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Ein Verlust, der gar nicht so weh tut? : Was der Tabakovic-Abgang für Hertha BSC bedeutet
Auf den ersten Blick schmerzt Hertha BSC der Abgang von Haris Tabakovic ungemein. Doch entegen vieler Erwartungen scheint beim Zweitligisten Gelassenheit zu überwiegen. Aus gutem Grund.
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Als Cristian Fiél vor dem anstehenden Heimspiel gegen Jahn Regensburg (Samstag, 13 Uhr) nach Haris Tabakovic gefragt wurde, waren keine Anzeichen von schlaflosen Nächten beim Hertha-Trainer zu erkennen. Im Gegenteil: „Klar gibt es schönere Dinge im Fußball, aber sollte es so kommen, mache ich mir keine großen Sorgen“, gab sich der Deutsch-Spanier gelassen.
Nun ist es so gekommen. Zwar noch nicht offiziell, aber alles spricht dafür, dass der 30-jährige Schweiz-Bosnier, der bereits seinen Medizincheck absolviert haben soll, zur TSG Hoffenheim wechselt und sich seinen Bundesliga-Traum erfüllt. Laut verschiedenen Medienberichten sollen die Kraichgauer zwischen vier und fünf Millionen Euro in die Hauptstadt überweisen. Es wäre das zehnfache von dem, was Hertha im vergangenen Sommer für Tabakovic ausgab.
Während der Wechsel des Torschützenkönigs der vergangenen Zweitliga-Saison bei manchen Hertha-Fans wohl sofort für Gedanken á la ‚Das mit dem Aufstieg wird doch wieder nichts’ sorgte, scheinen die Berliner Offiziellen also auf Gelassenheit zu bauen. Was womöglich auch mit der Transfersumme zu tun haben dürfte. So schwer wie der sportliche Verlust ist, so wertvoll ist auch der finanzielle Gewinn durch den Abgang von Tabakovic.
Wertvoller Deal für Hertha
Schon in der gesamten Transferphase ist der Balanceakt für die Berliner ein schwieriger. Zum einen braucht es einen aufstiegsfähigen Kader, zum anderen braucht es aber auch Transfererlöse, um finanziell verantwortungsvoll zu handeln. Der Aufstieg mag alternativlos sein, die wirtschaftliche Konsolidierung allerdings auch. Und so sind fünf Millionen Euro, die man für einen 30-Jährigen einnimmt, etwas, wozu Geschäftsführer Benny Weber und Co. nicht nein sagen können.
Zumal der Bosnier in der bisherigen, wenngleich auch jungen Saison, nicht der Tabakovic ist, der noch im Mai die Torschützenkanone hochhielt. Kein Pflichtspieltor, wenig Ballkontakte und kaum Einbindung in das neue Berliner Spiel. Ein Spiel, das mehr auf offensive Variabilität und Kombinationsspiel, und weniger auf Konterfußball und Flanken in den Sechzehner setzt. Haris Tabakovic passte zum Dardai-Fußball, aber nicht zum Fiél-Fußball.
Und so mag es, aus Sicht des Berliner Zweitligisten, sinnvoller sein, mit Tabakovic den dringend benötigten Transferüberschuss zu erzielen, anstatt anderes Edelsilber zu veräußern. Ein Abgang von Fabian Reese oder von Ibrahim Maza wäre ein wohl noch größerer Verlust. Insbesondere Eigengewächs Maza, der sich in den ersten Spielen zum Berliner Unterschiedsspieler dribbelte und in Abwesenheit von Reese das Kreativelement in der Hertha-Offensive ist, wäre noch schwerer als Tabakovic zu ersetzen.
Ersatz gibt Grund zur Gelassenheit
Gelassenheit gibt Fiél auch die Frage nach dem Ersatz für den scheidenden Stoßstürmer. Mit Florian Niederlechner, Neuzugang Luca Schuler, dem schon beinahe aussortierten Smail Prevljak oder Derry Scherhant, ist Hertha selbst nach dem Tabakovic-Transfer zumindest quantitativ gut besetzt. Und auch qualitativ macht das DFB-Pokalspiel gegen Hansa Rostock Mut. Florian Niederlechner fand mit zwei Treffern seinen Torinstinkt wieder, Luca Schuler zeigte, wie wertvoll seine Schnelligkeit sein kann. Gut möglich also, dass Hertha sogar gar nicht mehr auf dem Transfermarkt aktiv wird.
Aufschluss darüber wird auch die Partie gegen Jahn Regensburg geben. Wer die Tabakovic-Rolle gegen den Aufsteiger einnehmen wird, wollte Cristian Fiél noch nicht verraten. Nur dass „auf jeden Fall mit einem Stürmer“ gespielt werde, gab der 44-Jährige schmunzelnd zu.
Zum Schmunzeln bringen dürfte Fiél auch die Formkurve seiner Mannschaft. Nach dem 5:1-Erfolg im Pokal, sieht der 44-Jährige seine Mannschaft in einem Aufwärtstrend, der den ersten Heimsieg der Saison bringen soll. „Wir müssen da weitermachen, wo wir in Hamburg und Rostock aufgehört haben.“
Doch Fiél, der im Mittelfeld wieder auf Mickael Cuisance zurückgreifen kann, ist gewarnt vor den Gästen. „Sie haben im Pokal einen Bundesligisten rausgeworfen. Sie haben in der Liga schon einen Sieg geholt“, sagte er. Besonders bei Standards und im Umschaltspiel könne der Jahn gefährlich werden. Hertha BSC muss aufpassen. Gelingt erneut nicht der erste Saisonsieg, werden die Stimmen, die Fehlstart rufen, wohl wieder lauter. Und Cristian Fiél erwarten vielleicht doch unruhige Nächte.
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