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Am Freitagabend treffen der Münchner Patrick Hager und Eisbär Gabriel Fontaine erneut aufeinander.

© Imago/kolbert-press/Ulrich Gamel

Eisbären Berlin empfangen Red Bull München: Der große Vergleich der DEL-Titelsammler

In den vergangenen zehn Saisons haben die beiden Teams sieben Titel gewonnen. Dass sich derzeit eine Lücke auftut, hat viel mit einem altbekannten Meistermacher zu tun.

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Don Jackson kehrt nach Berlin zurück. Am 23. Januar wird der US-Amerikaner in der Friedrichshainer Arena geehrt für seine zahlreichen Titel und Verdienste mit den Eisbären. Auch wenn diese schon etwas länger her sind und Serge Aubin auf bestem Wege ist, ähnlich erfolgreich zu wirken.

Der Gegner wird dann Red Bull München sein. Nach den fünf Titeln mit den Eisbären führte er anschließend die Bayern zu vier Meisterschaften, seit 2023 ist er im Ruhestand. Von der Verfassung eines großen Champions allerdings sind die Münchner trotz ansteigender Form noch ein Stück entfernt. Am Freitagabend, der Generalprobe für die Jackson-Feierlichkeiten, treten sie nach den bisherigen Saisonleistungen als Außenseiter in Berlin an (19.30 Uhr, Arena in Friedrichshain).

Patrick Hager, Kapitän des derzeit sechstplatzierten Teams in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), sagt: „Auf sehr gute folgen noch zu oft schwächere Spiele. Daraus ergibt sich der Punkteabstand auf die derzeitigen Topteams wie Ingolstadt oder Berlin.“ Zehn Zähler sind es aktuell auf die Eisbären auf Rang zwei der Tabelle.

Auf die Ära von Don Jackson folgt ein schwieriger Umbruch

Eisbären-Stürmer Lean Bergmann sagt: „Es wird ein Topspiel von Topmannschaften. Nach unserem ersten Spiel haben sie ein bisschen was gutzumachen.“ Nach einem 0:2-Rückstand hatten die Berliner das Spiel noch zu einem 3:2 gedreht und München die erste DEL-Niederlage in der neuen Heimarena beschert.

Dass die Münchner nicht mehr diesen dominanten Stil aufs Eis bringen können, der sie über Jahre hinweg zum unangenehmsten Gegner der DEL machte, ist keine neue Erkenntnis. Um genau zu sein, kämpft das Team anhaltend mit dem Umbruch, seitdem Jackson mit dem vierten Titel 2023 aufgehört hat.

Toni Söderholm, der frühere Bundestrainer, war die Wunschlösung. Allerdings schaffte es der Finne schon in der vergangenen Saison nicht, seinem Team eine neue Identität zu geben. Nachdem auch der Start in diese Spielzeit missglückt war, trennte sich der Verein im Oktober von ihm. Max Kaltenhauser, der zunächst als Interimslösung galt, durfte bleiben und hat dem Team wieder eine gewisse Stabilität gegeben.

Wie schwer die Zeit nach der Jackson-Ära ist, haben auch die Eisbären erfahren müssen, die 2013 bekanntlich den siebten Titel holten und anschließend zweimal Bekanntschaft mit dem Pre-Play-offs machen mussten. Über Jahre hinweg gelang es nicht mehr, zu dem Stil zu finden, der auch sie schier unbezwingbar gemacht hat. Sowohl der Kader, der nicht mehr optimal zusammengestellt war, als auch Trainer, denen es nicht gelang, das Team entscheidend weiterzubringen, spielten dabei eine Rolle.

Wir stehen nicht so schlecht da, wie uns mancher macht.

Patrick Hager, Kapitän von Red Bull München

Diese Parallele möchte Hager allerdings nicht überbewerten. Auch weil es bedeuten würde, dass nun einige Jahre vergehen würden, ohne am Ende der Saison mit einem Titel belohnt zu werden. „Nach einem Trainerwechsel oder einem größeren Umbruch muss man sich immer umstellen. Wir hatten eine unglaublich erfolgreiche Zeit mit ihm, aber es bringt nichts, an die Vergangenheit zu denken.“ Schließlich gehe es um die Gegenwart, „und wir stehen nicht so schlecht da, wie uns mancher macht.“

2022 feierten die Eisbären mit ihren Fans ausgerechnet in München den neunten Titel.

© Imago/Eibner/Heike Feiner

Womöglich wird dieser Eindruck auch dadurch verstärkt, dass der wankelmütige Gesamteindruck so gar nicht passen mag zum schicken SAP Garden, in dem die Münchner seit dieser Saison ihre Heimspiele bestreiten. Knapp 10.800 Fans können jetzt bei den Spielen dabei sein. Gerade in der Ticket-Abteilung hofft man natürlich auf rauschende Spiele, um neue Zielgruppen gewinnen.

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Punkte sammelte München bislang in 15 Heimspielen.

Die Mannschaft erspielte zu Hause bislang im Schnitt 1,5 Punkte, das liegt unter den Erwartungen. Allerdings sind die Münchner längst nicht das einzige Team, das von der Wucht der eigenen Unterstützung manchmal etwas überrumpelt wirkt. Die Kölner Haie als der Klub mit der zahlenmäßig größten Unterstützung kommt auf einen Wert von 1,6. Die Eisbären stehen bei 1,8, sammeln aber schon seit Jahren auf fremdem Eis konsequenter ihre Punkte.

„Ich verstehe die neue Arena nicht als Last, sondern als Freude“, sagt Hager. „Wir wollen alle die Halle vollkriegen, weil wir gutes Eishockey spielen. Natürlich sind die Erwartungen der Zuschauer groß, dass sie etwas geboten bekommen.“ Bei den Eisbären wollen sie nun weitere Argumente vor dem nächsten Heimspiel sammeln.

Berlin und München haben das besondere Sieger-Gen

In den vergangenen zehn Spielzeiten konnten zweimal die Adler Mannheim den Titel gewinnen, die Saison 2019/2020 wurde wegen der Coronapandemie abgebrochen. In allen anderen Jahren triumphierten entweder die Münchner (4 Titel) oder die Eisbären (3).

Auch wenn der ERC Ingolstadt in dieser Saison bislang groß aufspielt und die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven mittlerweile ebenfalls ein Spitzenteam sind, glaubt Hager doch, dass Berlin und München mit einem besonderen Sieger-Gen ausgestattet sind.

„In beiden Teams gibt es Jungs, die schon einige Titel erlebt haben. Und sie geben diese Mentalität an ihre Mitspieler weiter“, sagt er. Das ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Mannschaften, die das noch nicht so gut kennen.“

In den kommenden Tagen und Wochen soll diese Mentalität schon wieder sichtbar werden. „Der Dezember ist eine besonders herausfordernde Zeit. Wenn du alle zwei bis drei Tage ein Spiel hast, kannst du eine Niederlage schnell wieder vergessen machen. Wenn es aber nicht läuft und du in einigen Spielen wenig punktest, kann sich schnell eine Lücke auftun“, sagt Hager. Bis zum Wiedersehen mit Jackson soll der aktuelle Unterschied aus Sicht der Gäste jedenfalls deutlich kleiner werden.

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