zum Hauptinhalt
Alt, aber unersetzlich. Marvin Plattenhardt (links) und Peter Pekarik sind unter dem neuen Trainer Felix Magath wieder unangefochtene Stammspieler bei Hertha BSC.

© IMAGO/Nordphoto

Ein Hauch von 2015 bei Hertha BSC: Felix Magath setzt auf eine Flügelzange mit Erfahrung

Rechts Peter Pekarik, links Marvin Plattenhardt: Mit der ältesten Flügelzange der Bundesliga will Hertha BSC gegen Mainz 05 den Klassenerhalt perfekt machen.

Felix Magath feiert in wenigen Wochen seinen 69. Geburtstag, er hat im Profifußball, sowohl als Spieler wie als Trainer, einiges erlebt, und es gibt viele Menschen, die ihn ohnehin für den Stoiker schlechthin halten. Vielleicht tut man ihm mit einem solchen Urteil Unrecht. Magath kann definitiv auch anders.

Am Freitagmittag saß der Trainer von Hertha BSC auf dem Podium im Medienraum des Klubs, er fuchtelte geradezu expressionistisch mit seinen Händen durch die Luft, und seine Stimme nahm nach und nach eine bedrohliche Lautstärke an.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Magath sprach über die Ausgangsposition seiner Mannschaft im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Die Situation wird zwei Spieltage vor Schluss allgemein als recht komfortabel eingestuft. Einen Sieg braucht Hertha aus den Spielen gegen Mainz und in Dortmund noch, um sich endgültig zu retten, dann ist es völlig egal, was die Konkurrenz macht.

Aber von solchen Rechnungen will Magath vor dem Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) gegen Mainz nichts hören. Gerade weil er und die Spieler das in den vergangenen Tagen immer wieder zu hören bekommen haben. Von wegen: Das macht ihr schon. Den Klassenerhalt habt ihr im Sack. „Da bildet sich eine Atmosphäre, die sagt: Ihr seid ja schon durch“, klagte Magath, der fast ein bisschen nervös und angespannt klang.

Das ist eben keine Frage des Alters und der Erfahrung. Peter Pekarik ist mit 35 Jahren der älteste Spieler im Kader von Hertha BSC; keiner spielt länger für die Berliner als der Slowake (seit 2012). Aber von Ruhe und Gelassenheit keine Spur. Felix Magath, der Pekarik schon vor mehr als einem Jahrzehnt in Wolfsburg trainiert hat, wundert sich, „dass er immer noch nervös und angespannt ist, vielleicht ein bisschen zu angespannt für das, was er bisher schon geleistet hat“.

Der Einsatz von Plattenhardt ist noch fraglich

Aber womöglich ist ja exakt diese Haltung ein Grund dafür, dass man mit 68 Jahren immer noch mit heißem Herzen auf der Trainerbank sitzt. Oder mit 35 in der Bundesliga die Seitenlinie entlangflitzt. „Er ist ein ganz wichtiger Spieler auf der rechten Seite, der gerade in dieser Phase dazu beigetragen hat, dass wir uns so gut entwickelt und gute Aussichten haben, die Klasse zu halten“, sagt Magath über seinen Rechtsverteidiger Pekarik.

Seit sechs Spielen ist Magath jetzt als Trainer für Hertha zuständig. In jedem der sechs Spiele stand der Slowake in der Startelf, und zwar jedes Mal von der ersten bis zur letzten Minute. „Peter ist wirklich ein Top-Profi“, sagt Magath. „Er lebt die Hertha, ist immer fokussiert, immer konzentriert. Er kennt seine Aufgaben und will sie maximal erfüllen.“

Ein bisschen hat man bei Hertha gerade das Gefühl, man sei mit einer Zeitmaschine ins Jahr 2015 zurückgereist: Rechts in der Viererkette erledigt Peter Pekarik seinen Job sehr seriös und stets solide; auf der anderen Seite ist Marvin Plattenhardt, 30, mit seinem feinen linken Fuß für das Besondere zuständig. Auch der frühere Nationalspieler hat seit dem Amtsantritt von Magath seinen Stammplatz zurück, weil er laut seinem neuen Trainer „ein begnadetes linkes Füßchen“ hat.

Pekariks Vertrag läuft aus – verlängert Hertha mit ihm?

Seitdem Magath bei Hertha auf der Bank sitzt, hat Plattenhardt drei Tore vorbereitet. In all den Saisonspielen davor war es kein einziges. Bei wohlwollender Betrachtung kommen aus dem Spiel gegen Hoffenheim sogar noch zwei Torbeteiligungen hinzu, die nur deshalb nicht in die offizielle Wertung eingegangen sind, weil nach Plattenhardts Standards noch ein anderer Spieler vor dem jeweiligen Torschützen am Ball war. Auch vor einer Woche in Bielefeld entsprang Herthas Führung einer Ecke des Linksverteidigers, und die beste Chance aus dem Spiel, einen Kopfball von Davie Selke, bereitete er mit einer präzisen Flanke ebenfalls vor.

Die älteste Flügelzange der Liga ist auf jeden Fall noch äußerst aktiv. Allerdings ist fraglich, ob sie auch gegen Mainz in der bewährten Besetzung wird auflaufen können. Plattenhardt, der schon länger Probleme mit den Adduktoren hatte, hat in dieser Woche nur reduziert trainiert. Es wäre schön, wenn er in der Lage wäre zu spielen, sagt Magath, die medizinische Abteilung arbeite daran. Aber sicher ist es eben nicht.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Im Zweifel würde Fredrik Björkan den freien Platz in der Viererkette einnehmen. Der Norweger hat zuletzt den Vorzug vor Maximilian Mittelstädt erhalten, den Magath in der Offensive besser aufgehoben sieht.

Auf der anderen Seite ist Peter Pekarik derzeit konkurrenzlos. Allerdings könnte das Spiel gegen Mainz sein letztes vor heimischem Publikum im Olympiastadion sein. Pekariks Vertrag läuft in diesem Sommer aus, der von Plattenhardt in einem Jahr. Wie und ob der Verein weiter mit den beiden routinierten Außenverteidigern plant, dazu wollte sich Fredi Bobic am Freitag nicht äußern. „Wir machen erst mal den Klassenerhalt perfekt. Wenn wir das geschafft haben, dann können wir über diese Themen reden“, sagte Herthas Geschäftsführer Sport. „Aber nicht davor. Und schon gar nicht öffentlich.“ Felix Magath dürfte das gefallen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false