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Martin Schulz bei den Paralympics in Paris

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Drei Medaillen für deutsche Para-Triathleten : Was lange währt, wird endlich gut

Nachdem der Para-Triathlon verschoben worden war, ging es am Montag für die Athleten nun endlich an den Start. Viele Pariser schauten ihnen auf der Strecke zu.

Von Helen Päßler

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Die Pressetribüne platzte am Montagvormittag aus allen Nähten. Das Interesse am Para-Triathlon in Paris war riesig. Mit bester Aussicht von der Pont Alexandre III auf den Eiffelturm ging es für die Athletinnen und Athleten endlich an den Start. Am Sonntag war der Start aufgrund der schlechten Wasserqualität noch um einen Tag nach hinten verschoben worden. Deutschland war mit insgesamt fünf Sportlerinnen und Sportler vertreten.

Die größten deutschen Hoffnungen auf eine Goldmedaille lagen auf dem Leipziger Martin Schulz. Er stieg um 12:20 Uhr als Titelverteidiger auf den Ponton in der Seine, von dem die 750 Meter lange Schwimmstrecke im Fluss startete. Doch genau mit dieser Disziplin – sonst eigentlich seine Stärke – hatte der 34-Jährige Probleme am Montag und kam erst als Sechster aus dem Wasser. Auf dem Fahrrad habe er dann alles gegeben, sagte Schulz nach seinem Wettkampf: „Ich bin da echt absolut am Limit gefahren, sowohl konditionell als auch von der Konzentration.“

Sein Einsatz zahlt sich aus. Die anfänglichen 50 Sekunden Rückstand auf den Führenden lösten sich nach und nach in Luft auf, bis Schulz nach etwa 16 Kilometern auf dem Fahrrad die Führung übernehmen konnte. Bis zum Schluss halten, konnte er diese jedoch nicht. Auf der fünf Kilometer langen Laufstrecke wurde der Deutsche vom US-Amerikaner Chris Hammer, der seinen ersten Paralympics-Sieg einfuhr, und dem Brasilianer Ronan Cordeiro noch überholt.

Der Triathlon-Hattrick aus drei aufeinanderfolgenden Goldmedaillen bei den Paralympics ist damit nicht geglückt, zufrieden war Martin Schulz dennoch. „Ich glaube, das war das stärkste Feld, das der Para-Triathlon je gesehen hat“, sagte Schulz. Taktieren sei am Montag nicht möglich gewesen, sein Trainer hätte deswegen nicht wie sonst Zeiten und Rückstände auf seiner Tafel notiert, sondern nur die Namen seiner Freundin und seines Sohnes, erklärte der 34-jährige Schulz – und kämpfte dabei mit den Tränen.

Zuvor war bereits Schulz‘ Trainingskollege und Freund Max Gelhaar in seinen Wettkampf gestartet. Auch er erwischte beim Schwimmen in der Seine keinen optimalen Start. Die Situation sei chaotisch gewesen. „Anfangs sind alle aufeinander und übereinander geschwommen“, beschrieb der 26-Jährige die Situation im Wasser. Seine Taktik, der Strömung bestmöglich auszuweichen, sei aber dennoch aufgegangen.

Nach dem 20 Kilometer langen Radkurs ging der deutsche Triathlet in Führung, ehe der Spanier Daniel Molina auf der Laufrunde näher kam und Gelhaar schnell überholte. Dritter wurde der Niederländer Nico van der Burgt. Dass es wahrscheinlich nicht für Gold reichen wird, habe Gelhaar bereits nach dem Radfahren geahnt. Er zeigte sich dennoch zufrieden. „Wäre ich 40 Sekunden früher da gewesen, wäre ich vielleicht noch ein bisschen glücklicher, aber ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung“, sagte Gelhaar.

Nur anderthalb Jahre nachdem Anja Renner mit dem Para-Triathlon begonnen hatte, debütierte sie am Montag in Paris mit ihrem Guide Maria Paulig auf der paralympischen Bühne – und gewann direkt Bronze. Trotz der insgesamt schnellsten Fahrradzeit sei ihnen dies erst beim Laufen bewusst geworden. Nach der Radstrecke war der Rückstand auf die Führenden bereits recht groß gewesen, weshalb Renner und Paulig sich darauf konzentrierten, ihre Position zu halten und das Rennen solide zu beenden – und wurden am Ende mit Bronze belohnt.

„Das Ergebnis, das wir heute erreicht haben, zeigt, dass wir ein tolles Team sind“, sagte Renner im Anschluss an den Wettkampf. „Wir vertrauen uns blind“, fügte Guide Paulig hinzu. Kommunikation während des Wettkampfes sei deshalb kaum nötig. Lediglich kleine Absprachen in den Wechselzonen und Informationen über die aktuelle Platzierung beim Laufen habe es gegeben.

Anja Renner und Guide Maria Paulig fuhren zu Bronze.

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Auch die weiteren deutschen Starterinnen Neele Ludwig und Elke van Engelen zeigten gute Leistungen. Ludwig beendete ihren Triathlon auf Rang acht, van Engelen wurde Zehnte. Einer Meinung waren alle deutschen Triathletinnen und Triathleten, was die Kulisse betraf. „Paris ist eine Hammerstadt, tolle Atmosphäre, hat einfach Spaß gemacht“, sagte Renner.

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn wir am Sonntag gestartet wären, da wären hier noch ein paar tausend Leute mehr gewesen. Heute hat in Frankreich die Schule wieder angefangen und trotzdem waren hier so viele Leute da“, freute sich Martin Schulz. Und auch Max Gelhaar hatte während des Fahrradfahrens den ein oder anderen Blick nach links und rechts riskiert und die Strecke in der Pariser Innenstadt genossen.

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