dezember viele Auswärtsspiele, da ist es schön, mit einem Sieg in diese Phase reinzugehen.“

Bis zum Jahreswechsel warten noch zwölf Spiele auf Alba, davon acht in fremder Halle. Für freie Tage ohne die Kollegen wird da kaum Zeit sein. Auch wenn Giffeys Wunsch in der kommenden Zeit eher nicht in Erfüllung gehen wird, gibt es doch auch Grund zur Freude beim nächsten Weg in die Trainingshalle. Denn zum ersten Mal in dieser Saison hat Alba die 100 Punkte geknackt. Und das bedeutet traditionsgemäß eine Runde Donuts. Giffey wird als Kapitän sicherlich dafür gesorgt haben, dass Neuzugang Olinde die wichtigsten hiesigen Bräuche kennt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false