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Vorsichtiger Optimismus beim 1. FC Magdeburg. Zuletzt gab es ein 3:0 gegen Jahn Regensburg.

© dpa/Andreas Gora

„Eigentlich käme das noch zu früh“: Magdeburg und der Traum vom Bundesliga-Aufstieg

Der einzige Europapokalsieger der DDR-Fußballgeschichte klopft an die Tür zur Ersten Liga. Dennoch hält sich die Euphorie in der Stadt noch in Grenzen. Und jetzt geht es erstmal zu Hertha BSC.

Von Bjarne Stocksmeyer

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Vor einem Jahr feierten sie den großen Fußball in Magdeburg. 50 Jahre war es 2024 her, seit der 1. FCM im Europapokal der Pokalsieger das Finale gewann. Es war der einzige Titel einer Fußballmannschaft aus der DDR im europäischen Vereinsfußball und es ist eine Geschichte, die sie in Magdeburg schon oft erzählt haben.

Gut ein Jahr später nähert sich die heutige Magdeburger Spielergeneration zumindest dem nationalen Topniveau wieder an. Tatsächlich spielt die Mannschaft von Trainer Christian Titz um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga, die erste wohlgemerkt. Vier Spieltage vor Saisonende rangiert der 1. FCM auf Relegationsplatz drei, am Freitag steht das Auswärtsspiel bei Hertha BSC an (18.30 Uhr/Sky).

Für alle, die sich noch an Spiele gegen den ZFC Meuselwitz vor nicht allzu langer Zeit erinnern, sollten Duelle mit dem FC Bayern München oder Borussia Dortmund eine verlockende Aussicht sein. Doch von Euphorie angesichts eines möglichen Aufstiegs ist in Magdeburg derzeit noch wenig zu spüren.

„In der Stadt wird das nur so nebenbei wahrgenommen, man lässt es auf sich zukommen“, erzählt ein Fan und erklärt, dass bei den anderen Aufstiegen in jüngerer Vergangenheit die Begeisterung größer gewesen sei. „Klar wäre es schön, ins Oberhaus einzuziehen, aber das kommt für den Verein eigentlich noch zu früh.“

Zu frisch ist die Erinnerung an die vergangene Spielzeit, als der Klassenerhalt in der Zweiten Liga erst am vorletzten Spieltag gesichert wurde. Ein 0:0 gegen Fürth zum 50. Jubiläum des Europapokalsieges sollte dafür letztlich reichen. Aktuell befinden sich die Magdeburger in ihrer dritten Zweitliga-Saison, der Kampf um Platz drei ist allerdings noch hochspannend. Selbst der Tabellenzehnte Hannover 96 ist bei sechs Punkten Rückstand auf Magdeburg noch im Rennen.

Und das Restprogramm des 1. FCM ist anspruchsvoll: Mit Paderborn und Düsseldorf warten noch zwei direkte Konkurrenten, Hertha am Freitag ist das derzeit formstärkste Team der Zweiten Liga. Für Magdeburg spricht, dass es die Mannschaft selbst in der Hand hat, zuletzt waren die Leistungen aber schwankend. Bei Abstiegskandidat Ulm gab es vor zwei Wochen eine 0:1-Niederlage. Konstanz ist im Aufstiegsrennen in dieser Saison aber für fast alle Teams ein Fremdwort.

Die Bundesliga wäre für die Stadt eine Herausforderung

In jedem Falle wäre es ein emotionales Ereignis, wenn es der dreimalige DDR-Meister schafft, erstmals in die Bundesliga aufzusteigen. Gerade für die Fans, die einst schon die Oberligaspiele in der DDR verfolgt und jede Wendung des Vereins durchlebt haben. Einer dieser langjährigen Anhänger sieht allerdings auch strukturelle Probleme auf Magdeburg zukommen: „Für die Stadt wird sich erstmal nur Chaos entwickeln, man sieht das ja jetzt schon bei den Spieltagen.“ Immerhin: Langfristig werde mehr Geld nach Magdeburg und in den Fußball fließen, was sich auch positiv auswirken könnte.

Die Hardcore-Anhänger sehen auch noch ganz andere Probleme: „Der Zusammenhalt im Block dürfte sich verändern, da noch mehr Menschen zu Heim- oder Auswärtsspielen pilgern werden. Und das würde ich schon sehr vermissen“, erzählt ein regelmäßiger Stadiongänger. Auf der anderen Seite könnte ein verpasster Aufstieg auch zur Folge haben, dass die besten Spieler abwandern und sich eine derart große Chance so schnell nicht wieder bietet.

Neben Realismus herrscht deswegen auch vorsichtiger Optimismus unter den Anhängern. Mit der Leistung der letzten Wochen sollte der Relegationsplatz möglich sein. Ob es für den 1. FC Magdeburg in den beiden Entscheidungsspielen dann zum Aufstieg reicht, ist eine andere Frage. Lust auf Liga eins hätten sie jedenfalls in Magdeburg, auch wenn klar ist, dass es schwer werden dürfte, sich dort zu behaupten. Im Fußball aber hilft es bekanntlich von Spiel zu Spiel zu denken und erstmal wartet am Freitag Hertha BSC.

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