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Das 1:1 der Leipziger. Halstenberg jubelt, Kimmich reklamiert.

© Imago/opokupix

Dürftiges Niveau bei Leipzig gegen Bayern: Entscheidend is’ gegen den Ball. Leider!

Nach der WM in Katar endlich wieder ehrlicher Bundesliga-Fußball? Das vermeintliche Spitzenspiel Bayern gegen Leipzig hält den Hoffnungen und Erwartungen nicht stand.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Joshua Kimmich spürte einen leichten Luftzug an der Schulter, doch schon der reichte anscheinend, um ihn umgehend zu Boden zu schicken. Kimmich, Selbstbild: deutsche Eiche, protestierte pflichtschuldig, doch das Tor der Leipziger zum 1:1-Endstand gegen den FC Bayern München, das er durch mangelnde Standfestigkeit im Zweikampf mit Andre Silva entscheidend begünstigt hatte, zählte.

Natürlich war es ein bisschen mehr als ein leichter Luftzug. Ein Kontakt lag vor, wie es in solchen Fällen so schön heißt: Silva hatte im Kampf um den Ball kurz und fast zärtlich seine Hand auf Kimmichs Schulter gelegt. Ein strafwürdiges Vergehen lag nicht vor, Torschütze Marcel Halstenberg durfte jubeln.

Die Szene aus dem vermeintlichen Spitzenspiel der Bundesliga zum Auftakt des neuen Fußballjahres war ärgerlich für Kimmich und die Münchner. Sie erzählte aber auch etwas über den Zustand des deutschen Fußballs wenige Wochen nach der unerquicklichen Weltmeisterschaft in Katar: Offenbar mangelt es ihm weiterhin an Standfestigkeit.

Eine Fortsetzung der Wüsten-WM mit anderen Mitteln

Für Fußballromantiker war das Eröffnungsspiel zwischen den von der katarischen Fluglinie gepamperten Bayern und dem Projekt aus Leipzig ohnehin nur die Fortsetzung der Wüsten-WM mit anderen Mitteln. Von Vorfreude keine Spur.

Die fußballerische Darbietung der beiden angeblich besten deutschen Mannschaften war dann leider auch nicht dazu angetan, dieses Urteil zu widerlegen. Begeisternd sieht anders aus.

Das Gipfeltreffen der Bundesliga war ein dröge Veranstaltung

Der Zufall wollte es, dass sich Rudi Völler nur wenige Stunden vor dem Anpfiff in Leipzig erstmals in seiner neuen Funktion als Direktor der A-Nationalmannschaft der Männer geäußert hatte. Es war sein erster Versuch, der depressiven Stimmung im Fußballlande Optimismus entgegenzusetzen. Soooooo schlecht sei der deutsche Fußball nun auch wieder nicht. Qualität sei weiterhin vorhanden.

Schon im ersten Realitätscheck ist Völlers Zuversicht krachend durchgefallen. Das Gipfeltreffen der Bundesliga entpuppte sich als recht dröge Veranstaltung, als unerwartetes Fehlerfestival. Viel Krampf und Kampf, wenig Spiel und Fluss: Willkommen im Land der Balljäger. Entscheidend is‘ gegen den Ball.

Vermutlich ist es nach einer derart langen Pause nicht ungewöhnlich, dass die Darbietungen noch nicht das höchste ästhetische Niveau erreichen. Aber vielleicht steckt auch mehr dahinter. Oder eher: weniger.

Die Antwort darauf gibt es womöglich schon in ein paar Wochen: wenn Bayern in der Champions League auf Paris Saint-Germain trifft und Leipzig auf Manchester City.

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