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Sport: Drei Tage vor dem Champions-League-Duell mit den Bayern siegt Madrid 3:0 gegen Barcelona

Der Spion saß auf der Tribüne des Bernabeu-Stadions, und was er sah, das dürfte ihm nicht behagt haben. Wolfgang Dremmler, Bayern Münchens Abgesandter beim Spitzenspiel der ersten spanischen Liga, erlebte eine furios aufspielende Mannschaft von Real Madrid, die im Spiel aller Spiele den alten Rivalen FC Barcelona mit 3:0 besiegte.

Der Spion saß auf der Tribüne des Bernabeu-Stadions, und was er sah, das dürfte ihm nicht behagt haben. Wolfgang Dremmler, Bayern Münchens Abgesandter beim Spitzenspiel der ersten spanischen Liga, erlebte eine furios aufspielende Mannschaft von Real Madrid, die im Spiel aller Spiele den alten Rivalen FC Barcelona mit 3:0 besiegte. Und das drei Tage vor dem Münchner Gastspiel in der Champions League bei Real. Dremmler rief sofort in München bei Ottmar Hitzfeld an, und der war beeindruckt. "Die Spieler von Real haben große Moral, und sie glauben wieder an sich", sagte der Münchner Trainer bei der Party zum 100. Geburtstag des FC Bayern.

Spätestens nach dieser beeindruckenden Vorstellung wissen sie beim Deutschen Meister, wie schwer es am Dienstag in Madrid wird. Vorbei sind die Zeiten, da Real in Spanien eine Lachnummer war. Das war im vergangenen Herbst und endete mit der Entlassung von Trainer John Toshack. Unter seinem Nachfolger Vincente del Bosque dreht Real wieder auf. Der frühere Nationalspieler war eigentlich nur eine Art Notlösung, weil große Namen aus dem Ausland nicht so schnell zu haben waren. Del Bosque hat ganz Arbeit geleistet. Seine Mannschaft ist zur rechten Zeit voll auf der Höhe.

Das hat nicht bloß mit der längeren Spanischen Meisterschaft zu tun, die diesen Winter einzig von Weihnachten bis Neujahr unterbrochen wurde. Real nahm gleich nach dem Jahreswechsel an der WM für Klubmannschaften teil. Seit Mitte Januar musste die Mannschaft wöchentlich mindestens zwei Pflichtspiele bestreiten. Die Bilanz der Schinderei ist widersprüchlich. Die Madrider, die vor der Abreise zur WM nach Brasilien in der spanischen Liga nur zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt waren, fielen nicht etwa weiter zurück. Nein, Real robbte sich nach der Heimkehr auf Platz zwei vor und steht nur noch drei Punkte hinter Tabellenführer Deportivo La Coruña.

Wenn nun die nationalen Meisterschaften ebenso wie die europäischen Pokal-Bewerbe in die heiße Phase gelangen, wird der volle Terminkalender zusätzlich belastet mit Länderspielen. Ganz ohne Vorteile ist die chaotische Anhäufung von Terminen indes nicht. Auch das zeigte sich in Madrid, wo die Mannschaft in den letzten zweieinhalb Jahren unter internationalen Spitzentrainern wie Jupp Heynckes, Guus Hiddink und John Toshack Formschwankungen gezeigt hatte.

Del Bosque machte aus der Not das Beste und konnte es sich bei der Vielzahl der Spiele leisten, nach Verletzungen oder Formkrisen faktisch schon ausgesonderte Kicker wieder Chancen einzuräumen. Bestes Beispiel ist Nicolas Anelka. Der Franzose, zu Saisonbeginn für 65 Millionen Mark von Arsenal London gekommen, galt als teurer Fehleinkauf. Dann verletzte er sich auch noch. Del Bosque aber hatte Geduld. Ausgerechnet gegen den FC Barcelona erzielte Anelka sein erstes Saisontor. Die spanischen Blätter jubeln, Real sei eine "perfekt funktionierende Maschinerie geworden". Vincente del Bosque ist zufrieden. "Dieser Sieg hat uns die nötige Moral und Motivation gegeben, um gegen Bayern München zu spielen", sagte er. Auch gegen Barcelona setzte er den 18-jährigen Iker Casillas ein. Dieser hat den lange verletzten, ehemaligen deutschen Nationaltorhüter Bodo Illgner auf die Ersatzbank verbannt. Dort wird Illgner wohl auch am Dienstag gegen den FC Bayern sitzen.

Harald Irnberger

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