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Glückskind. Wesley Sneijder (r.) kann seinen vierten Titel holen.Foto: dpa

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Sport: Ein Tag für die Geschichte

Was man zum WM-Finale noch wissen muss

Geschichte schreiben I

Wesley Sneijder kann heute nicht einfach nur Weltmeister werden. Hollands Spielmacher steht vor dem ganz großen Triumph. Mit Inter Mailand hat er bereits das Triple aus nationaler Meisterschaft, nationalem Pokal und Champions League gewonnen. Besiegen die Holländer Spanien, würde sich Sneijder auch den vierten von vier möglichen Titeln sichern: das Quadrupel gewissermaßen oder den Grand Slam des Fußballs. Nicht schlecht für einen, der vor einem Jahr noch als nicht galaktisch genug für die Neuen Galaktischen von Real Madrid erachtet wurde. Nun kann Sneijder auf eine Stufe mit Pelé emporsteigen. Brasiliens Fußballlegende hat 1962 als bisher einziger Spieler das erreicht, was Sneijder nun schaffen könnte: innerhalb eines Jahres alle verfügbaren Titel zu gewinnen. Sneijder kann Pelé sogar noch übertreffen. Der Holländer ist auch für die Auszeichnung des besten Spielers der WM (Goldener Ball) nominiert und besitzt die Chance, bester Torschütze (Goldener Schuh) zu werden. Vor dem Finale führt er die Rangliste mit fünf Toren an – gemeinsam mit dem Spanier David Villa, dem Uruguayer Diego Forlan und Thomas Müller aus Deutschland.

Geschichte schreiben II

Erst zwei Mannschaften sind bisher gleichzeitig Welt- und Europameister gewesen. Die erste war die deutsche Nationalelf, die sich 1972 in Belgien den kontinentalen Titel sicherte und zwei Jahre später bei der WM im eigenen Land triumphierte. Genau umgekehrt machten es die Franzosen: 1998 wurden sie im Stade de France Weltmeister, 2000 gewannen sie die EM in Holland und Belgien durch ein Golden Goal im Finale gegen Italien. Der aktuelle Europameister Spanien könnte heute als drittes Team das Double gewinnen.

Geschichte schreiben III

Egal wer heute gewinnt, es wird eine Premiere geben: Zum ersten Mal holt eine europäische Mannschaft außerhalb Europas den Titel. Bisher ist es ohnehin nur einem Land gelungen, auf einem anderen Kontinent Weltmeister zu werden: den Brasilianern, die das sogar zwei Mal schafften. 1958 in Schweden sicherten sie sich den ersten ihrer fünf Titel; 2002, bei der WM in Japan und Südkorea, wurden sie zum bisher letzten Mal Weltmeister.

Wider die Geschichte

Sieben Spiele sind es bis zum WM-Titel, aber manchmal entscheidet sich schon in der ersten Partie, wer Weltmeister werden kann und wer nicht. Zumindest nach dem Gesetz der Serie. Und das spricht mit ganzer Härte gegen Spanien. Noch nie in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften hat eine Mannschaft den Titel geholt, die ihr erstes Spiel verloren hat. Der Einzug ins Finale ist nach einem Fehlstart in das Turnier schon das Höchste der Gefühle. Geschafft haben das bisher Deutschland (1982, nach einer 1:2-Auftaktniederlage gegen Algerien), Argentinien (1990, 0:1 gegen Kamerun) und Italien (1994, 0:1 gegen Irland). Ein schlechtes Omen für die Spanier, für die das Turnier in Südafrika mit einem 0:1 gegen die Schweiz begonnen hat. Als schlimmeres Omen aber empfinden es die Spanier, dass der Schiedsrichter des Finales Howard Webb heißt. Der Engländer hat Spaniens Vorrundenspiel gegen die Schweiz geleitet.

Geschichte wiederholt sich

Im Finale der WM trifft die Mannschaft, die Deutschland im Halbfinale ausgeschaltet hat, auf das Team, das sich im Viertelfinale gegen Brasilien durchgesetzt hat. So war das vor vier Jahren in Berlin, so ist es auch diesmal im Soccer-City-Stadion von Johannesburg: der Deutschland-Bezwinger Spanien (2006: Italien) gegen den Brasilien-Bezwinger Holland (2006: Frankreich). Wenn sich Geschichte wiederholt, heißt das … Ach, lassen wir das. sth

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